zum Hauptinhalt

Gesundheit: Ein bescheidenes Berliner Business

TURNERS THESEN zu Bildung und Politik Vor kurzem ist in Berlin die „European School of Management and Technology“ (ESMT) gegründet worden. Ziel ist der Aufbau einer Einrichtung, die sich mit den besten der Welt messen will.

TURNERS THESEN

zu Bildung und Politik

Vor kurzem ist in Berlin die „European School of Management and Technology“ (ESMT) gegründet worden. Ziel ist der Aufbau einer Einrichtung, die sich mit den besten der Welt messen will. Niemand wird ernsthaft etwas gegen private Einrichtungen einwenden. Nachweislich falsch allerdings ist die Behauptung, die deutschen Universitäten entließen keine hervorragend ausgebildeten Absolventen. Das widerlegen die Bildungsbiografien der ESMT-Protagonisten selbst. Wo haben denn sie ganz überwiegend ihre Ausbildung erfahren? Der frühere Sprecher des Vorstands der Deutschen Bank, Rolf Breuer, wird damit zitiert, dass er deutsche Hochschulabsolventen pauschal für ungeeigneter hält als jene, die in den USA oder London studiert haben. Spricht er hier womöglich aus eigener Erfahrung, wenn er sich mit seinem Nachfolger vergleicht?

Bezüglich der Finanzierung ist nicht alles so „privat“ wie man es gerne darstellt. Das frühere Staatsratsgebäude hat das Land Berlin kostenlos zur Verfügung gestellt. Fachleute bezweifeln, dass die eingeworbenen Mittel und Studiengebühren von 30 000 Euro pro Jahr ausreichen, die hochgesteckten Ziele zu erreichen. Professoren von besonders renommierten Institutionen aus dem Ausland sind wohl kaum in großer Zahl zu finanzieren. Holt man einheimische Hochschullehrer, muss man sich fragen, warum in sie Vertrauen gesetzt wird, da doch die deutschen Hochschulen angeblich nicht gut genug für den Manager-Nachwuchs sind.

Der Koordinator des Vorhabens, der frühere Chef von Thyssen-Krupp, Gerhard Cromme, führt als Argument für die Business-School an, deutsche Bewerber, die eine entsprechende Ausbildung nachfragten, seien auf das Ausland angewiesen. Wenn sie dann fern der Heimat einen Abschluss erzielt hätten, kämen sie nicht zurück und gingen der deutschen Wirtschaft verloren. Bisher wurde stets geklagt, dass deutsche Studenten ihr Studium und auch zusätzliche Qualifikationen vornehmlich im Inland absolvieren und deshalb ein fehlender Auslandsbezug zu beklagen sei.

Offene Fragen und Ungereimtheiten en masse. Die Entwicklung wird ähnlich sein wie bei der Gründung anderer vollmundig gepriesener Institutionen: Der Anspruch ist hoch, die Realität später eher bescheiden.

Berlins Wissenschaftssenator a.d.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false