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Gesundheit: Keine neue Forschung mit Neutronen Deutschland bewirbt sich nicht um 1,5 Milliarden Euro teure Quelle

Die Entscheidung über neun Großprojekte für die Grundlagenforschung steht kurz bevor, aber das Urteil über eines dieser Geräte scheint bereits gefällt: Deutschland werde sich nicht um den Standort für die neuartige europäische Neutronenquelle (ESS) bewerben, sagte HermannFriedrich Wagner vom Bundesforschungsministerium bei einer Tagung in Brüssel. Damit scheint sich die Bundesregierung dem Urteil des Wissenschaftrates anzuschließen, der das 1,5 Milliarden Euro teure europäische Projekt im vergangenen Jahr begutachtet und auf der Prioritätenliste weit unten eingestuft hatte.

Die Entscheidung über neun Großprojekte für die Grundlagenforschung steht kurz bevor, aber das Urteil über eines dieser Geräte scheint bereits gefällt: Deutschland werde sich nicht um den Standort für die neuartige europäische Neutronenquelle (ESS) bewerben, sagte HermannFriedrich Wagner vom Bundesforschungsministerium bei einer Tagung in Brüssel. Damit scheint sich die Bundesregierung dem Urteil des Wissenschaftrates anzuschließen, der das 1,5 Milliarden Euro teure europäische Projekt im vergangenen Jahr begutachtet und auf der Prioritätenliste weit unten eingestuft hatte.

Um die Neutronenquelle hatten sich zwei Standorte in Deutschland bemüht: die Region Halle-Leipzig und das Forschungszentrum Jülich. „Wir haben viel Arbeit in das Projekt gesteckt und sind sehr enttäuscht“, sagt Peter Schäfer, Pressesprecher des Forschungszentrums. In Jülich gibt es bereits einen Forschungsreaktor, der derzeit Neutronen liefert. Mit Hilfe dieser Partikel nehmen Wissenschaftler Materialien aller Art unter die Lupe, prüfen etwa Motorenteile auf feine Risse. Aber der Jülicher Reaktor wird in Kürze stillgelegt.

Die neue Neutronenquelle soll gegenüber bestehenden Apparaturen viele Vorzüge haben. Die Wissenschaftler werden die Neutronen zum Beispiel nicht mehr aus Kernspaltungsreaktionen gewinnen. Und damit wird die Neutronenforschung von spaltbaren Stoffen wie Uran unabhängig, die etwa beim umstrittenen Forschungsreaktor in München die Gemüter erregen.

Stattdessen wollen die Forscher einen Teilchenstrahl auf einen Metalltopf leiten, der beispielsweise mit Quecksilber gefüllt sein könnte. Die getroffenen Atomkerne geraten dabei in heftige Erregung und dampfen einige ihrer Bestandteile ab, die Neutronen, und zwar deutlich mehr als bei Kernspaltungsprozessen. Mit diesen Neutronen können Physiker, Chemiker oder Biologen dann noch detalliertere Aufnahmen machen.

Ob, wo und wann die Europäische Spallations-Neutronenquelle gebaut werden wird, wenn Deutschland sich nun vorzeitig aus dem Bewerberkreis zurückzieht, ist bislang offen. In den USA nimmt eine entsprechende Quelle in Oak Ridge im Jahr 2005 den Betrieb auf, in Japan voraussichtlich 2007. Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn will zu den Großgeräten frühestens Ende der kommenden Woche Stellung nehmen. tdp

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