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Gesundheit: Hummer: Kleine Wassermusik

Wer an Musik aus dem Tierreich denkt, hat Grillen im Kopf. Aber kaum einmal einen Hummer.

Wer an Musik aus dem Tierreich denkt, hat Grillen im Kopf. Aber kaum einmal einen Hummer. Bei dessen Anblick denkt unsereins an den Feinkostladen und nicht an Musikgenuss. Zu Unrecht, wie neueste Forschungsergebnisse zeigen. Denn der Hummer ist so zart besaitet, dass er den ersten Geigenbauern Modell gestanden haben könnte: Fernab der Küche spielt er eine Violine en miniature.

Sheila Patek von der Duke Unversity in den USA hat der Unterwassermusik des Hummers gelauscht und dabei seine einzigartige Spieltechnik entdeckt. Sie befestigte winzige Sensoren an den Antennenmuskeln des Tieres aus der Familie der Palinuridae. Bewegt der Hummer die Antennen auf eine bestimmte Art und Weise, so setzt er damit ein feines Gewebe in Bewegung, berichtet Patek im Wissenschaftsmagazin "Nature". Dieses streift über einen glattes Stäbchen in der Nähe des Auges - ähnlich wie der Bogen eines Violinisten über eine Saite. Grafik: Viola marina Der Hummer erzeugt die Töne demnach anders als die Grille. Das Grillenmännchen reibt bei seinen Gesängen die Kanten zweier Flügel aneinander. An der Unterkante des einen Deckflügels sitzt eine Reihe feiner, aber sehr fester Zähne. An der Oberkante des anderen Flügels gibt es einen Wulst aus dem selben Material. Die Zähne streifen über den Wulst und geraten in Schwingung. Das gibt für sich genommen nur eine leise Melodie. Sie wird jedoch durch eine feine Membran verstärkt.

Das Grillenmännchen möchte mit seinem Ruf Weibchen anlocken. Was ihm ob des schönen, meist viersilbigen Gesangs auch des öfteren gelingt. Es schlägt manchmal jedoch auch lautere Töne an, um Rivalen zu vertreiben.

Hummerweibchen haben keine so feinen Ohren wie die Feldgrillen in ihren Unterschenkeln. Sie können den Gesang der Männchen nur aus allernächster Nähe wahrnehmen. Die Hummermusik dient deshalb vermutlich nicht der Kommunikation, sondern dem Schutz vor Feinden. Mit ihren Lauten, die manchmal wie das Reiben auf einem Waschbrett klingen, manchmal auch wie das Reiben auf einem Luftballon, will der Hummer Angreifer wie Fische erschrecken, um Zeit zur Flucht zu gewinnen.

Gefährlichen Angriffen ist der Hummer vor allem in der Periode der Häutung ausgesetzt. Doch auch in dieser verletzlichen Phase sei das Tier noch in der Lage, Töne hervorzubringen, sagt Sheila Patek. Denn es sei bei seiner Verteidigungsouvertüre nicht auf den harten Panzer angewiesen.

tdp

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