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Gesundheit: Eintauchen ins Leben

Das Infektionsrisiko bei Wassergeburten ist gering

„Wassergeburten werden immer beliebter“, sagt Albin Thöni, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im Krankenhaus Sterzing in Südtirol, wo inzwischen jedes zweite Baby im flüssigen Element zur Welt kommt. „Immer mehr Frauen entscheiden sich für diese Gebärmethode, weil sie weniger Stress für Mutter und Kind bedeutet.“

Skeptiker indes warnen vor einem erhöhten Infektionsrisiko, dem Neugeborene im warmen Wasser der Entbindungswanne ausgesetzt seien. Wie groß dieses Risiko tatsächlich ist, haben Mitarbeiter des Krankenhauses in Sterzing gemeinsam mit dem Mikrobiologischen Labor in Bozen in einer drei Jahre dauernden Studie untersucht. Das Ergebnis wurde vor kurzem in der Fachzeitschrift „Gynäkologische Praxis“ veröffentlicht. Demnach ist das Infektionsrisiko bei Wasserbabies nicht größer als bei auf dem Kreißbett geborenen.

Zwölf von 986 Wasserbabies wurden mit Verdacht auf eine beginnende Infektion antibiotisch behandelt (1,22%), im Vergleich zu 17 von 647 Landbabies (2,63%). Warum die Wasserbabies in Sterzing sogar weniger an Infektionen litten als die herkömmlich entbundenen Säuglinge, ist nicht klar. Vom Gebären in der Wanne werden nämlich nur Frauen ausgeschlossen, die eine Steißlagen- oder Mehrlingsgeburt erwarten oder bei denen das Fruchtwasser verfärbt ist.

„Voraussetzung für eine Wassergeburt ist natürlich strenge Hygiene“, sagt der Geburtsmediziner Thöni. Das auf Körpertemperatur erwärmte Wannenwasser muss Trinkwasserqualität haben und speziell gefiltert werden, um Keime wie Legionellen und Pseudomaden abzufangen, die insbesondere in älteren Krankenhäusern vorkommen können.

Auch eine britische Studie an 4032 Kindern, die im Wasser geboren wurden, kam zu positiven Ergebnissen. Durchgeführt wurde sie von Ruth Gilbert und Pat Tookey vom Institute of Child Health in London. Nach ihren Angaben benötigten nur 8,4 pro 1000 Wasserbabys eine spezielle neonatologische Behandlung, bei den anderen Kindern waren es bis zu 64.

Für das Baby bedeutet der Sprung vom Fruchtwasser ins Wasserbecken womöglich weniger Stress als die „frische Luft des Kreißsaals“, wie Gerhard Ortmeyer, Gynäkologe an der Uniklinik Hamburg, sagt. Nach zwölf Jahren Praxis, in der er mehr als 3000 Geburten jeder Art betreute, sagt er: „Es ist wunderschön, ein Neugeborenes unter Wasser zu sehen.“

Monika Rößiger

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