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Gesundheit: Hamburg baut um

Akademie-Gründung statt Geisteswissenschaften?

Hamburg schickt sich an, einen Leuchtturm des Geistes zu errichten: Der Senat der Hansestadt beschloss jetzt ein Konzept für eine „Akademie der Wissenschaften in Hamburg“, die 2005 mit zunächst 30 Mitgliedern starten soll. Im Programm: „Themen von grundlegender wissenschaftlicher oder gesellschaftlicher Bedeutung, der Dialog zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik und ein unabhängiges Forum für Zukunftsthemen.“ Das alles erinnert stark an die Nationale Akademie, die der Wissenschaftsrat empfohlen hat – und die von der Union der Akademien verworfen wurde.

Hamburg springt nun in die Bresche: Die Gründungsidee „basiert auf den Vorschlägen des Wissenschaftsrats“, sagte die Sprecherin der Wissenschaftsbehörde Sabine Neumann gestern dieser Zeitung.

Eine neue Akademie zusätzlich zu den traditionsreichen sieben Akademien der Wissenschaften zwischen Berlin und Bayern? Ein überraschendes Projekt in Zeiten knapper öffentlicher Etats. Wissenschaftsstaatsrat Roland Salchow betont: „Hamburg als eine Metropole des Wissens braucht eine Akademie der Wissenschaften.“

Die „Metropole des Wissens“ aber scheint gerade bedroht zu sein – zumindest in den Augen der SPD-GAL-Opposition und vieler Hamburger Wissenschaftler. Schlägt doch eine von Hamburgs Wissenschaftssenator Jörg Dräger in Auftrag gegebene Expertise des Hochschul–Informations-Systems (HIS) vor, dass die Hamburger Uni bis 2012 auf die Hälfte ihrer Professuren und auf knapp 60 Prozent der Studienplätze in den Geisteswissenschaften verzichten soll, um Spielraum für eine tiefgreifende Strukturreform der Uni zu erhalten. Forschung und Lehre sollen stärker an der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt ausgerichtet werden.

In der Hamburgischen Akademie sollten die Geisteswissenschaften „selbstverständlich vertreten“ sein – gleichberechtigt mit ökonomischen, politischen, gesellschafts- und naturwissenschaftlichen Themen, sagt die Sprecherin der Wissenschaftsverwaltung. Im Übrigen wolle der Senat zwar die Zahl der Professuren in den Geisteswissenschaften stark abbauen, dafür aber den Mittelbau stärken. Ziel der Umschichtung seien besser ausgestattete Lehrstühle, auf die man exzellente Wissenschaftler berufen könne.

Akademie aufbauen, Geisteswissenschaften abbauen – für die Wissenschafts-Sprecherin der GAL, Heike Opitz, passt das nicht zusammen. „Was wird hier gegeneinander ausgespielt?“, fragt sie. Woher das Geld für die Akademie kommen solle, sei völlig unklar. In einer Mitteilung der Wissenschaftsbehörde heißt es, ab 2008 „übernimmt die Freie und Hansestadt Hamburg die Finanzierung der Grundausstattung“. Aus welchem Topf, will die Opposition „kritisch hinterfragen“. Gesichert scheint nur die Anschubfinanzierung: Der Hamburger Immobilien-Unternehmer und Mäzen Helmut Greve und seine Frau Hannelore stiften „bis zu 1,5 Millionen Euro“ – und wollen die Fellows des ebenfalls geplanten Wissenschaftskollegs der Akademie in einem ihrer Hochhauskomplexe unterbringen.

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