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Gesundheit: Mit Einstein ging es einfach besser

Streit um das Jahr der Geisteswissenschaften

Die Geisteswissenschaften sollen 2007 groß rauskommen. Nachdem zur Jahrtausendwende mit dem Jahr der Physik erstmals ein Wissenschaftsjahr veranstaltet wurde, folgte unter anderem das Jahr der Technik (2004). Vorläufiger Höhepunkt der vom Bundesforschungsministerium (BMBF) finanzierten Kampagnen, die die Öffentlichkeit für wissenschaftliche Themen begeistern sollen, war 2005 das Einstein-Jahr. In diesem Jahr steht die Informatik auf dem Programm. Und dann die Geisteswissenschaften – endlich, nach sieben naturwissenschaftlichen Jahren. Unter Geisteswissenschaftlern ist die Freude über das Ende dieser Durststrecke allerdings getrübt.

Alle Geisteswissenschaften zu bündeln, während die Naturwissenschaftler einzelne Disziplinen präsentieren, sei ungerecht und wenig Erfolg versprechend, sagt die Mitarbeiterin einer großen Wissenschaftsorganisation. Besser wäre es, ein Gebiet festzulegen. Auch mit einem „Jahr der Geschichte“ hätte man interdisziplinäre Funken schlagen können, ohne sich in einem Wust von Fächern zu verzetteln. BMBF-Sprecher Elmar König gibt zu, dass es konzeptionelle Probleme gibt: „Um die Geisteswissenschaften erfahrbar zu machen, brauchen wir neue Denkansätze. Technik kann ich anfassen, Einstein kann ich als wissenschaftlichen Popstar präsentieren.“

Bei einem Vorbereitungstreffen im Dezember 2005 seien solche Bedenken vom Tisch gewischt worden, ist aus Teilnehmerkreisen zu hören. Auch ein Konzeptentwurf der Leibniz-Gemeinschaft fiel damals durch. Regionale „Wochen des Wissens“ und „Werkstätten des Denkens“ zu einzelnen Gebieten zu veranstalten, sei „nicht innovativ“, wurde eingewandt. Daraufhin kam es zum Eklat. Die Leibniz-Gemeinschaft zog ihr Konzept zurück, die Vorbereitungen stagnierten – auch im BMBF. In den ersten Monaten nach dem Amtsantritt von Ministerin Annette Schavan sei völlig unklar gewesen, wer dort für das Jahr der Geisteswissenschaften zuständig sei. Der Zeitplan, nach dem das Konzept bis März stehen sollte, um dann eine PR-Agentur mit der Umsetzung beauftragen zu können, ist geplatzt.

Jetzt glauben BMBF und Leibniz-Gemeinschaft doch noch eine Lösung gefunden zu haben: Der Autor des verworfenen Konzepts, Martin Thomé, wird ans Ministerium abgestellt, um das Jahr inhaltlich zu koordinieren. Er wolle nun auf alle Institutionen zugehen, die mit Geisteswissenschaften zu tun haben, sagte Thomé dem Tagesspiegel. Ein Themenplan solle Ende Mai stehen. „Wir werden die Geisteswissenschaften zum Sprechen bringen, ihre Relevanz für viele Lebensbereiche zeigen“, verspricht Thomé. Und BMBF-Sprecher König ist „zuversichtlich, dass wir ein sehr gutes Programm bieten können, das auch positive Auswirkungen auf die Situation der Geisteswissenschaften haben soll“.

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