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Gesundheit: Mit Bildern reisen

Spektakuläre Entdeckungen haben die Europäer auf dem Mars noch nicht gemacht – aber atemberaubende Aufnahmen

MARS–FIEBER: ROBOTER, BILDER, FANTASIEN

Der Mars hat sich mit dem neuen Repertoire an Bildern multipliziert. Aus dem einem Gesicht des Planeten sind viele geworden. Er hat Berge und Täler wie die Alpen, Canyons wie Arizona, Wüsten wie Mexiko, Eis wie die Antarktis, Vulkane wie – ach, solch riesige Schildvulkane gibt es auf der Erde gar nicht.

Jedermann erkennt nun auf den ersten Blick, dass diese Marslandschaften eine Geschichte haben. Wir schauen in die staubbedeckten Krater der Vulkane hinein. Vielleicht haben die Vulkane „gestern“ noch Lava verströmt. Tausende Kilometer lange Schluchten ziehen sich bis zum Horizont, deren steile Hänge mehrere 100 Meter in die Tiefe fallen. Unten im Tal liegen bläulich schimmernde Sedimente, die ein Fluss dort offenbar hinterlassen hat. An den Hängen ist ehemals Wasser hinunter in den Fluss und von dort womöglich in ein Meer gelaufen. Aber wann trocknete die ganze Gegend aus? Etwa nachdem sie bewohnt war?

Wir versuchen, die Bilder zu etwas zusammenzusetzen, wovon die meisten von uns vorher kaum etwas wussten. Die beeindruckenden Aufnahmen heben uns in den Stand von Amateurgeologen, die Jahrhunderte, Jahrhunderttausende und Jahrhundertmillionen in die Vergangenheit unseres Nachbarplaneten zurückschauen möchten. Wie ähnlich ist der Mars der Erde einmal gewesen, wenn uns doch alles, was wir dort sehen, irgendwie vertraut erscheint? Ist das alles nur eine Laune der Natur? Oder laufen die geologischen, klimatischen und vielleicht auch die biologischen Prozesse überall im Kosmos nach ein und demselben Muster ab?

Die Bilder bringen uns den Mars so nah, dass der ein oder andere am liebsten gleich zu Globetrotter gehen und fragen möchte, welcher Schlafsack und welches Zelt am besten für eine Tour dorthin geeignet sind. Sandstürme, minus 70 Grad, harte kosmische Strahlung und kein bisschen Sauerstoff. Man muss gerüstet sein, falls George W. Bush irgendwann einmal ein paar Tickets zum Mars zu vergeben haben sollte.

Einstweilen werden Automaten bevorzugt. Die beiden amerikanischen Roboter „Spirit“ und „Opportunity“ sind dort gelandet. Inmitten der Einöde. Vor „Spirit“ liegt eine steinige, staubige, ausgeräumte Ebene. Wir sehen Felsbrocken hier, einen Krater dort und warten darauf, dass der Automat endlich losrollt, die Gegend zu erkunden.

Wir werden wohl noch lange warten müssen. In den ersten drei Wochen ist „Spirit“ bislang drei Meter vorwärts gekommen. Er beugt sich mit dem forschenden Blick eines Mineralogen über den nächstbesten Stein und schaut mit einer Lupe in einen uns fremden Mikrokosmos hinein. So genau will unsereins da gar nicht hingucken. Warum senkt „Spirit“ seine Kamera nicht erst einmal in einen der nahe liegenden Krater? Von den Hügeln, die sich in ein paar Kilometern Entfernung von der Landestelle erheben, böte sich vielleicht ein wunderbarer Ausblick über den Mars. Doch für den sechsrädrigen Roboter scheinen diese Hügel unerreichbar zu sein. Er verfolgt stur seinen wissenschaftlichen Auftrag, steht starr in der Wüste und schläft zwischendurch, weil ihm kalt ist.

Auch von „Opportunity“ dürfen wir kaum mehr als Wüstenbilder erwarten. Aber zum Glück haben europäische Forscher ein Raumfahrzeug losgeschickt, das die Neugier des Laien schnell befriedigt. Es erlaubt uns, einen Schritt zurückzutreten und die Perspektive zu wechseln. 250 Kilometer Abstand, die dank einer einzigartigen Kamera so wirken wie der Blick aus einem Segelflugzeug – und schon sieht der Mars völlig anders aus. „Mars-Express“ eröffnet uns ein geradezu atemberaubendes Panorama.

Bislang haben wir nur einen kleinen Ausschnitt der Marslandschaft gesehen. Bald werden andere Gegenden von der Sonne angestrahlt und von der Kamera abgelichtet werden. Sie werden sich nach und nach zu einem farbigen 3D-Atlas zusammenfügen. Dann werden wir jede beliebige Flugroute über den Planeten wählen, uns mal ein Stück entfernen, dann wieder näher heran begeben können. Ja, wir werden bald sogar unter die Marsoberfläche schauen können.

Vielleicht gibt es dort heiße Quellen, an denen Hochtemperaturmikroben hausen. Pyrolobus fumarii vielleicht, ein Archaebakterium, das auch auf der Erde in Vulkanschloten zu Hause ist. Oder andere teuflische Gesellen. Denkbar ist nun wieder vieles. Die Bilder haben die Fantasie beflügelt.

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