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Gesundheit: Eine Million Seiten

Der Elite-Wettbewerb der Universitäten ist eine große Papierschlacht. 75 Kilo kommen von der FU

75 Kilo Papier hat die Freie Universität am vergangenen Freitag mit einem Lieferwagen nach Bonn geschickt. Eine Zitterpartie. Was, wenn der Fahrer seine Fracht nicht bis um Mitternacht bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) abliefert – etwa, weil er im Stau steckt? Dann hätte die FU die Einsendefrist verpasst und wäre im Elite-Wettbewerb disqualifiziert worden. FU-Präsident Dieter Lenzen wartete deshalb angespannt auf den Anruf des Fahrers. Endlich kam die Nachricht: Alles lief glatt, die Kisten mit den Anträgen sind pünktlich in Bonn angekommen.

Dort liegen sie jetzt bei der DFG in einem großen Sitzungsraum, gemeinsam mit 300 Paketen aus der ganzen Republik, aufgereiht auf Tischen. Solche Papierberge, schätzungsweise eine Millionen Seiten, hat man bei der DFG noch nicht gesehen. Mit morgendlichen „Auspackpartys“ haben die Mitarbeiter die Aufgabe gestemmt, wie Anne Lipp von der DFG-Geschäftsstelle berichtet. Nun werden die Anträge nach Fachgebiet geordnet. „Starke Männer“ werden die Stapel dann über die DFG-Büros verteilen, sagt Lipp. Von dort werden die Pakete an die Gutachter, Wissenschaftler aus dem In- und Ausland, geschickt. Wie viele Anträge eingegangen sind, hat die DFG noch nicht gezählt. Aber es sind wohl weniger als die je 190 Cluster und Graduiertenschulen, die die Unis zuerst angekündigt haben. Die Zeit war knapp, so dass viele Unis nicht alle Ideen in Anträge gegossen haben.

Nun beginnt ein aufwändiges mehrstufiges Auswahlverfahren. Zunächst urteilen international besetzte Gutachtergruppen über die Skizzen. Auf der Basis dieser Empfehlung und des Urteils der DFG-Fachkommission wird die gemeinsame Kommission von Wissenschaftsrat und DFG im Januar entscheiden, welche Universitäten eine Runde weiter kommen und ihre Skizzen bis zum Frühjahr zu großen Anträgen ausarbeiten dürfen. Liegen die Anträge der Unis vor, müssen die Gutachter, die DFG-Fachkommission und die gemeinsame Kommission von DFG und Wissenschaftsrat erneut urteilen. Das letzte Wort hat der „Bewilligungsausschuss Exzellenzinitiative“ der DFG. In einem Jahr soll es gesprochen werden. In einer zweiten Antragsrunde im Jahr 2007 haben alle Universitäten eine neue Chance.

Die Freie Universität tritt in allen drei Säulen des Wettbewerbs an: bei den Graduiertenschulen, den Exzellenzclustern und den „Gesamtkonzepten“. In der letztgenannten Rubrik steckt nicht nur viel zusätzliches Geld, sondern das größte Renommee: Nur fünf bis zehn von Deutschlands 100 Universitäten werden sich den Stern, als ganze Uni ausgezeichnet worden zu sein, an die Brust heften können. Wie die FU sich hier aufstellen will, bleibt noch ihr Geheimnis – sie hat Angst vor Ideenklau. Anja Kühne

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