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Gesundheit: Hauptthema der 75. IFA: "Medienkonvergenz" - das Zusammenwachsen von Internet und Fernsehen

Wenn die Internationale Funkausstellung ein Indikator für den baldigen Einbruch elektronischer Konsumgüter auf dem Massenmarkt ist, dann hat jetzt die große Stunde des Internet geschlagen. Zumindest waren das weltweite Datennetz und seine Technologien noch nie so stark auf der IFA vertreten wie in diesem Jahr ( www.

Wenn die Internationale Funkausstellung ein Indikator für den baldigen Einbruch elektronischer Konsumgüter auf dem Massenmarkt ist, dann hat jetzt die große Stunde des Internet geschlagen. Zumindest waren das weltweite Datennetz und seine Technologien noch nie so stark auf der IFA vertreten wie in diesem Jahr ( www.ifa-berlin.de ). Auch war noch nie die Chance so groß, dass sich das Internet als neues Medium inmitten der alten positionieren könnte. Genau betrachtet, hat es sogar das Zeug zum Meta-Medium. Denn egal ob Fernsehen, Rundfunk oder Telefonie - das Internet hat überall ein Wörtchen mitzureden.

So steht die diesjährige IFA ganz unter dem Stern der Medienkonvergenz, der Verschmelzung von Informationstechnik, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik. Im Bereich Fernsehen und Internet tut sich auf der IFA ungewöhnlich viel. Allein die Tatsache, dass die Funkausstellung sich zu ihrem 75sten Geburtstag erstmalig ein Messe-Fernsehen gönnt, das via Internet zu empfangen ist ( www.ifa-webtv.com ), unterstreicht die Bedeutung der medialen Liaison. Elf Webcams machen das Unterhaltungs- und Informationsangebot der IFA weltweit verfügbar. Daneben setzen auch der "Bundesverband Technik des Einzelhandels" (BVT) sowie das "IFA-Event-TV", das die Eröffnungsveranstaltung im Konzerthaus überträgt, ganz auf die globalen Vorzüge des World Wide Web.

Auf der Messe selbst steht dann diese Form der Konvergenz - Fernsehen im Internet - nicht so sehr im Vordergrund wie das umgekehrte Verfahren: Internet im Fernsehen. Seitdem die Marktforscher verkündet haben, dass binnen fünf Jahren jeder vierte europäische Haushalt Zugang zu interaktiven Diensten haben und die Zahl der Internet-Anschlüsse von jetzt 10,3 auf 67 Millionen ansteigen wird, reiben sich Gerätehersteller wie Fernsehanstalten die Hände. Das große Geschäft mit einer neuen Produktgeneration steht bevor.

Beim digitalen Fernsehen gibt es zunächst zwei Innovationen zu vermelden: Zum einen hat man sich bei der terrestrischen Übertragung von digitalen Signalen auf den DVB-T-Standard (Digital Video Broadcasting - Terrestrial) geeinigt. Die digitalen Programme können damit auch über die Hausantenne empfangen werden. Zum anderen werden auf der Funkausstellung die neuen "Multimedia-Home-Plattformen", eine Art Universalempfänger, vorgestellt. Voraussetzung für den Zugang zu den digitalen Service-Diensten der Programmanbieter sowie für den Empfang von Web-TV bleiben weiterhin die interaktiven Settop-Boxen. Sie regeln die Kommunikation zwischen dem Fernsehgerät und den digitalen Online-Angeboten. In die neue Produktgeneration von Fernsehgeräten sind die Settop-Boxen bereits eingebaut.

Ein üppig ausgestattetes, gleichsam elegantes Gerät schickt der Hersteller Loewe Opta ins Rennen. Mit dem "HomeMultiMedia"-Fernsehgerät, Marke "Xelos @media", kann man zur gleichen Zeit fernsehen wie surfen. Per Fernbedienung ist der Loewe-Channel mit seiner Top-100-Liste der besten deutschsprachigen Internet-Seiten zu erreichen. Von Last-Minute- bis zu Konzert-Tickets, von Kurznachrichten bis zum Hintergrundbericht - im World Wide Web lässt sich mit diesem Gerät ebenso surfen wie man E-Mails versenden und Newsgroups empfangen kann. In der komfortabelsten Ausstattung ist das Fernsehgerät mit einem schnellen PC ausgerüstet, inklusive CD-ROM- und Diskettenlaufwerk sowie ISDN-Anschluss. Der Katalogpreis liegt dann bei 7500 Mark. Selbstverständlich sind solche Geräte, wie sie auch Grundig, Infomatec und met@box anbieten, ebenso für die neuen Service-Dienste der Fernsehanstalten gerüstet.

Mit seinem digitalen Online-Kanal hatte die ARD bereits auf der letzten IFA ein ausgereiftes System vorgestellt, das den Begriff der digitalen "Mehrwertdienste" in aller Munde, jedoch nicht an den Mann brachte. Mittlerweile bieten auch andere Service-Provider wie die Deutsche Bank und die Deutsche Post eigene Online-Informationen an. Die Palette reicht insgesamt von Unterhaltung und Homeshopping über Nachrichten bis zur Weiterbildung. Die "Online World" (Halle 2.1), ein Teilbereich der Funkausstellung, will sich hiermit befassen.

"Mehrwertdienste" sind auch beim "Technisch-Wissenschaftlichen Forum" (TWF) in der Halle 6.3 das große Thema. Dort widmet man sich dem "Rundfunk der Zukunft", die allzu fern gar nicht mehr zu liegen scheint. Das ZDF demonstriert vor den neugierigen Augen der IFA-Besucher, wie es digitales Fernsehen und zusätzliche Internet- und Videotext-Angebote produziert. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei dem elektronischen Programmführer (EPG) zukommen, einer Bildschirmübersicht aller verfügbaren Programme. Jetzt, wo das digitale Fernsehzeitalter dräut, ist das sicherlich ein sinnvoller Mehrwertdienst, der auch die digitalen Programme, Pay-TV und Video-on-Demand berücksichtigen wird.

Die Zeit des "alten" Fernsehens scheint allmählich ihrem Ende entgegen zu gehen. Nicht länger ist die Television ein "Push"-Medium, das die Zuschauer nach dem Gießkannenprinzip beliefert. Durch die Digitalisierung des Fernsehens und seiner Programme wird der Zuschauer künftig größere Einflussnahme ausüben können. Bislang beschränkten sich seine Wahlmöglichkeiten auf das Abschalten des Geräts oder den Kanalwechsel. Das hat nun ein Ende. Zumindest wird man ein größeres Angebot vorfinden und immer mehr die Möglichkeit haben, sich flexibler und zeitunabhängig mit Informationen oder Unterhaltung zu versorgen, auch interaktiv mit einzelnen Sendungen und ihren Machern in Kontakt treten können.

Schon jetzt allerdings bereitet es der Industrie die größte Mühe, den Konsumenten vom unverzichtbaren Besitz der neuesten technischen Errungenschaften zu überzeugen. Die eher zaghafte Akzeptanz von Internet und anderen Digitaltechnologien belegt das anschaulich. Mit einer Leistungsschau wie der IFA soll das Problem nun auf breiter Front angegangen werden, wofür eine Namensumbenennung beredtes Zeugnis ablegt: aus der "Unterhaltungselektronik" sind nunmehr die "Consumer Electronics" geworden. Auf wen die abzielen, versteht sich von selbst.

Holger Merschmann

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