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Gesundheit: Kopieren unmöglich

Forscher glauben, dass das Klonen von Menschen nicht funktioniert, weil Chromosomen bei der Teilung in die Irre geführt werden

Angeblich gibt es ihn ja längst, den ersten Menschen-Klon. Die Raelianer-Sekte behauptet, bereits mehrere genetische Kopien von existierenden Menschen erzeugt zu haben, und auch der italienische Fortpflanzungsmediziner Severino Antinori gibt an, schon geklont zu haben. Beweise liegen nicht vor, und seriöse Forscher haben angesichts solcher Behauptungen stets zur Skepsis gemahnt. Jetzt zeigt sich: Die Wissenschaftler könnten Recht haben. Vielleicht lassen sich Menschen gar nicht klonen.

Gerald Schatten hat schon Hunderte von Klonversuchen bei Rhesusffen hinter sich. Dabei machte der Forscher von der Universität von Pittsburgh in Pennsylvania stets die Erfahrung, dass die Affenklone sich zwar teilten, aber nie zu vollständigen Lebewesen heranwuchsen. Genauso ging es anderen Wissenschaftlern, die Schimpansen oder andere Primaten „kopieren“ wollten.

Untersuchte man die geklonten Embryonen, so stellte sich heraus, dass die Chromosomen (Erbträger) in den Zellen oft ungleich verteilt waren: einige hatten zu viele, andere zu wenig, wieder andere hatten doppelt so viele wie normal. Schatten verfolgte nun die Spur der Chromosomen in den Affenklonen. Sein Ergebnis: Der biologische Apparat, mit dem die Chromosomen auf die beiden Tochterzellen verteilt werden, ist defekt. Er wird beim Klonen beschädigt – und zwar vor allem beim Kopieren von Primaten wie Affe und Mensch. Säugetieren wie Kühen und Mäusen kann das Klonen weniger anhaben.

Die Chromosomen werden bei der Teilung an dünnen Fäden („Spindeln“) entlang in die neu entstehenden Tochterzellen geleitet. Beim Klonen mit Zellkern-Übertragung („Dolly“-Methode) wird zunächst die weibliche Eizelle entkernt und dann der Zellkern der Spenderzelle eingefügt. Bei Primaten und Menschen sind jedoch wichtige Teile des Spindelapparats in der Nähe der Chromosomen der Eizelle – und just diese Chromosomen werden entfernt. Damit wird der Spindelapparat verletzt. Bei anderen Säugetieren sind die Spindel-Elemente dagegen stärker über die Eizelle verteilt.

Kommt der Spindelapparat der Primatenzelle durcheinander,wandern die Chromosomen nicht mehr dahin, wo sie hingehören. Es reicht zwar noch für ein paar Zellteilungen, aber ein Organismus entsteht nicht mehr. Es sei, als wenn jemand „eine scharfe Linie zwischen Primaten – und damit auch dem Menschen – und anderen Lebewesen gezogen“ hätte, sagte Schatten dem Fachblatt „Science“, in dem er am heutigen Freitag seine Ergebnisse veröffentlicht. „Ich lasse euch Kühe, Mäuse, Schafe, ja sogar Hasen und Katzen klonen – aber Affen und Menschen sind etwas ganz Besonderes.“

Schattens Studie könnte plausibel erklären, warum das Klonen von Affen und Menschen zum Scheitern verurteilt ist – zumindest bislang. Und sie sind ein weiteres Argument gegen das Menschenkopieren. „Es ist fast so, als ob die Natur nicht möchte, dass wir uns selbst klonen“, kommentiert der Ronald Cole-Turner vom Theologischen Seminar in Pittsburgh.

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