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Gesundheit: Gemeinschaftsprojekt der Kunsthochschulen Berlin und Hamburg zu Medienkunst

Noch stapeln sich im Haus am Kleistpark Kartons mit Filmkassetten und elektronischen Geräten bis unter die Decke. Es wird laut gehämmert, emsig verkabelt, eine Studentin putzt inmitten des turbulenten Arbeitsgewusels feinsäuberlich letzte Fingerabdrücke von den Projektionsfolien ihrer "Medienschleuse".

Noch stapeln sich im Haus am Kleistpark Kartons mit Filmkassetten und elektronischen Geräten bis unter die Decke. Es wird laut gehämmert, emsig verkabelt, eine Studentin putzt inmitten des turbulenten Arbeitsgewusels feinsäuberlich letzte Fingerabdrücke von den Projektionsfolien ihrer "Medienschleuse". Heute abend, zur Ausstellungseröffnung von "Parallelmontage II" soll schließlich alles perfekt und vom Aufbauchaos nichts mehr zu ahnen sein.

Rund fünfzig Studenten beteiligen sich an diesem Gemeinschaftsprojekt der Hochschule der Künste Berlin und der Hochschule für bildende Kunst Hamburg. Sie absolvieren ihr zweijähriges Meisterschülerstudium bei Heinz Emigholz, HdK-Professor für "experimentelle Filmgestaltung" am "Institut für zeitbasierte Medien". Nur wenige Schritte entfernt in der Grunewaldstraße, läuft dort für Sonnabend der Countdown zur Eröffnung des neuen Medienhauses - das dann alle Medienstudiengänge der HdK unter einem Dach vereint - mit einem Tag der offenen Tür. Die Ausstellung gibt vorab Gelegenheit, einen verhältnismäßig kleinen, aber überaus vielschichtigen Teilbereich aus der Vielzahl von Arbeitsschwerpunkten vorab in Augenschein zu nehmen. Nicht minder Interessantes haben die Studenten der Fotografieklasse von Professorin Silke Grossmann an der HfbK in Hamburg zu bieten. Auch sie zeigen vorwiegend Abschluss- und Diplomarbeiten, sind in der fortgeschrittenen Endphase ihrer Ausbildung, die in Hamburg Aufbaustudium heißt. Der erste Teil des Austellungsdoppels wurde 1998 mit großer Resonanz in Hamburg auf dem Kampnagel-Gelände und im Alabama Kino gezeigt. Nun folgt die Fortsetzung - ausschließlich mit brandneuen Arbeiten.

Den Hamburger Schwerpunkt bildet Fotografie: von der experimentellen, direkt in der Kamera an einem Filmstück mehrfachbelichten Fotoleporello bis zu Nina Hagges skulpturalen Ausschnittsaufnahmen, die getragene Kleidungsstücke umkreisen und auf den Körper verweisen. Viele Bilder haben neue Arten der Annäherung an architektonische und skulpturale Räume zum Inhalt. Doch fehlen auch innovative Medieninstallationen wie Isabel Sprenglers "Chicks with guns? - Gay girls in the IDF (Israel defense Force)" nicht. Die derzeitige DAAD-Stipendiatin hat eine überzeugende, offene Form der Annäherung an ein schwieriges Thema gefunden. Mit Porträtaufnahmen lesbischer Soldatinnen in der Israelischen Armee, Interviews und Lebensgeschichten und dem Rahmen eines übergeordneten Dialogs zweier Frauen über zwei Monitore hinweg.

Oder die "Parallelmontage" von Heike Ollertz, ihre Medienschleuse, die auf experimentellen Texten des Hamburger Autors Eckhard Rode basiert. In einem Beichtstuhl beobachtet man filmische Verfolgungsjagden, man entdeckt in Guckkastenbühnen aus Schubkästen Filmstills, aus Holz gehauene Monitore wie einen raffiniert futuristischen Film in 3-D-Animation. Arbeiten wie von Martin von Bülow und David Reed - Screen Shoots vom Fernsehmonitor zu Medienereignissen, den Farbbeutelwurf auf Joschka Fischer. genau werden die beiden Momente des Davor und Danach seziert. "Die meisten Arbeiten sind medienanalytisch", betont Heinz Emigholz. Nicht das Medium ist die Massage. Es geht nicht um Neues um des Neuseins willen. Sondern um das Entwickeln eigener Erzählstrukturen. Spielerisch sind so manche Grenzgänge, die keck und ungeniert zwischen den Medien switchen. In der Kinoecke und Videolounge wird dabei das Vorurteil wiederlagt, Experimentalfilm sei sogenanntes Erdbeben-TV, das Flimmern verwackelter, unscharfer Bilder.Eröffnung: Heute, 19 Uhr im Haus am Kleistpark, Grunewaldstraße 6-7. Ausstellung bis 20. Februar; Di-So, 12-18 Uhr. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der Eintritt ist frei.

Elfi Kreis

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