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Gesundheit: Gentechnik: Zwei Forscherteams haben erstmals Schweine geklont. Ziel: Das Borstenvieh als Organspender - Risiko durch Viren

In einem Wettlauf um die Erstveröffentlichung haben am Mittwoch ein japanisches und ein konkurrierendes britisch-amerikanisches Forscherteam gleichzeitig bekannt gegeben, Schweine geklont zu haben. Das Klonen von Schweinen galt bis jetzt als sehr schwierig oder sogar unmöglich, während es bei Schafen, Ziegen, Rindern und Mäusen bereits geglückt ist.

In einem Wettlauf um die Erstveröffentlichung haben am Mittwoch ein japanisches und ein konkurrierendes britisch-amerikanisches Forscherteam gleichzeitig bekannt gegeben, Schweine geklont zu haben. Das Klonen von Schweinen galt bis jetzt als sehr schwierig oder sogar unmöglich, während es bei Schafen, Ziegen, Rindern und Mäusen bereits geglückt ist. Gleichzeitig sehen viele Forscher die Zucht genetisch identischer Schweine als wichtige Erleichterung für die Xenotransplantation an, also für die Verpflanzung von tierischen Spenderorganen auf den Menschen.

"Xena" heißt das schwarze Ferkel, das Akira Onishi vom Nationalen Institut für Tierzüchtung in Japan kreierte. Sein genetisches Material entstammt der Hautzelle eines Schweinefötus, dessen Zellkern und Erbmaterial in eine entkernte Spender-Eizelle mit einem besonders schnellen und sauberen Verfahren eingespritzt wurde. Die embryonale Entwicklung wurde dann durch eine elektrische Stimulation in Gang gesetzt.

Auf diese Weise wurden 110 Embryonen erzeugt, die allesamt in vier "Leihmütter" eingepflanzt wurden. Wie Onishi und seine Mitarbeiter im am Freitag erscheinenden amerikanischen Fachblatt "Science" berichten, war nur einer dieser 110 Versuche von Erfolg gekrönt. "Xena" war das Resultat. Die Schöpfer des Klonschafs "Dolly" hatten noch 277 Versuche benötigt.

Nach einem anderen Verfahren gingen die Wissenschaftler der amerikanisch-britischen Biotechnik-Firma PPL Therapeutics (Blacksburg/Virginia und Roslin/Schottland) vor, wie aus einem vorab im Internet veröffentlichten Forschungsbericht hervorgeht, der in der Zeitschrift "Nature" abgedruckt werden soll. Keith Campbell und seinen Mitarbeitern gelang es, in Blacksburg die fünf Ferkel "Millie", "Christa", "Alexis", "Carrel" und "Dotcom" zu klonen. Ein erster Bericht über die am 5. März zur Welt gekommenen Tiere war bereits im am 14. März erschienen, doch fehlte bislang die "offizielle", von Gutachtern abgesegnete Veröffentlichung der Ergebnisse in einer Zeitschrift.

Campbell klonte die Schweine nach einem ausgeklügelten neuartigen Verfahren namens "doppelte Zellkern-Übertragung", die bisherige Probleme beim Kopieren der Borstentiere umgehen soll. Das Erbmaterial der Tiere stammte aus Zellen, die aus den Eierstöcken von vier Tieren gewonnen und im Reagenzglas vermehrt worden waren. Die Spender-Zellen wurden jeweils mit einer unbefruchteten Empfänger-Eizelle elektrisch verschmolzen (erste Übertragung). Danach wurde der Zellkern aus dieser Eizelle in eine befruchtete, aber entkernte zweite Eizelle (zweite Übertragung) eingepflanzt. Aus 401 Embryonen, die auf diese Weise erzeugt wurden, resultierte dann die magere Ausbeute von fünf Ferkeln.

Die Forscher von PPL Therapeutics versuchen, das Klonen von Schweinen mit gezielten genetischen Veränderungen der Tiere zu verknüpfen. Ihr Ziel ist das Schwein nach (menschlichem) Maß. Denn wenn die Borstentiere eines Tages als Organspender für den Menschen in Betracht kommen sollen - die Firma rechnet mit ersten Tests am Menschen in frühestens vier Jahren -, so muss die heftige Abstoßungsreaktion des menschlichen Körpers auf das artfremde Gewebe abgeschwächt werden.

Das hoffen die Forscher mit Eingriffen in das Schweine-Erbgut zu erreichen. Ein Ziel ist das "Ausschalten" des Erbmerkmals für das Enzym 1-3-gal-Transferase. Dieses Protein fügt der Oberfläche von Schweinezellen ein bestimmtes Zuckermolekül zu, das die extrem heftige "hyperakute" Abstoßung der fremden Zellen durch die menschliche Körperabwehr bedingt. Die Biotechniker von PPL Therapeutics sind sich sicher, dass sie das Klonen der Schweine mit gezielten genetischen Veränderungen verknüpfen können und so das Schweineherz oder die Schweineleber für den menschlichen Empfänger "verträglich" machen können.

Jedoch muss die Xenotransplantation nun zugleich einen herben Rückschlag verkraften. Denn ein amerikanisches Wissenschaftlerteam unter Leitung von Daniel Salomon vom Scripps Institute in La Jolla hat jetzt festgestellt, dass Schweine-Viren zumindest im Reagenzglas auch menschliche Zellen befallen. Außerdem wiesen die Forscher erstmals nach, dass die Viren bei einer Transplantation von Schweinegewebe auf lebende Mäuse ebenfalls übertragen werden und Mäusezellen infizieren. Das geht aus einem vorab im Internet veröffentlichten Bericht in der Zeitschrift "Nature" hervor.

Die Gene dieser als "Perv" bezeichneten Viren reisen als "blinde Passagiere" seit alters im Erbgut der Schweine mit und sind deshalb anders als gewöhnliche Krankheitserreger nicht auszuschalten. Die jetzige Feststellung, dass sie die Artgrenze überwinden können, ist umso beunruhigender. Noch ist allerdings ungeklärt, ob dies tatsächlich eine Gesundheitsgefahr für den Organempfänger und sein geschwächtes Immunsystem darstellt.

Die potenzielle Gefahr durch diese Schweineviren gilt vielen Fachleuten als größtes Hindernis für eine Organverpflanzung vom Tier auf den Menschen. Dieses Risiko hatte kürzlich nach Medienberichten auch Ian Wilmut, den Schöpfer des Klonschafs "Dolly", bewogen, auf die Erforschung von Schweinen für die Organspende zu verzichten. Wilmut arbeitet am schottischen Roslin-Institut, für dessen Klon-Verfahren die Biotechnik-Firma PPL Therapeutics Lizenzen erworben hat. Der Firmenmanager Ron James wies jedoch bereits am Montag Berichte zurück, nach denen seine Firma sich von der Erforschung der Xenotransplantation zurückziehen wolle. Man setze weiter auf dieses Verfahren, bekräftigte er.

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