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Der Hausnotdienst ist für Menschen gedacht, die ein eigenständiges Leben führen können, sich aber für den Notfall absichern wollen. Die Kosten betragen je nach Anbieter rund 20 Euro monatlich. 18,36 Euro zahlt die Pflegekasse für Pflegebedürftige der Stufen 1 bis 3.

© DRK/Jan Holste

Deutsches Rotes Kreuz: Der Hausrufnotdienst macht Mobilität auch im hohen Alter möglich

Viele ältere Menschen möchten gerne so lange wie möglich zu Hause leben. Doch wenn sie stürzen, ist niemand da. Auch den eigenen Kindern macht das Sorgen. Eine Lösung sind Hausnotrufdienste, die von Wohlfahrtsverbänden angeboten werden. Die Stiftung Warentest hat ihre Qualität verglichen.

Margrit Schneider, 81, ist eine fiktive Kundin, erfunden vom Hausnotrufdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Doch so wie ihr ergeht es vielen älteren Menschen. Sie führt ein selbstständiges Leben in ihrer Wohnung in Wilmersdorf, geht einkaufen, bereitet sich Essen zu, telefoniert mit ihren Kindern in Süddeutschland. Doch sie hat Bluthochdruck und leidet an wiederkehrenden Schwindelanfällen. Nach einem glimpflich ausgegangenen Sturz fühlt sie sich alleine nicht mehr sicher. Die Angst ist groß, nächstes Mal unbemerkt liegen zu bleiben. Vor allem die Kinder, die weit entfernt lebten, sorgen sich – und beauftragen einen Hausnotrufdienst. Der installierte ein Gerät, das mit der Telefonanlage verbunden ist und über einen weitreichenden Lautsprecher verfügt.

Nun trägt Margrit Schneider am linken Handgelenk ein Armband mit einer roten Notruftaste. „Sollte sie stürzen oder vor Schwindel nicht mehr aus dem Sessel kommen, drückt sie auf die Notruftaste und wird unmittelbar mit einem Mitarbeiter unserer Zentrale verbunden“, erklärt Rüdiger Kunz vom DRK-Landesverband Berlin. Auf dessen Bildschirm erscheinen dann sofort alle Daten: Adresse, Krankheiten sowie Personen, die benachrichtigt werden sollen. Im Notfall schickt die Zentrale einen Krankenwagen oder den eigenen Bereitschaftsdienst, in weniger dringenden Fällen wird der Hausarzt verständigt oder die Nachbarin kontaktiert.

„Der Hausnotrufdienst ist für Personen gedacht, die ein eigenständiges Leben führen können, sich jedoch für den Notfall absichern möchten“, erklärt Kunz. Häufig seien es die Kinder, die sich aktiv darum bemühten. Wohnen sie weit entfernt und können sich nicht selbst um ihre Eltern kümmern, ist es eine Alternative, die Eltern nicht ins Heim schicken zu müssen. „Dort fehlt die gewohnte Umgebung und Tagesroutine“, sagt Kunz. So könnten die Eltern zunächst zu Hause wohnen bleiben und ihre Kinder trotzdem weniger besorgt sein.

Neben dem DRK bieten auch andere Wohlfahrtsverbände einen Hausnotrufdienst an, ebenso private Anbieter. Bei einem Test der Stiftung Warentest von 2011 schnitten DRK, Malteser Hilfsdienst und Johanniter-Unfall-Hilfe am besten ab. Sie überzeugten durch eine „kompetente“ und „schnelle“ Bearbeitung der eingehenden Notrufe.

Die Kosten betragen je nach Anbieter rund 20 Euro monatlich. 18,36 Euro zahlt die Pflegekasse für Pflegebedürftige der Stufen 1 bis 3, genauso teuer ist auch der Standardtarif beim DRK. Hinzu kommt eine einmalige Anschlussgebühr, um das Gerät, dass mit der Telefonanlage verknüpft wird, zu installieren. Diese kostet zwischen 10 und 70 Euro. Zusatzleistungen wie Schlüsselhinterlegung, Helfereinsätze oder tägliche „Alles in Ordnung“-Meldungen, bei denen sich regelmäßig ein Mitarbeiter um das Wohlbefinden des Kunden erkundigt, können sinnvoll sein, sind aber privat zu zahlen. Eine Schlüsselhinterlegung für Notfalleinsätze kostet beim DRK 23 Euro.

Für Jogger oder für Menschen, die auch trotz hohem Alter noch alleine im Wald spazieren gehen, werden auch mobile Notrufgeräte angeboten. So können Vermisste oder Verletzte sogar per GSM oder GPS aufgespürt werden. Doch für die häusliche Nutzung empfehlen Anbieter, das Gerät über das Festnetz zu installieren, da der analoge Anschluss immer noch die sicherste Verbindung bietet. Dass der Notrufknopf manchmal ohne triftigen Grund gedrückt wird, kalkulieren die Anbieter mit ein. „Nur ein Drittel der Anrufe sind wirklich Notrufe“, sagt Petra Weingärtner von der DRK-Altenhilfe. Zwei Drittel sind soziale Notrufe, die der Einsamkeit der älteren Kunden geschuldet sind. Doch die Mitarbeiter sind auch dafür geschult.

Nicht geeignet ist der Hausnotrufdienst für an Demenz erkrankte Menschen. „Sie können nicht mehr den Alarmknopf drücken, wenn es darauf ankommt“, erklärt Weingärtner. Eine ihrer Kundinnen hat immer wieder das Gerät aus der Wand entfernt – weil sie sich nicht mehr erinnern konnte, weshalb die Anlage installiert worden war. Für Demenzkranke bietet sich ein Bewegungsmelder an. Es existieren zwei Modelle: Das eine überwacht aktiv, ob sich jemand in der Wohnung regelmäßig bewegt. Das zweite Modell sendet nur ein Signal, wenn die Haustür geöffnet oder das Gartentor verlassen wird. Trägt die Person einen Sender, kann sie sogar später über GPS geortet werden. Doch diese Form der Überwachung ist umstritten. „Wir bieten diese Leistungen an. Doch jeder sollte sich vorher gründlich überlegen, wie weit man sich in seine Privatsphäre hineinblicken lassen möchte“, sagt Kunz.

Was er seinen Kunden bei zunehmendem Gedächtnisverlust in jedem Fall empfiehlt, ist ein Funkrauchmelder. Bei steigendem Alter könne man schon mal das Essen auf dem Herd vergessen. „Wohnungsbrände sind keine Seltenheit.“ Der Funkrauchmelder warnt durch ein lautes Geräusch und sendet ein Signal an die Zentrale. Diese kontaktiert den Kunden und ruft im Brandfall die Feuerwehr.

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