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Fitness-Serie: Eine runde Sache

Nobody is perfect, sagt Trainer Thorsten Kiese sich selbst und seinen Klienten – und setzt auf Gelassenheit.

Ärzte leben gesundheitsbewusst und Personal Trainer lassen sich niemals gehen. Klingt gut, stimmt aber nicht immer. Nehmen wir Thorsten Kiese aus Spandau. Als er Fitnessmanager im Meridian Spa wurde, war das nicht nur ein guter Job, sondern auch einer mit Vorbildfunktion. Hart trainiert hatte da aber schon fast zwei Jahre nicht mehr, auch nicht, als er begann, wieder als Personal Trainer zu arbeiten. Thorsten Kiese hilft seinen Kunden, „dem hektischen Alltag mit guter Fitness und mentaler Stärke zu trotzen“. Mehr muss nicht sein, auch für ihn selbst nicht. Übertriebene Eitelkeit ist ihm fremd. Das wiederum finden seine Kunden klasse.

Er ist milder geworden zu sich, selbst wenn sich das ein bisschen auf den Hüften niederzuschlagen beginnt. „Das liegt auch am Alter“, sagt der 41-Jährige. Als Trainer hilft es immer, wenn man aus eigener Erfahrung sprechen kann. Er kennt die Klippen des Alltags, weiß, wie schwer es ist, mit dem Rauchen aufzuhören oder ein paar Bierchen weniger zu trinken. Hat er alles schon mal selber in den Griff bekommen. Kiese nennt sich Personal Fitnesscoach, er will seinen Klienten beibringen, den Sinn hinter den Übungen zu entdecken. „Damit der Sport irgendwann selbstverständlich zum Leben gehört, im Idealfall lebenslang.“ Er will, dass die Leute entspannt mit dem Thema Training umgehen und Bewegung dennoch als Lebensaufgabe betrachten. Das bringt er lässig und undogmatisch rüber für Laien wie Leistungssportler. Speerwerferin Karen Scholz etwa, Seniorenweltmeisterin von 2007, will selbst entscheiden, wie sie trainiert, will sich nicht bestimmte Schonhaltungen von Sportmedizinern vorschreiben lassen. „Nur weil irgend jemand irgend etwas behauptet, muss das noch lange nicht für jeden stimmen“, pflichtet Kiese bei. Manche verzweifeln an solch einer Erkenntnis, Thorsten, den Trainer, macht sie nur gelassener. Er habe sich ein gesundes Misstrauen angeeignet im Laufe seines Lebens, sagt er.

Mit 15 trug er Irokesenschnitt, schlappte auf Pearl Jam Konzerte und interessierte sich für nichts außer Musik und Sport. Er landete erst mal als Fliesenleger auf dem Bau, raffte sich dann doch auf, holte das Abitur nach und begann in einer Sicherheitsfirma zu arbeiten. Er sagt, die Menschenkenntnis aus diesem Job habe ihm später beim Personal Training geholfen. Als Bodyguard blieben oft nur Sekunden zu entscheiden, ob jemand wirklich nur Fan sei oder Fanatiker. Konzentration und Einfühlungsvermögen, ein Gespür für Persönlichkeiten setzt das voraus. Passt zum Personal Training wie der Rest der Kiese’schen Punkerseele auch: querdenken, keine Trainingsmythen übernehmen, ohne sie zu hinterfragen. Seine Methode setzt auf Kraft und Ausdauer plus optimaler Ernährung – gerade bei etwas wilderem Lebensstil.

Was das heißt, lebt er vor. Ganz besonders, wenn er mit seinem Sohn, der Schlagzeug und seiner Tochter, die Bass spielt, auf Konzerte geht: von Daniel Wirtz, Interpol oder Chikinki – und am nächsten morgen pünktlich auf der Trainingsmatte steht, um die Augen zwar etwas müde, aber authentisch, entschlossen und auf entspannte Weise unperfekt.

WORKSHOP
Lust auf einen von drei 55-minütigen Workshops „Gymnastisches Ganzkörpertraining“ mit Thorsten Kiese am Sonnabend, 3. Mai, um 12, 13.15 oder 14.30 Uhr? Anmeldung per E-Mail unter info@kiese-pt.de
10 Personen pro Gruppe, Sonderpreis: 7 Euro. Ort: Tanz und Gymnastikstudio Hops, Holsteinische Str. 3, Wilmersdorf.

Stephanie Puls

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