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Gesundheit: Kosmische Lebensbringer

Forscher finden Beleg dafür, dass Aminosäuren aus dem All stammen

Ein deutscher und zwei französische Chemiker haben in einem Aufsehen erregenden Experiment gezeigt, dass Aminosäuren, auf denen alles Leben basiert, aus dem All stammen. Durch kosmische Bestrahlung von Aminosäuren erhielten die Forscher linksförmige Moleküle, wie sie ausschließlich in der Natur und in Lebewesen vorkommen.

„Wir glauben, wir haben einen wichtigen Beleg für die These erbracht, dass das Leben oder seine Vorstufen aus dem Weltall stammen", sagte Uwe Meierhenrich von der Universität Nizza. Aminosäuren waren neben Nukleinsäuren entscheidend für die Entstehung des Lebens vor viereinhalb Milliarden Jahren. Wahrscheinlich gelangten sie mit Meteoriten auf die Erde.

Meierhenrich und seine französischen Kollegen André Brack (Orléans) und Laurent Nahon (Orsay) haben vermutlich ein großes Rätsel gelöst. Die Moleküle der Aminosäuren kommen in der Natur und in Lebewesen nur in einer von zwei spiegelbildlichen Formen vor. Chemiker nennen solche Stoffe asymmetrisch. Bei Synthesen im Labor erhält man dagegen symmetrische Aminosäuren, die aus links- und rechtsförmigen Molekülen im Verhältnis eins zu eins bestehen. Beide Molekülformen sind spiegelbildlich wie die linke und rechte Hand und lassen sich nicht zur Deckung bringen. Entdeckt hatte das Phänomen der Franzose Louis Pasteur im Jahr 1848 an Weinsäure. Der junge Chemiker äußerte bereits damals die Idee, dass asymmetrische Stoffe kennzeichnend für das Leben sind. Es müsse eine „kosmische asymmetrische Kraft“ geben, spekulierte Pasteur. Niemand konnte bislang eine stichhaltige Erklärung dafür bringen.

Die Forscher wählten für ihr Experiment eine Aminosäure in fester Form. „Vorherige Experimente in Laboratorien der USA setzten Aminosäuren in flüssiger Phase ein, also als wässrige Lösung“, bemerkte Meierhenrich, „was unter interstellaren Gesichtspunkten nicht als repräsentativ angesehen werden kann.“

Die kosmische Strahlung in Form von zirkular polarisiertem UV-Licht wurde im Synchrotron-Zentrum Lure in Orsay erzeugt. Durch die Bestrahlung wandelte sich die symmetrische Aminosäure in eine asymmetrische um. Die Ergebnisse werden in der internationalen Ausgabe der Zeitschrift „Angewandte Chemie“ veröffentlicht.

Peter Düweke

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