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Gesundheit: Hilfe für Kinder mit Krebs

Berliner Forscherin erhält Auszeichnung

Leukämie ist der häufigste Krebs bei Kindern. Die Krankheit, bei der sich unreife weiße Blutkörperchen explosionsartig vermehren und an der noch in den 70er Jahren fast alle Kinder starben, kann heute bei mehr als 70 von 100 jungen Patienten geheilt werden. Wenn die Krebszellen mit der ersten Therapie nicht auf Dauer besiegt werden konnten, gibt es auch im zweiten Anlauf noch Chancen. Dann kann eine Knochenmarkspende helfen.

Doch die Spende ist nicht in jedem Fall nötig. „Viele Leute denken, bei einem Rückfall sei eine Knochenmarkstransplantation die einzige Chance. Das stimmt aber nicht", sagt Günter Henze, Kinderkrebsspezialist der Berliner Charité. Und er ergänzt: „Wer sie nicht braucht, soll sie nicht haben.“ Nur: Wer braucht sie? Was den Experten bisher fehlte, waren zuverlässige Kriterien, die eine Entscheidung darüber erlaubten.

Cornelia Eckert, eine 31-jährige Forscherin aus Henzes Klinik, hat ein Verfahren entwickelt, mit dem hier Abhilfe geschaffen werden kann. Letzte Woche ist sie dafür mit dem diesjährigen Curt-Meyer-Preis der Berliner Krebsgesellschaft geehrt worden.

Eckerts äußerst genaue Methode ermöglicht es, bei Kindern mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) auch dann noch Krebszellen im Blut aufzuspüren, wenn diese Zellen durch die Chemotherapie bereits drastisch vermindert worden sind.

Mit Nachweismethoden, die hundertmal genauer sind als herkömmliche Verfahren, kann man so auch eine „minimale Resterkrankung“ aufspüren, die früher unentdeckt geblieben wäre. Wie schnell und wie gut ein kleiner Patient auf die Behandlung mit den Zellgiften anspricht, wird dann zur Grundlage für die weitere Behandlung: Nur die Kinder, die nach 36 Tagen noch mindestens eine Leukämiezelle auf tausend normale Blut bildende Zellen im Knochenmark haben, werden für eine Stammzelltransplantation vorgesehen. Sind weniger bösartige Zellen zu erkennen, bleibt es bei einer Chemotherapie.

Wenn ALL nach einer Behandlung erneut auftritt, kann heute jedes dritte Kind geheilt werden. Von dem neuen Test wird, wie Henze erläutert, besonders die große „Mittelgruppe“ der Kinder profitieren, bei denen bisher nicht klar war, ob eine Transplantation ihre Chancen erhöht. „Wir haben damit einen Prognosefaktor, der aus der Grundlagenforschung direkt in die Klinik kommt“, lobte Klaus-Peter Hellriegel von der Berliner Krebsgesellschaft, bei der Verleihung des mit 10000 Euro dotierten Preises. Die Methode ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Medizin von der Molekulargenetik heute zwar nicht die „Reparatur“ von Genen, dafür aber größere Genauigkeit bei Vorhersagen erhoffen darf. Die aber können über die Behandlung entscheiden.

Adelheid Müller-Lissner

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