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Gesundheit: „Hochschulverträge neu verhandeln“

Konzil der Humboldt-Universität verwirft Sparpläne des Präsidenten

Der Präsident der Humboldt-Universität soll mit dem Senat von Berlin noch einmal über die Hochschulverträge verhandeln – nach dem Willen des Universitätsparlaments. Die Sparauflage von 75 Millionen Euro, die die drei Universitäten in den Jahren 2006 bis 2009 erbringen sollen, sei willkürlich und nicht zu erwirtschaften, heißt es in einem Beschluss, den das HU-Konzil gestern fällte. Die Qualität und die Quantität des Studienangebots in Berlin werde dadurch massiv bedroht. Von den 85 000 Studienplätzen erscheinen zur Zeit 10 000 gefährdet. Allein die HU müsste 3000 Studienplätze aufgeben.

Den Fehdehandschuh geworfen

Außerdem fordert das Konzil den Präsidenten auf, in Verhandlungen mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit zu erreichen, dass sich das Land Berlin an den steigenden Pensionslasten für die Wissenschaftler beteiligt. Bisher müssen die Universitäten diese Pensionslasten tragen – an der Humboldt-Universität werden das im Jahre 2010 zehn Millionen Euro sein. Das Konzil hat mit diesen Forderungen den Fehdehandschuh geworfen.

Gebunden ist der Präsident jedoch nicht an das Votum des Konzils. Denn nach der Satzung der HU werden Strukturreformen und Haushaltsentscheidungen zwischen dem Akademischen Senat, dem Kuratorium und dem Präsidium ausgehandelt. Am kommenden Dienstag will Mlynek deshalb seinen Vorschlag für die neue Strukturplanung der Humboldt-Universität in den Akademischen Senat einbringen. Mlyneks Strukturplan geht davon aus, dass die Humboldt-Universität 30 Millionen Euro in den Jahren 2006 bis 2009 einsparen muss.

Er wolle sich noch überlegen, ob er Wowereit um einen Termin für Nachverhandlungen bitte, sagte Mlynek gestern dem Tagesspiegel. Die Antwort des Regierenden kenne er aber heute schon: Er werde darauf verweisen, dass die 75 Millionen Euro als Sparleistung vom Berliner Senat und Abgeordnetenhaus beschlossen worden seien.

Der Humboldt-Universität drohen allerdings noch dramatischere Sparzwänge. Wenn es nach 2006 zu Tariferhöhungen kommen sollte, könnte das auf Mehrkosten von bis zu zehn Millionen Euro hinauslaufen. Außerdem hat die Universität aus eigenen Mitteln noch einen Personalüberhang aus dem Jahre 1997/98 zu finanzieren. Damals musste die HU zahlreiche Stellen von Wissenschaftlern streichen, die aber weiterhin beschäftigt werden. Die Kosten für den Personalüberhang betragen nach Angaben des für den Haushalt zuständigen Vizepräsidenten Frank Eveslage 18 Millionen Euro.

Agrarwissenschaftler wollen mehr

Besonders umstritten war gestern im Konzil die beabsichtigte Auflösung der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät mit 31 Professuren. Nach den Vorstellungen des Präsidenten sollen zehn Professuren aus dieser Fakultät in eine künftige Fakultät für Lebenswissenschaften überführt werden. Wenn die Finanzentwicklung günstig ist, könnten drei weitere Professuren dazukommen. Das ist jedoch den Agrarwissenschaftlern zu wenig. Sie fordern 17 Professuren und zum Schutz ihrer weiteren Existenz den Fakultätsstatus – bis eine Konzeption für die neue Fakultät für Lebenswissenschaften vorliegt.

Während die Agrarier von drei HU-internen Expertenkommissionen in Forschung und Lehre relativ gut beurteilt worden sind, ist das Urteil über die Theologen „überwiegend negativ”. Nach dem Vorschlag des Präsidenten sollen sie fünf von 15 Professuren verlieren. Die Theologen fordern jedoch als Mindestausstattung 11 Professuren. Das Konzil möchte nun erreichen, dass im Akademischen Senat eine Alternative zu den Streichungsvorschlägen vorgelegt wird. Grundlage dafür sollen die Gegenvorschläge der HU-Kommissionen sein.

Uwe Schlicht

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