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Gesundheit: Forscher im Netz

„Google Scholar“ und mehr: Bei der Suche nach wissenschaftlicher Literatur helfen viele Webseiten weiter

Die Semesterferien nahen – und damit die Zeit, in der Studierende an ihren Hausarbeiten schreiben und Wissenschaftler am intensivsten an ihren Projekten forschen. Wenn sie für ihre Arbeiten Literatur recherchieren müssen, können sie auf immer mehr Datenbanken im Internet zurückgreifen.

So ist inzwischen auch „Google Scholar“ auf Deutsch verfügbar, eine spezielle Seite der weltweit bekanntesten Suchmaschine für wissenschaftliche Inhalte. Google Scholar versucht die Suchergebnisse beispielsweise für Doktorarbeiten oder wissenschaftliche Zeitschriftenbeiträge nach Relevanz zu gewichten. Der Suchdienst berücksichtigt, wer den jeweiligen Beitrag verfasst hat, wo er veröffentlicht wurde und wie häufig er zitiert worden ist. Im Gegensatz zur regulären Suche mit Google werden nach Angaben des Suchmaschinenbetreibers vor allem wissenschaftliche Internet-Quellen durchkämmt. Der Vorzug dieses Suchdienstes besteht neben der vertrauten, übersichtlichen Google-Suchmaske darin, dass er die Zitierhäufigkeit eines Beitrags mit dem einzelnen Suchergebnis anzeigt. Über einen Link lässt sich nachverfolgen, wer den jeweiligen Beitrag zitiert hat. Auf diese Weise kann man sich im Idealfall selber ein Urteil bilden, ob ein Beitrag einflussreich ist und wer dessen Rezeption beeinflusst hat. Ein weiterer Vorteil ist, dass auch Beiträge erfasst werden, deren Nutzung kostenfrei ist.

Ermöglicht Google Scholar aber tatsächlich das „Ausfindigmachen der wichtigsten Arbeiten auf einem beliebigen Forschungsgebiet“, wie Google behauptet? Kritiker bezweifeln dies. Sie monieren, dass aktuelle Beiträge nur mit einer mehrmonatigen Verzögerung erfasst werden. Dies gilt zum Beispiel für den Bereich der Medizin. Für den Suchbegriff „Brustkrebs“ liefert Google Scholar – in der deutschen wie in der englischen Version – unter den ersten zehn Treffern kein einziges Suchergebnis aus dem Jahr 2006. PubMed, das Suchportal der amerikanischen „National Library of Medicine“, führt dagegen ausschließlich Treffer aus dem Jahr 2006 auf. Kritisiert wird auch, dass das Kriterium der Zitierhäufigkeit ältere, „klassische“ Beiträge begünstige. Diese werden besonders häufig zitiert, spiegeln aber nicht immer den aktuellen Stand der Forschung wider. Auf dieses Problem hat Google Scholar mit einer verfeinerten Ergebnisdarstellung reagiert. So kann man oben rechts auf der Seite mit den Suchergebnissen wählen, ob man sich alle oder nur die neuesten Artikel anzeigen lassen möchte.

Dass trotz der bestehenden Schwächen ein erhebliches Potenzial in Google Scholar steckt, hat die Konkurrenz erkannt. Microsoft hat mit der Spezialsuchmaschine „Academic Search“ nachgezogen. Sie ist auf Deutsch verfügbar und Teil des Microsoft-Portals „Windows Live“. Die Testversion ermöglicht derzeit nur das Durchforsten von wissenschaftlichen Zeitschriften aus einzelnen Bereichen, wie der Computerwissenschaft, Elektrotechnik und Physik. Weitere Disziplinen sollen bald folgen.

Die jenseits von Google und Microsoft bereits bestehenden, spezialisierten Suchmaschinen für wissenschaftliche Inhalte spielen weiterhin eine zentrale Rolle bei der wissenschaftlichen Recherche. Wissenschaftler können hier auf eine unüberschaubare Vielzahl von Angeboten zurückgreifen. Frei verfügbare „Open-Access-Inhalte“ etwa lassen sich durch die Metasuchmaschine „OAIster“ auffinden. „Citeseer“ ist für den Bereich der Informatik und Informationswissenschaft eine gute Alternative zu Google Scholar. Den Bereich Wissenschaft, Technologie und Medizin deckt „Scirus“ ab, die englischsprachige Wissenschaftssuchmaschine des Elsevier-Verlags. Die Volltextrecherche ist bei diesem Anbieter häufig kostenpflichtig.

Demgegenüber ermöglicht die multidisziplinäre „Bielefeld Academic Search Engine“ (BASE) eine Einschränkung der Suche auf frei zugängliche wissenschaftliche Internet-Quellen. Ein weiterer Vorzug von BASE: nach eigenen Angaben der Universitätsbibliothek Bielefeld erfolgt eine intellektuelle Auswahl der durchsuchten Quellen. Interessant ist BASE für Wissenschaftler nicht zuletzt auch wegen der Kooperation mit Google Scholar. So verlinkt BASE auch auf die entsprechende Trefferliste des kalifornischen Suchmaschinenbetreibers und integriert dadurch dessen Funktionen. Durch diese Verknüpfung kann man sich bei der BASE-Recherche die Zitierhäufigkeit eines Beitrags oder die ihn zitierenden Artikel ansehen. Als BASE-Nutzer schlägt man auf diese Weise quasi zwei Fliegen mit einer Klappe.

Die Suchmaschinen im Internet:

http://scholar.google.de/

http://www.nlm.nih.gov/

http://www.live.com/

http://www.base-search.net/

Gerd Hansen

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