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Gesundheit: Gehen, laufen, sprinten

Das evolutionäre Vorspiel zur Fußball-WM

DER VIERBEINER

Neueren Fossilfunden zufolge wurde die Vierbeinigkeit bereits im Wasser erworben. Schon beim Quastenflosser deutete sich ein Übergang von den Flossen zu den Gliedmaßen der Vierbeiner an, der Tiktaalik, der vor 375 Millionen Jahren lebte, war sowohl Vierfüßer als auch Fisch. Zu den ersten Wirbeltieren, die tatsächlich an Land gingen, gehörte kurz darauf Ichthyostega. Auch er sei mit seinem raupenähnlichen Kriechgang aber kein echter Vorläufer heutiger Wirbeltiere, meint Per Erik Ahlberg von der schwedischen Universität Uppsala. Die Exkursionen hätten „nur“ 15 Millionen Jahre gedauert – einer von vielen mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen bei der Anpassung an den Landgang.

DER AUFRECHTE GANG

1974 entdeckten Mary Leakey und ihr Team in Laetoli im Norden Tansanias die Fußspuren dreier Frühmenschen, die vor etwa 3,6 Millionen Jahren auf zwei Beinen liefen. Diese Austrolopithecinen gingen aufrecht, waren aber noch keine wirklichen Jäger, sondern mehr Gejagte, Allesfresser, die an den Rändern des sich zurückziehenden tropischen Regenwaldes lebten. Beim Joggen sahen die Austrolopithecinen eher schlecht aus: Sie hatten X-Beine, wie Daniel Gebo von der Northern Illinois University im „American Journal of Physical Anthropology“ berichtete. Die Beine waren außerdem kurz, die Füße noch nicht sehr belastbar.

DER DAUERLAUF

Unter den Primaten sind Menschen die einzigen Dauerläufer. Sie haben im Vergleich zur Größe des Rumpfes außerordentlich lange Beine. Schon die Ausdauerleistung des Homo erectus, der vor etwa zwei Millionen Jahren in Afrika lebte, war beachtlich. Bei größerer Schrittlänge fing sein längliches Fußgewölbe die Belastung für Knochen und Gelenke gut auf. Längere Achillessehnen und frei bewegliche Schultern verschafften Homo erectus Vorteile bei der Jagd nach Beutetieren. Auch im Wettstreit mit Aasfressern, mutmaßen Dennis Bramble von der Universität Utah in Salt Lake City und sein Kollege Daniel Liebermann. Der Homo erectus „sah eine Gruppe Geier am Horizont und rannte los“, sagte Liebermann dem Fachmagazin „Nature“.

DER SPRINT

Der moderne Mensch ist nicht zum Sprinter geboren. Er hat in dieser Hinsicht wenig zu bieten, verbraucht dabei doppelt so viel Energie wie Vierbeiner mit demselben Körpergewicht. Bei einer längeren Jagd aber kann er das schnellste Landtier stellen: den Geparden. Buschmänner in Südafrika verfolgen Raubkatzen über weite Strecken, bis den Vierbeinern die Puste ausgeht. Wegen der verminderten Körperbehaarung kann der Mensch die produzierte Wärme über seine vielen Schweißdrüsen gut nach außen abgeben, die Atmung über den Mund ermöglicht ihm ein schnelles Ventilieren.

DAS SPIEL

Standfußball? Die Zeiten sind vorbei. In den 60er Jahren hatten selbst Profis während des Spiels kaum mehr als vier Kilometern zu bewältigen. Heutige Spieler sind fast immer in Bewegung. „Innerhalb von 90 Minuten legen sie zehn bis zwölf Kilometer zurück“, sagt Wilfried Kindermann, Chefmediziner der WM 2006. „Davon aber nur etwa 150 bis 200 Meter mit dem Ball.“ Meist gehen sie, ein Viertel der Distanz laufen sie und nur zehn Prozent ihrer Bewegungen seien Sprints. Auf die aber kommt es an. Für einen guten Antritt müssen auch Flitzer wie David Odonkor ihre schnell zuckenden Muskelfasern trainieren. tdp

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