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Gesundheit: Humboldts Erbsen

HU-Präsident Markschies umwirbt die Wirtschaft

Zwischen Wirtschaft und Wissenschaft liegen Welten. An der Humboldt-Universität kommen beide zusammen, jedenfalls wenn es um Erbsen geht. Nach der antibakteriellen Behandlung verfärben sich Erbsen in ein unansehnliches Braun. Dieses Problem der Firma UniLever gehen Experten für Pflanzenphysiologie der Humboldt-Uni an: „Sie sorgen dafür, dass die Erbsen grün bleiben“, erklärte Christoph Markschies, Präsident der Hochschule, am Montagabend Mitgliedern des „Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller“ (VBKI), die ihn eingeladen hatten, über die Rolle der HU in der Wissenschaftsstadt Berlin zu sprechen.

An der Humboldt-Uni gibt es noch andere gute Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, sagte Markschies. Doch in einer Zeit, in der die Unis mit immer weniger Staatszuschüssen auskommen müssten, längst nicht genug. So ging es Markschies darum, die Kaufleute und Industriellen vom „speziellen Charme einer fast 200 Jahre alten Universität“ zu überzeugen.

In der Tat brachte der Präsident seine Zuhörer immer wieder dazu, zustimmend zu murmeln oder zu lachen. Etwa, als er sich darüber mokierte, dass das Wort „,Elite’ aus politischen Gründen durch ,Exzellenz’“ ersetzt worden sei. Oder als er leidenschaftlich Studiengebühren forderte und beklagte, es gebe mehr Vorschriften über die Rechte der Frauenbeauftragten als über den Akademischen Senat, die Professoren und Studenten zusammen.

Generell litten die Berliner Hochschulen an einem Gestrüpp von Verwaltungsvorschriften. So habe die HU endlos für die Genehmigung ihrer Ausgründung einer „Humboldt-Innovation GmbH“ kämpfen müssen, einem Unternehmen, das wissenschaftliche Dienstleistungen für die Wirtschaft anbietet. Auf Zustimmung stieß der Präsident auch mit seiner Kritik an Wissenschaftssenator Thomas Flierl, der sich ausschließlich als Kultursenator definiere – wenn er nicht gerade eine „Mumiendiskussion“ über die Viertelparität führe: „Wir haben seit Jahren keinen Wissenschaftssenator mehr.“

Markschies will, dass die HU zu ihrem Jubiläum im Jahr 2010 ihre Tradition hochhält und „zu dringenden Fragen pfiffige Antworten“ findet, nämlich mit „radikaler Entschlossenheit und abwägender Bedächtigkeit“. Denn man stehe zwar vor der Herausforderung, „die Universität noch einmal neu zu erfinden“. Doch werde man „nicht einfach drauf los“ arbeiten, „damit wir nicht dastehen wie die FU im Jahre 1975“, wie Markschies sagte – und hinzufügte: „Oder wie die HU 1975“.

Das Verhältnis zwischen beiden Unis sei aus „historisch gut verständlichen Gründen nicht wie das unter den Mitgliedern einer Großfamilie“. So sei die FU von Studierenden gegründet worden, die die HU verlassen mussten. Und die HU sei Anfang der neunziger Jahre auf Kosten der anderen Berliner Unis aufgebaut worden. „Ein Bürgerkrieg zwischen Mitte und Dahlem herrscht aber nicht“, sagte Markschies. Die „strategischen Kooperationen“ müssten aber „dringend noch gesteigert werden“: „Wenn die drei Berliner Unis ihre Chemiedepartments in einem Gebäude mit verschiedenen Türschildern zusammenlegen würden, würden die in München ganz schön gucken.“ Einer fusionierten Großuni erteilte der HU-Präsident jedoch eine Absage.

Wie können Wirtschaft und Wissenschaft zusammenkommen? Markschies setzt seine maßgeschneiderte Charmeoffensive fort: Die Wissenschaftler müssten sich mehr Gedanken über die Verwertung ihrer Ergebnisse machen. Die Wirtschaft solle den Unis ihren Bedarf mitteilen. Die Berliner Kaufleute finden das „erfrischend“.

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