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Gesundheit: Lärm wie auf dem Flugplatz

Bremer Studie bestätigt hohe Belastung von Lehrkräften

Pädagogen und Gewerkschaften klagen darüber schon lange. Jetzt liefert die Wissenschaft neue Belege: Deutsche Lehrer sind so „hohen und nicht ausreichend kompensierten psychischen und körperlichen Anforderungen ausgesetzt“, dass die Mehrzahl von ihnen nicht bis zum Pensionsalter durchhält. Das bestätigt eine neue Studie des „Instituts für Interdisziplinäre Schulforschung“ der Universität Bremen.

Dabei zeigte sich, dass die Mehrheit der Pädagogen unter körperlichen und seelischen Belastungen leidet. Das äußert sich beispielsweise in Ernährungsstörungen, Kreislaufproblemen, Beschwerden im Bewegungsapparat, erhöhter Reizbarkeit, Schlafstörungen und verminderter Konzentration. „Bei vielen Lehrkräften summieren sich diese Probleme zum „Burnout-Syndrom“, unter dem etliche Lehrerinnen und Lehrer so stark leiden, dass sie vor dem Eintritt in das Renten- oder Pensionsalter arbeitsunfähig sind".

Einer der wichtigsten Belastungsfaktoren ist der Bremer Studie zufolge der Lärm. Daran seien nicht nur die Kinder Schuld, sondern auch die „schlechte akustische Qualität mancher Klassenräume“. Der Psychologieprofessor Jörg Berndt, Mitautor der Studie, sagte dem „Tagesspiegel“: „Der Lärmpegel in Klassenräumen ist zehn- bis zwanzigmal so hoch, wie er eigentlich sein sollte.“ In Turnhallen würden teilweise Spitzenwerte erreicht, die dem Starten eines Düsenjets in 500 Metern Entfernung entsprächen. Auch die Pausen haben nur einen geringen Erholungseffekt, weil dann viel zu regeln ist. Daher nehme die Leistungsfähigkeit der Pädagogen im Laufe des Tages immer mehr ab.

Als Konsequenz steht für die Forscher fest: „Druck und unberechtigte Kritik“ sind die falschen Mittel, um die Leistung der Lehrer zu verbessern. Vielmehr müssten viele Einzelheiten der Arbeitsbedingungen verändert werden. Auch die Gesundheitsvorsorge komme bisher zu kurz. Ändern lasse sich das aber nur gemeinsam mit den Betroffenen und nicht „von oben herab“.

Für die Studie hatten vier Wissenschaftler 178 Bremer Lehrerinnen und Lehrer ein bis zwei Wochen lang bei der Arbeit begleitet, bei allen ein Langzeit-EKG aufgenommen, Tests und Fragebögen ausfüllen lassen und den Lärm in den Schulen gemessen.

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