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Gesundheit: Fröhliches Rätselraten ums Hochschulkryptisch

Wie findet man sich zurecht? / Arme Erstsemester: Das KVV empfiehlt den GK von N.

Wie findet man sich zurecht? / Arme Erstsemester: Das KVV empfiehlt den GK von N.N., 2 SWS, um 12 Uhr c.t.in JK 31 / 230VON JOSEFINE JANERTDie Vorlesungsverzeichnisse der Berliner Hochschulen sind voller kryptischer Zeichen.Was zum Beispiel sind SWS? Semesterwochenstunden, gut und schön.Doch was verbirgt sich hinter diesem hochtrabenden Begriff? 160 SWS braucht man für einen Magister.Muß man die alle gleich im ersten Semester belegen? So ungefähr lauten die Fragen der Neuimmatrikulierten an Brigitte Lengert von der Allgemeinen Studienberatung der Technischen Universität.Viele Erstsemester wissen noch nicht, was für die Eingeweihten längst zum Einmaleins des Studienalltags gehört: Daß die Abkürzung SWS für die Stundenzahl pro Woche steht, die man an Seminaren und Vorlesungen belegt."Für den Studenten im ersten Semester ist die Universität ein Labyrinth.Sogar die Uhren gehen hier anders", sagt die Studienberaterin. Im KVV war zu lesen, daß N.N.den GK, 2 SWS, halten wird, und zwar um 12 Uhr c.t.in JK 31 / 230. Alles klar? Der Neuling sitzt in seinem ersten GK, was im Hochschulkryptisch so viel wie Grundkurs heißt, und wartet auf seinen Dozenten.Der kommt - oh Wunder - mit einer fünfzehnminütigen Verspätung.Warum bloß? Nicht nur die vielen Abkürzungen und das sogenannte akademische Viertel bereiten Kopfzerbrechen.Auch die Uni-Geographie, also die Struktur der Hochschule, gibt Rätsel auf."Es ist wichtig, daß die Erstsemester von Anfang an wissen, wer an der Hochschule für was zuständig ist.Sonst rennen sie von Pontius zu Pilatus", sagt Brigitte Lengert und verweist auf das große Vorlesungsverzeichnis der Universität, das die Telefonnummern und Sprechzeiten aller Dozenten, der Prüfungsämter und sonstigen Büros enthält.Außerdem finden die Studenten hier ein Verzeichnis über die Abkürzungen und einen Lageplan, auf dem alle Gebäude eingezeichnet sind. Das Kommentierte Vorlesungszeichnis (KVV) des Fachs gibt nähere Auskunft über den Inhalt der Lehrveranstaltungen.Zu Beginn jedes Semesters liegen an den Unis außerdem "Alternative Vorlesungsverzeichnisse" mit Lehrveranstaltungen und Projekten aus, die von Studenten selbst organisiert werden. Brigitte Lengert empfiehlt, daß sich die Erstsemester ein Exemplar jedes Vorlesungsverzeichnisses zulegen.Pflichtlektüre sind außerdem die Studien- und die Prüfungsordnungen, die von den Sekretariaten der Institute ausgegeben werden."Das sind zwar ziemlich dröge Texte, die teilweise schwer zu verstehen sind", meint Brigitte Lengert."Doch das rechzeitige Lesen erspart Mißverständnisse und viele Laufereien." Wenn Not am Mann oder an der Frau ist, können die Erstsemester in die Allgemeine Studienberatung kommen.Deren Mitarbeiter sind erfahrene Übersetzer des Hochschulkryptisch in verständliches Alltagsdeutsch.Auch die studentischen Studienberater an den Instituten helfen gerne weiter."Die Hemmschwelle, dorthin zu gehen, ist vielleicht niedriger", sagt Brigitte Lengert. Im ersten halben Jahr sollen höchstens zwanzig Semesterwochenstunden belegt werden.Viele Neulinge verkennen die Situation und nehmen sich viel zu viel vor.Dabei müssen sie daran denken, daß der Weg von einem Gebäude zum anderen durchaus eine halbe Stunde in Anspruch nehmen kann, da die Institute oft weit auseinander liegen.Noch komplizierter wird es, wenn Kurse an verschiedenen Universitäten auf dem Stundenplan stehen. "Wenn man zwanzig Semesterwochenstunden belegt, kommt man am Ende auf eine Vierzig-Stunden-Woche", erklärt die Studienberaterin.Die Vor- und Nachbereitung zu Hause oder in der Bibliothek ist notwendig, damit der Stoff wirklich im Gedächtnis bleibt.Am besten trifft man sich in einer Arbeitsgruppe mit bis zu fünf Kommilitonen.Solche Gruppen entstehen beispielsweise, wenn Studenten zusammen ein Referat vorbereiten.Sie können sich am Ende des Semesters wieder auflösen oder weiter bis zum Examen bestehen. Viele Studenten wollen gar nicht zugeben, daß sie stark verunsichert sind.Das erlebt Brigitte Lengert, wenn sie einmal im Semester die Neuimmatrikulierten in den Unibetrieb einführt."Die sitzen dann in meiner Veranstaltung und tun so, als ob sie den großen Durchblick hätten.Keiner will zugeben, daß er Angst hat." Irritationen entstehen zum Beispiel durch die abgehobene und unverständliche Sprache, die sogar in vielen Grundkursen verwendet wird.Die Studienberaterin fordert die Erstsemester auf, gezielt nachzufragen."Es kann nicht sein, daß eine Einführungsveranstaltung im Grundstudium in fröhliches Rätselraten ausartet und jeder einzelne Teilnehmer zu Hause in seinem stillen Kämmerlein mit dem Fremdwörterlexikon nachvollziehen muß, was der Dozent eigentlich gesagt hat." Brigitte Lengert versichert, daß die meisten Anfangsschwierigkeiten nicht auf persönliche Schwächen einzelner Studenten zurückzuführen sind, sondern daß viele damit zu kämpfen haben.Am besten setzt man sich damit auseinander, indem man sich mit Kommilitonen austauscht, denen es ähnlich geht.Die Einführungswochen, die viele Institute zu Beginn des Semesters anbieten, sind ideal zum Kennenlernen und für ein erstes Gespräch über die Hürden des Unialltags.Überhaupt: Je besser die Einführung am Anfang ist, um so schneller findet sich der Student in der Bibliothek und auf dem Campus zurecht.

JOSEFINE JANERT

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