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HeilSTÄTTEN: Im Inneren des Grauen Riesen

„Betonklötze“ aus den 60er Jahren rufen selten Begeisterung hervor, in Kompaktbauweise errichtete Großklinika machen da keine Ausnahmen. Ob man nun von Westen, vom Hindenburgdamm, dem Haupteingang zustrebt oder sich von Norden, von der Erste-Hilfe-Seite, zum ersten Mal dem Baukörper mit den beträchtlichen Ausmaßen von 113 mal 233 Metern nähert: Anheimelnd ist das Klinikum Benjamin Franklin nicht gerade, mit seiner Ornamentfassade aus Betonfertigteilen.

„Betonklötze“ aus den 60er Jahren rufen selten Begeisterung hervor, in Kompaktbauweise errichtete Großklinika machen da keine Ausnahmen. Ob man nun von Westen, vom Hindenburgdamm, dem Haupteingang zustrebt oder sich von Norden, von der Erste-Hilfe-Seite, zum ersten Mal dem Baukörper mit den beträchtlichen Ausmaßen von 113 mal 233 Metern nähert: Anheimelnd ist das Klinikum Benjamin Franklin nicht gerade, mit seiner Ornamentfassade aus Betonfertigteilen. Ein bisschen wirken die als Sicht- und Blendschutz nützlichen Elemente, an denen kürzlich Fassadenkletterer erste Sicherungsmaßnahmen vorgenommen haben, wie Abkömmlinge einer vergangenen Phase der Kaufhausarchitektur.

Also schnell hinein in den „Grauen Riesen“, den Eberhard Diepgen als „Symbol der deutsch- amerikanischen Freundschaft“ bezeichnet hat. „Wenn man drin ist, denkt man nicht mehr, dass es sich um einen verschrumpelten Altbau handelt“, sagt Ute Defèr. Die Architektin ist für das Baumanagement zuständig. Tatsächlich sind die drei Stationen des Bettenhauses 2, die schon komplett saniert wurden, modern und freundlich, die Zimmer haben schicke Bäder, die Originalholztüren und Fußböden wirken dank fachmännischer Aufarbeitung geradezu stylish. Wie auch einige Designermöbel, die sich noch aus der Anfangszeit erhalten haben. Im anderen Bettenhaus ist man noch nicht so weit, dafür wurden dort in diesem Jahr alle Wasserleitungen saniert. Nun sind in zwei Bauabschnitten die OPs dran. Außerdem wird in einem Jahr die Klinik für Psychiatrie einziehen. Schlagzeilen machen solche Baumaßnahmen kaum – im Unterschied zum Charité-Geschwisterkind, dem Bettenhochhaus in Mitte, aus dem gerade alle Patienten in ein Provisorium umgezogen sind. „Wir haben bisher ohne derartige Interimslösungen modernisiert“, sagt Defèr nicht ohne Stolz. Nach und nach, in 20 Etappen, wurde die Rettungsstelle im laufenden Betrieb renoviert oder die „Stroke Unit“ mit moderner Bildgebung ausgestattet.

Diese „minimal-invasiven“ Eingriffe gelten einem Bau, dessen Schicksal nach der Wende zeitweise ungewiss war, einst als Uniklinikum für die FU errichtet wurde und der seit 2003 zur Charité gehört. Seit Beginn des Jahres steht das Uniklinikum – zeitweise der modernste Klinikbau Europas – als jüngstes Objekt des Bezirks Steglitz-Zehlendorf unter Denkmalschutz. Im Denkmal wimmelt es jetzt, mitten im Semester, von Studenten. Und plötzlich sieht man die charakteristische Betonfassade mit anderen Augen. Sind die kleinteiligen Ornamente nicht eigentlich offene Arme, die sich dem Besucher entgegen- strecken? Adelheid Müller-Lissner

KLINIKUM BENJAMIN FRANKLIN

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