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Gesundheit: HFF-Einweihung: Modernste Film-Technik

Fünf Türme aus Stahl und Beton unter einem riesigen Glasmantel vereint: Das neue Gebäude der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) "Konrad Wolf" ist fertig. Jetzt fehlen nur noch die Studenten.

Fünf Türme aus Stahl und Beton unter einem riesigen Glasmantel vereint: Das neue Gebäude der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) "Konrad Wolf" ist fertig. Jetzt fehlen nur noch die Studenten. Mit einer dreitägigen Party von diesem Mittwoch an werden die 530 künftigen Regisseure, Tontechniker und Filmwissenschaftler von ihrem neuen Domizil am Filmpark in Potsdam-Babelsberg Besitz ergreifen. Fast zweieinhalb Jahre wurden dafür mehr als 90 Millionen Mark aus dem Haushalt des Landes Brandenburg verbaut. Hinzu kommen rund 15 Millionen, die in neue Technik für Studios, Kinos, Seminarräume und Schnittplätze flossen.

"Endlich ist die Hochschule unter einem Dach vereint", meint HFF-Sprecherin Angela Brendel-Herrmann. "Früher waren wir auf 19 Villen am Griebnitzsee verteilt. Allein der Fußweg ins Hauptgebäude dauerte 20 Minuten." Jetzt kann sie in drei Minuten jeden Winkel der Hochschule erreichen, ihr Büro residiert hoch über dem großzügigen Atrium. Das Glasdach lässt viel Licht herein.

Jürgen Prestel ist Leiter der Abteilung Ausbildungstechnik, er dirigiert ein Heer von Elektronikern und Monteuren. Obwohl die rund 130 Professoren und Mitarbeiter bereits im Juli ihren Umzug in den Neubau begannen, sind viele der neuen Studios noch nicht fertig ausgerüstet.

Im Atrium liegt auch die Cafeteria. Überall stehen seltsam anmutende Fischköpfe aus Aluminiumhaut. "Das sind kleine Videokabinen für Studenten, die sich Filme aus der Bibliothek ansehen wollen", erklärt Jürgen Prestel. Angela Brendel-Herrmann meint mit ironischem Lächeln: "Fischköpfe? Für uns sind das überdimensionale Ostereier." Fünf Türme tragen das gemeinsame Glasdach, neben dem Haupteingang stützen riesige Mikado-Stäbe den Gebäudeteil, in dem sich unten die Bibliothek und oben der große Hörsaal befindet.

Die Hörsäle an der HFF sind eigentlich Kinos. Das Audi Max fasst 250 Zuschauer. "Sie können hier alle Filmformate abspielen: 16 Millimeter, 35 Millimeter und alle Videoformate, mit dem Beamer unter der Decke", erläutert Jürgen Prestel. "Die Technik erlaubt auch alle gängigen Tonformate. Außerdem ist dieser Hörsaal mit den anderen Sälen vernetzt." Nebenan befindet sich ein Theatersaal, beispielsweise für die Studiengänge Schauspiel oder Regie. Sowohl die Bühne als auch das Zuschauerpodest für 120 Leute lassen sich zusammenschieben, falls dieser Raum anderweitig verwendet werden soll.

Drei kleine Kinos mit 72 roten Polsterstühlen schließen sich an, jeweils ein Raum für 16-Millimeter-Streifen, 35-Millimeter-Filme und Videos. "Diese Kinos haben exakt die gleiche Größe wie unser Tonstudio", meint Jürgen Prestel. "Dadurch können die Studenten ihre Arbeiten hier zeigen und eins zu eins auswerten, ob die Tonqualität stimmt." Alle Kinoräume und Studios erhalten die so genannte THX-Lizenz, sind also nach höchster akustischer Qualität ausgestattet. Unter den Kinos liegt die filmwissenschaftliche Bibliothek, die seit Jahrzehnten alle verfügbare Literatur rund um Film und Fernsehen sammelt. Im Bestand sind sich auch tausende Videos und Filmbänder.

Ein langer Quergang im ersten Stock verbindet alle fünf Häuser miteinander. Er führt über einen kleinen, grünen Innenhof zu den großen Aufnahmestudios für Filmproduktionen. Sie befinden sich im Keller. Das größere Studio hat eine Fläche von 300 Quadratmetern und ist 12 Meter hoch. Von dieser luftigen Höhe bleiben jedoch nur fünf Meter für die Dekoration übrig, da unter der Decke allerlei Technik hängt. Allein 72 Scheinwerfer sind an ein vertikal bewegliches Gestell aus Metallschienen montiert. Diese Schienen versorgen die wattstarken Lampen mit Drehstrom - lästige Kabel gibt es nicht mehr. Jeder einzelne Scheinwerfer kann über Stellmotoren horizontal verschoben und über den Computer geschaltet werden. "Das ist eines der modernsten Beleuchtungssysteme, die es zurzeit gibt", sagt Jürgen Prestel stolz. "Der ORB hier in Babelsberg und der MDR in Leipzig verwenden ähnliche Technik." Beide Sender arbeiten eng mit der Hochschule zusammen. Dort machen die Studenten ihre Praktika oder kommen als Absolventen unter.

Insgesamt verfügt die HFF jetzt über fünf Tonstudios verschiedener Größe, mit analoger und digitaler Technik. Die Wände sind nach höchsten Standards abgeschirmt.

Im hinteren Gebäude befinden sich die Schnittplätze für Filmstreifen und Videotechnik, analog und digital. An allen Plätzen können die Studenten künftig rund um die Uhr sieben Tage in der Woche arbeiten.

Den größten Teil der technischen Ausstattung hat die HFF aus ihren alten Villen mitgebracht. "Mit dem Umzug entschieden wir uns aber, in neue Schnitttechnik für digitale Bildformate und Rechentechnik zu investieren. Im nächsten Jahr wollen wir einen Filmabtaster für 16 Millimeter und 35 Millimeter kaufen, um analoge Filmbilder vom Streifen abtasten, digital bearbeiten und anschließend wieder auf Filmstreifen belichten zu können", berichtet Jürgen Prestel. Auf der anderen Seite des Gangs befinden sich einfache Seminarräume, mit kleiner Leinwand und schmucklosen Bänken. Die Wände sind unverputzt, überall lugt nackter Beton hervor. Ein wenig trist, aber mehr Farbe, Poster oder Bilder aufzubringen, dürfte den Studenten der HFF kaum schwer fallen: Der Neubau steht, die Studios sind arbeitsbereit, alles Weitere liegt nun in den Händen der Nutzer.

Heiko Schwarzburger

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