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Gesundheit: Lange Nacht der Wissenschaften: Nur wenige Treffer beim Quiz: Im Wissenschaftszentrum spielten die Besucher mit

Wie können sich zwei Schwestern eine Zitrone gerecht teilen? Eine Frage, die nicht nur die Familientherapeuten und die Zitronologen umtreibt, sondern auch die Sozialwissenschaftler.

Wie können sich zwei Schwestern eine Zitrone gerecht teilen? Eine Frage, die nicht nur die Familientherapeuten und die Zitronologen umtreibt, sondern auch die Sozialwissenschaftler. Es ist nämlich durchaus nicht immer die klügste Entscheidung, die Zitrone einfach in der Mitte durchzuhauen. Das Erste und Wichtigste bei jedem Konflikt sei es vielmehr, die Gründe und Ziele der einzelnen Parteien festzustellen, erklärt Matthias Trénel vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), der sich mit "Mediation" beschäftigt. Zum Beispiel: Wozu wollen die Schwestern die Zitrone überhaupt haben? Vielleicht braucht die eine nur die Schale, um Kuchen damit zu backen, und die andere nur den Saft; so können beide ohne Streit ihr Ziel erreichen.

Mediationstechniken spielen eine zunehmende Rolle etwa bei kommunalpolitischen Konflikten, und am WZB wird in einem Pilotprojekt daran gearbeitet, Verfahren der Mediation sogar online einzusetzen. Das war nur eines der Themen, über das sich rund 400 Besucher bei der Langen Nacht der Wissenschaften am WZB informieren konnten. In dem größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut in Europa, am Reichpietschufer gelegen, arbeiten rund 280 Soziologen, Politologen und Wirtschaftswissenschaftler an Themen wie "Arbeitsmarkt und Beschäftigung", "Technik-Arbeit-Umwelt" oder "Sozialer Wandel, Institutionen und Vermittlungsprozesse".

Wie kann man die Sozialwissenschaft für das breite Publikum interessant und anschaulich machen? "Wir haben ja keine aufregenden Labors und können auch keine Operationen oder ähnliches vorführen", sagt WZB-Chef Jürgen Kocka. Was die Sozialwissenschaft jedoch gut könne, sei es, über Hintergründe aktueller Ereignisse nachzudenken und aufzuklären - zu diesem Zweck wurde kurzfristig eine Podiumsdiskussion zur neuen Qualität des Terrors nach den Angriffen auf die USA ins Programm genommen, die mit 200 Zuhörern gut besucht war.

Sozialwissenschaftler arbeiten zwar nicht mit spektakulären Apparaturen, aber dafür mit Fragebögen, und hier trifft sich das Interesse der Wissenschaftler mit denen des Publikums. Die Wissenschaftler hatten sich für die Lange Nacht einen "Lebensstandard-Test" ausgedacht: Am Computer konnten die Besucher 20 Fragen - vom Nettoeinkommen und Beruf bis hin zur Angst, in den nächsten zwölf Monaten Opfer eines Einbruchs zu werden, beantworten. Danach erfuhren sie dann per Mausklick, wo sie sich auf der deutschen Wohlstandsskala befinden. Bildlich ausgedrückt: in welchem Stockwerk des "Wohlstandshauses" sie etwa leben. Nicht jeder, der zuvor noch Wetten abgeschlossen hatte, schätzte sich da realistisch ein. "Gerade Studenten sind oft enttäuscht, dass sie so weit unten landen", hat WZB-Mitarbeiterin Ricarda Nauenburg im Laufe des Abends beobachtet.

Enttäuscht war auch so mancher, der das Quiz der "Arbeitsgruppe Öffentlichkeit und Mobilisierung" mitmachte: Glaubte man sich vorher politisch einigermaßen informiert, so musste man sich beim Quiz mit nur wenigen Treffern zufrieden geben. Hat das Ausmaß rechtsradikaler Gewalt in den letzten Jahren zugenommen? Hat die Arbeitslosigkeit einen Einfluss auf das Entstehen rechtsradikaler Gewalt? "Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung", so belehrte einen das Quiz, hat die Zahl rechtsradikaler Gewalttaten in den letzten Jahren keineswegs zugenommen, sondern erreichte ihren Höhepunkt zwischen 1991 und 1993; ebenfalls entgegen der öffentlichen Wahrnehmung spielt die Arbeitslosigkeit bei der Entstehung rechtsradikaler Gewalt keine Rolle, und in CDU-regierten Ländern gibt es deutlich weniger rechtsradikale Gewalttaten als in anderen.

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