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Gesundheit: Gentechnik: Behörde verteidigt Gen-Lachs-Patent

Genetisch veränderter Lachs wächst schneller als seine Artgenossen. "Turbo-Lachs" nennt die Organisation Greenpeace diese Spielart des begehrten Speisefischs, "ein Horror für Umwelt, Tierschutz und Verbraucher".

Genetisch veränderter Lachs wächst schneller als seine Artgenossen. "Turbo-Lachs" nennt die Organisation Greenpeace diese Spielart des begehrten Speisefischs, "ein Horror für Umwelt, Tierschutz und Verbraucher". Die Organisation prangert deshalb das Europäische Patentamt in München an. Es hat das Verfahren für die Herstellung der schnell wachsenden Lachse patentiert. Für Greenpeace ist das ein Patent auf Lebewesen, das generell verboten werden sollte. Zudem sei die umstrittene Gen-Patent-Richtlinie in der EU noch gar nicht umgesetzt, die Patentierung deshalb bislang ausdrücklich verboten.

Zum Thema Online Spezial: Die Debatte um die Gentechnik Das Europäische Patentamt wies diese Kritik am Montag zurück. Die EU-Patent-Richtlinie sei 1998 vom Europäischen Parlament angenommen worden, das Europäische Patentamt habe sie 1999 übernommen; damit sei sie geltendes Recht. Für die Umsetzung des Patents sei der nationale Gesetzgeber zuständig. Die Zulassung eines Patents sage außerdem noch nichts über dessen Anwendung aus.

Unrichtig ist allerdings die von einigen Nachrichtenagenturen mit Bezug auf Greenpeace verbreitete Behauptung, die "Gen-Lachse" würden um das Achtfache größer werden als ihre Artgenossen. Die Tiere wachsen zwar durchschnittlich um das drei- bis fünffache schneller, aber sie werden nicht größer als herkömmliche Lachse. Das schnellere Wachstum macht die Tiere aber für Fischfarmen interessant, da sie sehr viel schneller "geerntet" werden können.

Entwickelt wurde das "Turbo-Lachs-Verfahren" unter Beteiligung des amerikanisch-kanadischen Biotechnik-Unternehmens Aqua Bounty, das mit den Firmen A/F Protein und Seabright zusammenarbeitet. Die Forscher fügten in das Lachs-Erbgut ein zusätzliches Erbmerkmal für ein Wachstumshormon ein, das ebenfalls vom Lachs stammt. Dieses Gen koppelten sie an eine Konrollsequenz eines anderen Gens aus einer Schellfisch-Art. Das Ergebnis: Die Tiere bildeten ständig Wachstumshormone. Sie wachsen deshalb ständig und nicht nur im Sommer, wie die anderen Lachse. Nach 18 Monaten haben sie ihr maximales Gewicht erreicht, "konventionelle" Lachse brauchen dazu drei Jahre.

Wann und ob überhaupt die Tiere zum Verbraucher kommen, ist vorerst nicht abzusehen. Nach Angaben von Aqua Bounty dauert es noch mindestens zwei Jahre, bis die Vermarktung beginnen kann. Greenpeace behauptet, in den USA wurde von den beteiligten Firmen bereits ein Antrag auf Zulassung gestellt. Auf jeden Fall wäre der Lachs das erste tierische Lebensmittel, das zuvor gezielt genetisch verändert wurde.

Befürworter der Gentechnik in der Fischzucht führen das weltweite Bevölkerungswachstum und die Überfischung der Meere als Argumente an. Die ökologischen Risiken halten sie grundsätzlich für beherrschbar. Kritiker befürchten, dass die genetisch veränderten Fische aus Fischfarmen entkommen könnten und sich dann in freier Wildbahn schnell verbreiten und andere Fische verdrängen könnten. Um das zu verhindern, wäre es möglich, die Fische frühzeitig mit Hilfe männlicher Geschlechtshormone zu sterilisieren oder aber nur weibliche Tiere zu züchten. Allerdings ist der Erfolg solcher Maßnahmen in den Augen der Umweltschützer fraglich.

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