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Gesundheit: Im Zeichen der Nadel

Akupunktur und Co: Die Berliner Charité öffnet sich der Alternativmedizin

Pieksen im Auftrag der Wissenschaft: Die chinesische Akupunktur gehört zu jenen Verfahren, die in Zukunft an einer speziellen Ambulanz der Berliner Uniklinik Charité praktiziert werden. Am gestrigen Mittwoch öffnete die Ambulanz in der Poliklinik der Charité ihre Pforten. Die „Forschungsambulanz für Prävention und Integrative Medizin“ (Champ) will nach den Worten von Stefan Willich, Direktor des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, „integrative Medizin“ betreiben. Moderne medizinische Errungenschaften sollen mit Verfahren aus der „Komplementärmedizin“ verbunden werden. Studien auf diesem Gebiet sollen es ermöglichen, „Spreu vom Weizen zu trennen“.

Zum Konzept gehört es, die Patienten mit Verfahren aus beiden Bereichen zu behandeln und die Ergebnisse wissenschaftlich auszuwerten. Dabei werde man „defensiv vorgehen und strenge wissenschaftliche Maßstäbe anlegen“, versicherte Willich. „Champ ist keine spontane Idee, sondern Resultat unserer zehnjährigen wissenschaftlichen Expertise“, sagte er vor der Presse. Dabei nahm Willich Bezug auf die Akupunktur-Studie, die sein Institut im Rahmen eines Modellvorhabens der Techniker-Krankenkasse und weiterer Kassen vor einigen Jahren durchgeführt hatte.

Mit Hinweis auf den „Brückenschlag zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde“, den das Charité-Institut leiste, überreichte ebenfalls gestern Veronica Carstens, Vorstandsvorsitzende der Karl-und-Veronica-Carstens-Stiftung, Zuwendungen in Höhe von einer Million Euro. Damit sollen über fünf Jahre eine Stiftungsprofessur für Komplementärmedizin und zwei Mitarbeiterstellen finanziert werden. „Ein großer Tag für die Charité“, kommentierte deren Vorstandsvorsitzender Detlev Ganten. Die Professur, für die die Ausschreibung noch läuft, soll an der neuen Forschungsambulanz angesiedelt sein und bis Ende des Jahres besetzt werden.

Willich will zudem mit der Stiftungsprofessur Chinesische Lebenswissenschaften zusammenarbeiten, die vor einem Jahr besetzt wurde. Außerdem sei man wegen zwei Stiftungsprofessuren für Naturheilkunde in Forschung und Klinik in Verhandlungen und suche die Kooperation mit der AOK und der Techniker-Krankenkasse. Das erste Forschungsvorhaben, das Willich skizzierte, soll die Wirksamkeit eines Präparats aus der anthroposophischen Medizin gegen chronische Rückenschmerzen untersuchen. Einstweilen müssen Patienten, die in die Forschungsambulanz kommen, die Behandlung privat zahlen, falls sie nicht an einer Studie teilnehmen.

Behandeln will man zunächst Patienten mit chronischen Schmerzen, mit Heuschnupfen (Allergischer Rhinitis) sowie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und Herz-Kreislauf-Leiden. Das ist ein weites Feld. Man sehe sich jedoch nicht als Konkurrenz für die Ambulanzen der Charité-Kliniken, die auf die jeweiligen Krankheitsbilder spezialisiert seien, versicherte Willich. Auch in dieser Hinsicht handelt es sich offensichtlich um ein ergänzendes Angebot.

Adelheid Müller-Lissner

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