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Gesundheit: In Europa studiert die Oberschicht

In Europa ist es bisher noch keinem Land gelungen, Arbeiterkindern die gleichen Chancen auf eine höhere Bildung zu ermöglichen wie Sprösslingen von Akademikern. In Deutschland sieht es für den Nachwuchs aus bildungsfernen Familien besonders düster aus: Nur in Österreich und Portugal gehen noch weniger Jugendliche aus den unteren Schichten auf eine Universität.

In Europa ist es bisher noch keinem Land gelungen, Arbeiterkindern die gleichen Chancen auf eine höhere Bildung zu ermöglichen wie Sprösslingen von Akademikern. In Deutschland sieht es für den Nachwuchs aus bildungsfernen Familien besonders düster aus: Nur in Österreich und Portugal gehen noch weniger Jugendliche aus den unteren Schichten auf eine Universität. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Eurostudent 2005“, für die die Studentenwerke in elf europäischen Ländern 80000 Studierende befragten.

Die Unterschiede zwischen den Ländern sind allerdings groß, was die soziale Herkunft der Studenten angeht. In Portugal haben die Eltern von Studenten fünfmal häufiger einen hohen Bildungsabschluss als der Durchschnittsportugiese. In Deutschland ist die Akademikerquote unter den Studenteneltern mehr als doppelt so hoch wie bei den Durchschnittsdeutschen. Besser stehen die Chancen für Kinder von Eltern mit einem niedrigen Schulabschluss in Spanien, den Niederlanden, Finnland – und vor allem in Irland. Die Iren sind die Einzigen, bei denen sich das Verhältnis von hohen und niedrigen Bildungsabschlüssen unter den Studenteneltern fast mit dem in der Durchschnittsbevölkerung deckt. Aus Lettland, das als einziges EU-Beitrittsland an der Studie teilnahm, gab es zu der Frage keine Daten.

Gründe für diese Ergebnisse nennt die Studie nicht. Gibt es womöglich einen Zusammenhang zwischen einem funktionierenden staatlichen Stipendien- und Darlehenssystem und der Hochschulquote von Arbeiterkindern? Die vergleichsweise durchlässigen Bildungssysteme der Finnen und Holländer haben ein elternunabhängiges Darlehenssystem und fördern damit um die zwei Drittel ihrer Studenten (71 und 62 Prozent). Zum Vergleich: Das vom Einkommen der Eltern abhängige Bafög beziehen in Deutschland nur 23 Prozent der Studenten.

Die Gleichung, der Staat fördert viele Studenten, also sind die Bildungschancen gerechter verteilt, geht aber nicht auf. So unterstützen die Iren nicht einmal ein Drittel ihrer Hochschüler. Überraschend hoch ist auch die Rate der Studenten mit bildungsfernen Eltern, die in Portugal vom Staat gefördert werden: Das bei den Bildungschancen abgeschlagene Land gibt 71 Prozent seiner wenig privilegierten Studenten Geld – allerdings nur 186 Euro im Monat.

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