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Gesundheit: Eine Lösung für 30 Millionen?

Oberschöneweide würde sich als Fachhochschulstandort rechnen

Der Turm der Elektronikfirma Samsung überragt die Industriegebäude in Oberschöneweide. Dort, wo Walter Rathenau die große Industriestadt der AEG im Südosten Berlins errichten ließ, stehen die meisten Fabrikhallen inzwischen leer. Samsung ist mit 1100 Beschäftigten der größte Arbeitgeber der Region. Ansonsten gibt es noch einige mittelständische Betriebe im Umkreis des einstigen Kabelwerkes Oberspree. 1999 wurde ein Teil des Industriegeländes Oberschöneweide in der Hoffnung saniert, dort wieder Industrie anzusiedeln. Seitdem kostet der Leerstand jährlich 2,5 Millionen Euro.

Jetzt möchte sich die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW), die mit nahezu 9000 Studenten die größte in den neuen Ländern ist, in den leer stehenden Hallen ansiedeln. Noch im Mai beschloss der Berliner Senat, den Standort Oberschöneweide für die FHTW mit 96 Millionen Euro auszubauen. Am 1. Juli machte der Senat seinen Beschluss mit der Begründung rückgängig, dass eine Fertigstellung der Bauten im Jahre 2010 zu spät käme und keine wirkliche Entlastung brächte, weil die FHTW dann immer noch auf vier Standorte zersplittert wäre.

Diese Entscheidung widersprach dem erklärten Ziel der SPD-PDS-Koalition, die Studienplätze an den Fachhochschulen auszubauen, um den Rückstand Berlins gegenüber dem sonstigen Bundesgebiet aufzuholen. Bei einer Ortsbesichtigung in Oberschöneweide erklärten der Berliner DGB-Vorsitzende Dieter Scholz und der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, Jan Eder, jetzt, der jüngste Senatsbeschluss sei ein Paradebeispiel dafür, wie eine Standortunterstützung nicht sein soll. Eigentlich wolle Berlin die Infrastruktur ausbauen, die Wissenschaft fördern und gute bestehende Einrichtungen pflegen. Der Senatsbeschluss verletze alle drei Grundsätze.

Die FHTW hat jetzt zwei Pläne vorgelegt, die die Bedenken des Senats aufgreifen. Mit 94 Millionen Euro könne man erreichen, dass die Fachhochschule sich nur noch auf drei Standorte konzentriere und ihre bisherigen Dependancen für die Ingenieurausbildung an den Standorten Ostkreuz und Blankenburg aufgebe. Bei der zweiten Variante könnte die FHTW sich sogar auf nur zwei Standorte konzentrieren: Oberschöneweide und Karlshorst. Dazu würden Bekleidungstechnik und Design vom Warschauer Platz nach Oberschöneweide verlagert. In Karlshorst würden die Wirtschaftswissenschaften konzentriert. Diese Variante würde 108 Millionen Euro kosten. Da es sich um Hochschulbauten handelt, würde der Bund die Hälfte der Kosten tragen. Die Bündnisgrünen haben ausgerechnet, dass die effektiven Kosten für Berlin sich auf 30 Millionen Euro reduzieren lassen und wollen einen entsprechenden Antrag in die Haushaltsberatungen einbringen.

Uwe Schlicht

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