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Gesundheit: Gedrängel um die Exzellenz

Elitewettbewerb, Teil 2: 27 Unis treten an – doch ihre Chancen sind gering

Wie viele Eliteunis kann Deutschland sich leisten? Nur zwei, höchstens drei. Das hat jedenfalls Ernst-Ludwig Winnacker, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, festgestellt, unmittelbar bevor die erste Runde des Bund-Länder-Wettbewerbs im Oktober entschieden wurde. Die Wissenschaftler in der Entscheidungskommission des Exzellenzwettbewerbs haben wenig später gezeigt, dass auch aus ihrer Sicht Elite eine hochselektive Angelegenheit ist: Nur drei Hochschulen, die beiden Münchner Unis und Karlsruhe, bekamen in der ersten Runde den Zuschlag. Dabei können am Ende der zweiten Runde, zu der im Januar der Vorentscheid fällt, bis zu zehn Hochschulen den Elitestatus erhalten.

Wie viele Eliteunis wird Deutschland tatsächlich bekommen? Es ist unwahrscheinlich, dass die Wissenschaftler in der zweiten Runde ihre Meinung ändern und alle noch vakanten sieben Eliteplätze auch tatsächlich vergeben wollen. Wenn aber nur drei oder vier weitere Hochschulen die begehrten Fördermittel erhalten, sinkt die Chance für die – wie schon in der ersten Runde – insgesamt 27 Bewerberinnen (siehe Grafik). Als gute Kandidatinnen in der zweiten Runde hat Winnacker bereits Aachen, Freiburg und Heidelberg genannt. Der Generalsekretär des Wissenschaftsrats, Wedig von Heyden, hat ebenfalls Aachen und Heidelberg als Beispiele für die starke Konkurrenz in der zweiten Runde des Wettbewerbs erwähnt, zusätzlich aber auch noch die Humboldt-Universität. Nur insgesamt sechs bis acht Eliteunis – das hält auch Arendt Oetker, der Präsident des Stifterverbands, für wahrscheinlich. „Als einzige Hochschule im Osten könnte Dresden Erfolg haben“, spekulierte er unlängst in Essen.

Allerdings ist bekannt, dass die Politiker den Zirkel der Sieger anders als die Wissenschaftler weniger exklusiv wünschen. Nicht nur können zehn Eliteunis die föderalen und regionalen Bedürfnisse besser befriedigen als drei. Eine breitere Streuung wird aus Sicht mancher Politiker auch dem deutschen Hochschulwesen besser gerecht. Die Leistungen der großen Universitäten unterscheiden sich nicht dermaßen deutlich voneinander, als dass es gerechtfertigt wäre, den Eliteclub allzu exklusiv zu halten.

Bund und Länder haben bereits klargestellt, dass sie einen Alleingang der Wissenschaft nicht noch einmal hinnehmen werden. Im Oktober war es bei der Auswahl der Eliteunis zum Eklat gekommen, weil die Wissenschaftler den Politikern die Mitsprache in der Schlussentscheidung verweigert hatten. Die Politik antwortete mit einer Drohung: Sollten die Wissenschaftler das Verfahren wieder eigenmächtig ändern, werden ab Januar 2008 zehn Prozent der Fördermittel eingefroren. Jürgen Zöllner, inzwischen Wissenschaftsminister in Berlin, hat klargestellt, die Wissenschaftler hätten kein Mandat, wissenschaftspolitische Entscheidungen zu treffen.

Dass die Politiker nach dem Eklat auch regionale Gesichtspunkte bei der Auswahl berücksichtigt sehen wollen, ist sicher. So hat Zöllner gerade deutlich gemacht, in die Hauptstadt gehöre eine Eliteuni. Ein führender Vertreter der KMK hat unlängst gar von einer Absprache gesprochen, wonach in der zweiten Runde der Norden Deutschlands stärker profitieren solle. In der Tat sind schon unter den Bewerberinnen diesmal mehr Hochschulen aus dem Norden vertreten: erstmals treten auch Hamburg und Hannover an. Hingegen hat die Hochschulrektorenkonferenz der DFG und der Wissenschaft Rückendeckung gegeben. In allen Stufen des Wettbewerbs müsse auch weiterhin die Wissenschaft entscheiden: „Eine staatliche Einflussnahme würde das Ziel der Exzellenzinitiative gefährden“, heißt es in einer Erklärung vom November. Wie das Gerangel schließlich ausgehen wird, ist ungewiss. Die meisten Unis schickt wieder der Süden in den Kampf um die Krone. Fünf Bundesländer – Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und das Saarland – stellen überhaupt keine Kandidatin. Aus den neuen Bundesländern machen sich wieder drei Unis Hoffnungen auf den Elitestatus.

Auch die drei Berliner Universitäten treten wieder an. Im ersten Durchgang überstand nur die FU die Vorrunde. Bisher hat zwar jede Berliner Uni eine Graduiertenschule gewonnen, aber kein Cluster. Mindestens ein Cluster muss aber gewinnen, wer sich für den Elitestatus qualifzieren will. Während die TU nur drei Projekte ins Rennen schickt, bewirbt sich die FU diesmal gleich mit zehn Clustern, die HU mit fünf Vorhaben – deutlich mehr als in der ersten Staffel des Wettbewerbs.

Soll’s die Masse machen? „Wir gehen nicht mit mehr Konzepten ins Rennen als in der ersten Runde die Uni München, und die war ja bekanntlich sehr erfolgreich“, sagt FU-Präsident Dieter Lenzen. Die FU habe alle potenziellen Anträge von externen Gutachtern auf ihre Chancen überprüfen lassen. Ähnlich sind auch HU und TU vorgegangen. Darum weist auch HU-Präsident Christoph Markschies den Eindruck weit von sich, die Unis könnten nun nach dem Prinzip „zehn Schuss – ein Treffer“ verfahren wollen: „Das würde den Qualitätsanforderungen des Wettbewerbs widersprechen.“

Selbst wenn es Berlin diesmal gelingen sollte, Cluster zu holen: Sollten in der zweiten Runde tatsächlich nur drei weitere Unis gekürt werden, wird es für Berlin ohnehin sehr eng.

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