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Gesundheit: Ein Roboter im Seelentunnel des Pharao

Ein Kettenfahrzeug erkundet die Schächte der Cheops-Pyramide

Ob das dem großen Pharao gefallen hätte? Ausgerechnet seinen Seelengang haben amerikanische Fernsehproduzenten dem US-Publikum zur besten Sendezeit präsentiert. In der Nacht zum heutigen Dienstag öffnet ein kleiner Roboter den steinernen Verschluss eines bisher unerforschten engen Schachtes in der Cheops-Pyramide.

Bei Redaktionsschluss stand das Ergebnis noch nicht fest, aber für deutsche Archäologen war schon vor der spektakulären Altertums-Show klar, dass sich hinter der Tür nichts Sensationelles verbirgt, etwa ein zweiter Grabschatz à la Tutenchamun. „Ich vermute eher einen Hohlraum“, sagte der Archäologe Frank Steinmann von der Leipziger Universität vor der Öffnung. Viel wahrscheinlicher ist, dass der Gang – im Einklang mit den mythischen Vorstellungen der alten Ägypter – der Seele des Pharaos erlaubt, aus der Pyramide heraus- und wieder hineinzugehen.

Aber der Geist des altägyptischen Herrschers findet schon lange keine Ruhe mehr. Schon Jahrtausende, bevor das Kamerateam des US-Magazins „National Geographic“ noch die letzten Winkel seiner Bleibe ausforschen würde, hatten Grabräuber die Pyramide des Cheops ausgiebig geplündert. Cheops war der zweite Herrscher der vierten Dynastie und regierte von 2551 bis 2528 v. Chr. Das etwa 4500 Jahre alte Bauwerk wurde wenige hundert Jahre nach der Fertigstellung gründlich ausgeraubt. Spätere Pharaonen ließen sich unterirdisch, im Verborgenen, begraben.

Neun Fußballfelder als Grundfläche

Das eigentliche Wunder ist nicht ein bislang verborgener Schatz, sondern die Pyramide selbst. In schätzungsweise drei Jahrzehnten wurde die größte Pyramide aus rund 2,5 Millionen Steinen errichtet. Nach ihrer Fertigstellung hatte die Cheops-Pyramide eine Seitenlänge von 230 Meter und eine Höhe von 146 Meter (heute: 227 Meter). Sie war mit weißem Kalkstein verkleidet. Auf der Grundfläche dieses perfekten Bauwerks hätten neun Fussballfelder Platz.

Die Cheops-Pyramide steht am Anfang der ägyptischen Hochkultur, und ihre technische und ästhetische Vollkommenheit zieht bis heute Wissenschaftler, Künstler und Esoteriker in ihren Bann. Aber auch Ingenieure wie den Deutschen Rudolf Gantenbrink. Der Amateur-Archäologe hatte Anfang der 90er Jahre die Belüftung der Pyramide modernisiert, das Bauwerk vermessen und einen kleinen Roboter ns „Upuaut“ (altägyptisch für „Öffner der Wege“) gebaut.

„Upuaut“ sollte zwei rätselhafte Schächte erkunden, die von der Königinnenkammer im Innern der Pyramide ausgehen – einer nach Süden, der andere nach Norden. Jeder dieser Gänge ist nur 20 mal 20 Zentimeter breit und hoch und damit offenkundig nicht für Menschen gemacht (siehe Infografik). Entdeckt wurden sie bereits 1872 von dem Engländer Walter Dixon.

Der Roboter rollte durch den Nordschacht und verklemmte sich nach 19 Metern. 1993 schickte Gantenbrink das verbesserte Nachfolgemodell „Upuaut-2“ in den Südschacht, wo das wendige, nur sechs Kilo schwere Kettenfahrzeug erst nach 65 Metern halt machte – vor einer rätselhaften geschliffenen Steinplatte mit zwei eingelassenen, vermutlich kupfernen Metallzapfen.

Die Frage ist: was verbirgt sich hinter dieser Tür? Gantenbrink brannte darauf, das Geheimnis zu lüften. Aber er überwarf sich mit Zahi Hawass, dem allgewaltigen Direktor der ägyptischen Antikenverwaltung. Der Grund: Gantenbrink war voreilig an die Presse gegangen, um seine Ergebnisse zu verkünden. Für Sensationen aus dem Reich der Pharaonen ist aber nun mal Hawass zuständig. Gantenbrink fiel in Ungnade.

Hawass, der mit seinem breitkrempigen Hut und seiner hemdsärmeligen Art wie der ägyptische Onkel des Hollywood-Archäologen Indiana Jones wirkt, suchte sich andere Partner für seinen eigenen Medien-Coup, nämlich die populärwissenschaftliche National-Geographic-Gesellschaft. Sie präsentiert nun einen eigenen Roboter namens „Pyramid Rover“. Aber irgendwie sieht der kleine Krabbler der US-Firma „IRobot“ seinem Urahn „Upuaut“ noch ziemlich ähnlich. wez

Mehr im Internet unter:

www.cheops.org und www.nationalgeographic.com

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