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Gesundheit: Goldfund im Skythengrab: Pantherkleid für das Fürstenpaar

Goldene Panther auf den Gewändern, Schuhe aus Gold, ein goldener Köcher für Pfeile mit vergoldeten Spitzen, dazu zahllose Goldperlen von ein bis zwei Millimeter Durchmesser - 6000 Objekte aus massivem Gold fanden deutsche und russische Archäologen Anfang Juli in einem Grab in Sibirien. "Der reichste Fund eines Skythengrabes östlich des Ural", nennt Hermann Parzinger, Direktor der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) und Leiter der deutschen Grabungsteilnehmer, diese Entdeckung.

Goldene Panther auf den Gewändern, Schuhe aus Gold, ein goldener Köcher für Pfeile mit vergoldeten Spitzen, dazu zahllose Goldperlen von ein bis zwei Millimeter Durchmesser - 6000 Objekte aus massivem Gold fanden deutsche und russische Archäologen Anfang Juli in einem Grab in Sibirien. "Der reichste Fund eines Skythengrabes östlich des Ural", nennt Hermann Parzinger, Direktor der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) und Leiter der deutschen Grabungsteilnehmer, diese Entdeckung. Selbst für ihre Zurückhaltung bekannte Archäologen sprechen von einer Sensation - nicht wegen des materiellen Wertes, sondern wegen der wissenschaftlichen Bedeutung des Fundes. Während das sagenhafte Gold der Skythen, des ostiranischen Reiternomadenvolkes, meistens aus Raubgrabungen stammt und damit aus dem für die Wissenschaft bedeutsamen Zusammenhang gerissen wurde, ist dieses Grab unversehrt. Es wurde verschont von Grabräubern und war seit fünf Jahrtausenden verschlossen. Grafik: Goldfund im Skythengrab Vorläufig - umfangreiche archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen in St. Petersburg und Nowosibirsk sollen endgültige Klarheit bringen - wird der Grabfund ins 4./3. Jahrhundert vor Christus datiert. Das war die spätskythische Zeit. Die Grabkammer wurde in einem der Grabhügel - Kurgane - gefunden, mit denen die Hochebene von Arschan (Arzan) in der autonomen Republik Tuva der Russischen Föderation zu Hunderten bedeckt ist. Meistens sind es flache Erderhebungen, von denen nördlich der Grenze zur Mongolei das Ost-West-Tal des Ujuk, eines Nebenflusses des in nördliche Richtung fließenden Jenissei, durchzogen wird. Bei den Erhebungen handelt es sich um Bestattungsorte, deren Entstehung bis in das 9. Jahrhundert vor Christus reicht.

Von diesen Erdhügeln unterscheiden sich vier Kurgane, die mit Steinplatten belegt sind. Möglicherweise, so Parzinger, sind diese steinernen Plattformen mit rund 70 Meter Durchmesser den Gräbern hochgestellter Persönlichkeiten vorbehalten. Einer dieser vier Kurgane, der westlichste, wurde in den siebziger Jahren von sowjetischen Archäologen ausgegraben. Zwar war dieses Grab beraubt, die verbliebenen Fundgegenstände lassen aber eine Datierung im ausgehenden 9. und beginnenden 8. Jahrhundert vor Christus zu. Auch zeigen sie Verbindungen zur frühen chinesischen Zhou-Dynastie.

Die deutsch-russische Grabungskampagne, die 1996 begonnen hat, dient auch dazu, die kulturellen Verbindungen zu Nordchina und der Mongolei zu untersuchen, um vielleicht Ursprünge für den skythischen Tierstil zu finden. Die Gebiete waren durch wichtige Karawanenstraßen verbunden, die entlang dem Jenissei nach Norden führten.

Der jetzt untersuchte Kurgan, in dem das unversehrte Grab gefunden wurde, ist der östlichste der vier Felssteinplateaus. Die Grube, in der die Grabkammer sich befindet, ist etwa fünf mal fünf Meter groß. Ihre Erdfüllung war völlig intakt. In drei Metern Tiefe fanden die Ausgräber eine sehr gut erhaltene Balkenabdeckung, darunter eine zweite Balkenlage, deren Querbalken zerbrochen war. Die Balken sind aus Lärchenholz. Man wird bei den Untersuchungen das Alter bestimmen sowie die Art der Bearbeitung und die angewandten handwerklichen Techniken rekonstruieren können. Darunter lag das Paar; die Knochen schlecht, die Kleidung gar nicht erhalten. Von den 6000 massiv gegossenen Goldgegenständen im Grab gehören 5000 zur Kleidung.

Bei einer schriftlosen Kultur, wie die der Skythen, sind die Archäologen zurückhaltend mit Rangbezeichnungen. Wegen der kostbaren Beigaben im jetzt gefundenen Grab ist aber anzunehmen, dass es sich bei dem Mann um einen Stammesfürsten handelt.

Die Frau ist offensichtlich mit ihm zusammen bestattet worden: denn Hinweise, dass die Grabkammer später noch einmal geöffnet worden ist, fehlen. Die Gewänder waren mit goldenen, etwa zwei Zentimeter großen Panthern verziert, die Schuhe, deren nicht erhaltene Textil- oder Lederschäfte wahrscheinlich Unterschenkel und Knie bedeckt haben, mit Goldbändern versehen und mit unzähligen Goldperlen übersät.

Panther zieren auch den etwa drei Kilo schweren Halsreif des Mannes. Auf seiner Haube war ein geflügeltes Pferd befestigt. Muster aus Fischschuppen sind auf Köchern und Gerätegriffen angebracht. Dass sogar die mit Gold belegten Pfeilspitzen Tiermotive tragen, ist ein weiterer Hinweis auf den "Skythischen Tierstil". Bisher kannte man "Skythengold", das zwar von Skythen in Auftrag gegeben, aber von griechischen Handwerkern hergestellt worden ist. So in den ebenfalls sehr reich ausgestatteten Gräbern in der Ukraine, zum Beispiel in Solocha.

Wolfgang Lehmann

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