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Gesundheit: Kunst des Fliegens

Das Tier in uns (I): Die Schwalbe

Etwa 90 bekannte Arten umfasst die Familie der Hirundinidae. Darunter so unterschiedliche Arten wie die Trugschwalbe, die wegen ihrer großen, muskulösen Beine auffällt, während die kurzen Beine der Sturmschwalbe die Flugfähigkeit zwar günstig beeinflussen, jedoch zum Laufen wenig geeignet sind.

Erstaunlich sind die Flugkünste der Schwalbe. Sie hat einen stromlinienförmigen Körper und vergeudet keine Kräfte. Eine Flussseeschwalbe, die 75 Mal leichter ist als ein Wanderalbatros, ist nur zweieinhalb Mal langsamer als dieser. Sie bringt es auf 30 Stundenkilometer.

Die Schwalbe fliegt in geringer Höhe. Schon der kleinste Windhauch reicht aus, sie zum Abheben zu bringen. Mit ihren schmalen Flügeln erhält sie rasch Auftrieb. Vielleicht ist dies die augenfälligste Parallele zum anrennenden Stürmer, der sich nach der leichtesten Berührung „nicht mehr gegen die Schwerkraft wehrte“, wie Bernd Hölzenbein sein Flugerlebnis im WM-Finale Deutschland gegen Holland 1974 beschrieb. Bei dieser Schwalbe zeigte Hölzenbein den beliebten „Schleppanker“. Der Angreifer lässt bei diesem Trick seinen nachhängenden Fuß geschickt über ein gegnerisches Bein schleifen. Darin liegt die Kunst eines Schwalbenflugs, in der sich Handballspieler genauso hervortun wie Fußballer.

Der aerodynamische Knackpunkt ist hier wie in der Vogelwelt die Manövrierfähigkeit. Die schöne Stromlinienform des Schwalbenkörpers kombiniert mit den langen, schmalen Flügeln geht zu Lasten der Beweglichkeit. Eine Schwalbe müsste eigentlich mit geöffnetem Schnabel ziellos durch die Luft jagen und nur die Insekten zu fressen bekommen, die ihr zufällig in die Quere kommen. Dass dem nicht so ist, liegt an ihrem Schwanz.

So wie der Fußballer beim „Schleppanker“ die Beine spreizt, sorgt der gegabelte Schwalbenschwanz dafür, dass der Vogel in heiklen Situationen manövrierfähig bleibt. Wie Computersimulationen belegen, verbessert die Symmetrie des Schwanzes die Flugstabilität. Männliche Rauchschwalben mit symmetrischem Schwanz lassen sich nicht so leicht vom Sperber erwischen wie weniger ebenmäßige Artgenossen, die auch bei den Weibchen nicht hoch im Kurs stehen.

Vom Aussterben bedroht sind die Weißschwanzschwalbe, die Stahlschwalbe und die Weißaugen-Trugschwalbe. Letztere wurde seit der Fußball-WM 1982 nicht mehr gesehen. tdp

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