zum Hauptinhalt

Gesundheit: Kopflos in Cottbus

Neuer Präsident tritt sein Amt nicht an

Die Cottbuser Brandenburgische Technische Universität (BTU) befindet sich in einer ernsthaften Führungskrise. Nach einem Streit mit dem brandenburgischen Wissenschaftsministerium kündigte der bisher an der Uni Potsdam lehrende Physiker Jürgen Kurths an, er werde das Amt als BTU-Präsident nicht antreten. Er habe „eine Entscheidung für Potsdam und gegen den Stil von Wissenschaftsministerin Wanka getroffen“, sagte Kurths dem Tagesspiegel am Mittwoch. Wanka (CDU) hatte Kurths in der vergangenen Woche in einem RBB-Interview vorgeworfen, dass er drei Termine zur Ernennung zum Präsidenten der BTU habe verstreichen lassen. Die Ernennung sei an seinen Gehaltsforderungen gescheitert, worüber die Ministerin Unverständnis äußerte.

Kurths war Anfang Juni mit großer Mehrheit an die Spitze der einzigen Technischen Uni in Brandenburg gewählt worden – nachdem der bisherige Präsident Ernst Sigmund bei seiner Wiederwahl überraschend keine Mehrheit bekommen hatte. Eine Findungskommission hatte Kurths als Nachfolger vorgeschlagen. Der 53-Jährige leitet an der Uni Potsdam das interdisziplinäre Zentrum für Dynamik Komplexer Systeme.

Kurths sagte, sein Hauptpunkt in einem Gespräch mit Vertretern des Ministeriums sei die unzureichende finanzielle Ausstattung der BTU in den kommenden beiden Jahren und nicht sein Gehalt gewesen. „Das hat die Ministerin gegenüber der Presse offenbar völlig unerwähnt gelassen.“ Für Kurths sei es unhaltbar, dass Wanka während laufender interner Verhandlungen an die Öffentlichkeit getreten sei. „Und dies auch noch mit falschen Details. Das ist kein Stil, das macht man einfach nicht.“

Kurths sieht dadurch seine Person „enorm beschädigt“. Zumal die „Bild“-Zeitung ihm Habgier unterstellt habe. Kurths sagte, er habe niemals eine bestimmte Besoldungshöhe gefordert. Er habe lediglich darauf hingewiesen, dass die angebotene Höhe nicht ausreichend sei. Daraufhin hatte der Senat der BTU einen Besoldungszuschlag beschlossen, den das Ministerium ohne einen weiteren Vorschlag abgelehnt habe. Die Mittel sollten aus dem Globalhaushalt der BTU kommen, über den die Uni selber entscheidet.

Verhandlungsbedarf sah der Physiker vor allem bei der Finanzierung der Hochschule. Kurths habe im Einklang mit dem Senat der BTU gegenüber dem Ministerium klar gemacht, dass die vorgesehenen Einsparungen zu Schwierigkeiten bei der Neubesetzung von frei werdenden Stellen für Nachwuchswissenschaftler führen würden. Es sei dabei um rund 100 Stellen gegangen. „So sind die Reformen, die für die BTU angestrebt werden, nicht machbar“, sagte Kurths. Junge Wissenschaftler seien ein für Innovationen besonders wichtiges Kernstück für jede Universität. Vor diesem Hintergrund sei die BTU ab 2007 selbst mit kleinen anderen Technischen Universitäten nicht mehr wettbewerbsfähig. In diesem Punkt habe es seitens des Ministeriums keine Bewegung gegeben. „Für eine TU light stehe ich nicht zur Verfügung“, sagte Kurths.

Wissenschaftsministerin Johanna Wanka bedauerte die Entscheidung von Kurths. Sie sagte, sie könne seine Gründe „nicht nachvollziehen“. Sowohl die Situation der Hochschule als auch die gesetzlich vorgesehene Vergütung für den Präsidenten sei bereits vor der Wahl bekannt gewesen. Nachdem Kurths Termine zur Ernennung habe verstreichen lassen, habe man sich gegenüber der Presse äußern müssen.Die BTU Cottbus ist eine von drei Universitäten in Brandenburg. An ihr lehren 130 Professoren, es sind rund 5000 Studierende eingeschrieben.

Jan Kixmüller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false