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Gesundheit: Eisendünger gegen den Klimawandel?

Südmeere könnten mehr Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen – doch für eine Trendwende zu wenig

Wer die südlichen Ozeane mit Eisen düngt, kann das Klimagas Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernen. Das haben US- amerikanische Forscher in einem großen Experiment nachgewiesen, dessen Ergebnisse sie nun im Fachblatt „Science“ (Band 304, Seite 408) vorstellen. Allerdings glauben sie nicht, dass die Methode die Klimaerwärmung nennenswert zu bremsen vermag.

Genau das aber war die Idee hinter dem Experiment: Die in den südlichen Ozeanen schwimmenden Pflanzennährstoffe wie Nitrat und Phosphat könnten erheblich größere Mengen mikroskopisch kleiner Algen ernähren, als dort tatsächlich leben. Dem Phytoplankton fehlt indes das Spurenelement Eisen. Als die Forscher im Januar und Februar 2002 Eisenverbindungen ungefähr auf der Höhe von Kap Hoorn in den Südpazifik kippten, lösten sie damit tatsächlich eine Algenblüte aus. Beim Wachsen verbrauchen diese Mikroorganismen ähnlich wie jede Pflanze große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid.

Werden die Algen allerdings anschließend von anderen Organismen wie dem nur wenige Zentimeter langen Krebs Krill gefressen, gelangen bei deren Verdauung ähnliche Mengen Kohlendioxid zurück in die Umwelt, wie sie das Plankton vorher aus der Luft geholt hatte. Die Algenblüte würde daher nur dann das Klima kühlen können, wenn relativ viele Algen nach ihrem Ableben unverdaut und unzersetzt auf den Meeresgrund sinken würden. Dort unten wäre das Kohlendioxid längerfristig isoliert.

Bei ihrem Experiment im Südozean sank aber nur ein recht geringer Teil der Algen in die Tiefe, berichten die Forscher. Mit dieser Methode könne daher allenfalls ein kleiner Teil des zurzeit bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen in die Luft gepusteten Kohlendioxid abgefangen werden.

Diese Schätzung bestätigt Victor Smetacek vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, der im Februar und März 2004 ein ähnliches Experiment mit dem Forschungsschiff „Polarstern“ machte. Sieben Tonnen Eisensulfat brachten die Forscher dabei 2200 Kilometer südwestlich von Kapstadt aus.

Erneut sank nur ein Teil der erzeugten Organismen bis auf den 3800 Meter tiefen Meeresgrund. Selbst wenn alle im Südozean vorhandenen Nährstoffe verbraucht und am Meeresgrund gelagert würden, könnten so nur 15 Prozent des von der Menschheit freigesetzten Kohlendioxids wieder aus der Luft entfernt werden. „Es wäre daher sinnvoller, die Freisetzung von Kohlendioxid zu drosseln“, meint Smetacek.

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