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Gesundheit: Gentechnik: Jenseits von Klonen und Designerbabys

"Wie soll eine wirkungsvolle und ungefährliche Therapie entstehen, wenn nicht vorher geforscht, entwickelt und erprobt wurde?", fragte Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard am gestrigen Sonntag im Berliner Renaissance-Theater.

"Wie soll eine wirkungsvolle und ungefährliche Therapie entstehen, wenn nicht vorher geforscht, entwickelt und erprobt wurde?", fragte Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard am gestrigen Sonntag im Berliner Renaissance-Theater. Im Rahmen der "Berliner Lektionen" sprach die Biochemikerin "von Genen und Embryonen".

Damit war auch von den umstrittenen embryonalen Stammzellen die Rede, in deren Erforschung Nüsslein-Volhard "großes medizinisches Potenzial" sieht. Die Forschung daran zu unterlassen, sei "wahrscheinlich ethisch bedenklicher als sie zu erlauben".

Irritiert zeigte sich die Nobelpreisträgerin darüber, wie hierzulande mit der Freiheit der Forschung umgegangen wird: Im Zusammenhang mit dem deutschen Embryonenschutzgesetz ("das strengste der Welt") dränge sich "die Frage auf, was Forschungsfreiheit eigentlich bedeutet".

So wartet der Bonner Neurowissenschaftler Oliver Brüstle nach wie vor darauf, menschliche embryonale Stammzellen zu importieren. Nach dem Embryonenschutzgesetz ist dies erlaubt, da aus den importierten Zellen keine Menschen mehr werden können. Dennoch ist die Forschung an solchen Zellen, die im Ausland hergestellt wurden "de facto blockiert", wie Nüsslein-Volhard sagte.

"In diesem Lichte ist für Forscher derzeit beunruhigend, dass in Deutschland selbst die von Gutachtergremien der Deutschen Forschungsgemeinschaft befürwortete Forschung mit importierten, im Ausland gewonnenen embryonalen Stammzellen nicht möglich ist, obwohl sie das Gesetz nicht verbietet", sagte die Nobelpreisträgerin. "Ist es richtig, den Aufwand und das Risiko ganz den ausländischen Partnern zu übertragen, aber im Falle eines Erfolges möglichst freien Zugang zu den Ergebnissen der Forschung zu erwarten?"

Nüsslein-Volhard sprach über Designerbabys und dem Menschen nach Maß - in ihren Augen "Utopien, die von Politikern, Poeten und Philosophen diskutiert werden, aber wenig oder gar nicht von Forschern". Die Dispute, "die selten dem Verständnisgewinn dienen, aber häufig mit unbarmherziger Schärfe geführt werden" ließen die Forscher fast "völlig verstummen".

Auch zum Klonen von Menschen fand die Forscherin klare Worte: "Keiner will es, und wegen der hohen Rate an Misserfolgen - bei Tieren - ist es auch unpraktikabel. Leider gibt es einzelne Verrückte, die es trotzdem probieren wollen."

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