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Gesundheit: „Mit 40 sollte man nicht im Biotop leben“

Johannes Zachhuber, 37 Jahre, seit 2002 Juniorprofessor an der HumboldtUniversität für „Philosophische Theologie“. Verheiratet, sechs Kinder.

Johannes Zachhuber, 37 Jahre, seit 2002 Juniorprofessor an der HumboldtUniversität für „Philosophische Theologie“. Verheiratet, sechs Kinder.

Ich bin Juniorprofessor und habilitiere mich trotzdem. Warum? Es kostet mich nichts – mein Buch über das „Selbstverständnis der Theologie als Wissenschaft in den Diskussionen des 19. Jahrhunderts“ würde ich in jedem Falle schreiben. Hinzu kommt: Es gibt immer noch viele einflussreiche Leute, die die Habilitation wichtig finden, und manche Berufungskommissionen sortieren jede Bewerbung eines Nicht-Habilitierten sofort aus. In bestimmten Fächern wird das auch künftig so sein, da kann die Regierung machen, was sie will.

Aus meiner Sicht ist der Streit um die Habilitation übertrieben. In den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern muss man ja eh ein „zweites Buch“ schreiben, und das ist auch sinnvoll so. Der einzige Unterschied ist: Bei der Habilitation drückt eine Fakultät dem Werk sozusagen ihren Stempel auf, während das „zweite Buch“ eines Juniorprofessors ohne ein solches Siegel im Druck erscheint. In jedem Fall entscheidet bei einer Bewerbung die aufnehmende Fakultät, ob sie den Autor für gut genug hält, um ihn als Professor zu berufen. Sicher, die Habilitation ist mit Gutachten, einer Kommission, einem Vortrag verbunden – aber auch Juniorprofessoren werden ja von einer Berufungskommission ausgewählt und drei Jahre später evaluiert. Aus den Evaluationen kommt man nicht heraus!

Mit meiner Position als Juniorprofessor bin ich sehr zufrieden. Ich unterrichte sechs bis acht Wochenstunden pro Semester, obwohl nur vier vorgeschrieben sind. Neben der Lehre nehmen natürlich auch die Prüfungsverpflichtungen und die Gremienarbeit Zeit in Anspruch, aber ich finde das richtig so: Ein Juniorprofessor tut eben alles, was auch ein Professor tut. Es wäre falsch, mit fast vierzig Jahren noch in einem geschützten Biotop zu leben, in dem man kaum Verantwortung übernimmt – wie das traditionell bei wissenschaftlichen Assistenten der Fall ist.

Eins ist aber klar: Ich habilitiere mich nicht an meiner eigenen Fakultät, denn ich kann nicht die Kollegen, die mich berufen haben, bitten, noch einmal über meine Leistung zu entscheiden. Aber es ist kein Problem, für das Habilitationsverfahren eine andere Fakultät zu finden.

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