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Gesundheit: Mit Geschichten in die Ferne ziehen Erzähl mir was

Bald beginnt der nächste Tagesspiegel-Erzählwettbewerb. Das Thema: Reisen. Lehrer können sich jetzt schon vorbereiten – und beim Krimi-Autor lernen

Wie kommt ein Steinzeitmensch zu einem Asthma-Spray? Und was hat ein seltsam leuchtendes Amulett im Museum damit zu tun? Sophie Klein weiß das alles. Die 13-jährige Schülerin des Leibniz-Gymnasiums in Kreuzberg schrieb ihre Geschichte vom „rätselhaften Amulett“, das sie samt ihrem Asthma-Spray in die Steinzeit katapultiert, für den letzten Tagesspiegel-Erzählwettbewerb – und trug den Text beim Finale im Ethnologischen Museum im März vor 300 Zuhörern souverän vor.

Für Sophie Klein und die meisten der rund 500 jungen und erwachsenen Wettbewerbs-Teilnehmer ging es um den Spaß daran, Geschichten zu erfinden und zu erzählen, ums Dabeisein beim öffentlichen Erzählfest im Museum und beim Finale, um die Hoffnung auf attraktive Preise oder die Veröffentlichung ihrer Geschichte im Buch. Für die Lehrer der 27 teilnehmenden Schulklassen ging es – auch – um Pädagogik. Denn der Wettbewerb liefert das, was die Didaktiker einen „realen Schreibanlass“ nennen: Erfahrungsgemäß steigt die Motivation der Schüler zum Schreiben, wenn nicht nur der Lehrer einen Auftrag erteilt und bewertet, sondern die Aussicht besteht, den Text auch öffentlich vorzutragen und in einem Buch zu sehen.

Andrea Freese, Lehrerin an der Andersen-Grundschule in Wedding, ist es auf diese Weise gelungen, auch in einer Klasse mit hohem Ausländeranteil die Freude am Schreiben auf Deutsch zu wecken: „Die Schüler sind einfallsreich und hochmotiviert bis zum Schluss am Ball geblieben“, erzählt sie. „Für mich gibt es keinen besseren Schreibanlass. Ich hoffe, dass damit die obligatorische Beschreibung eines Turnschuhs einfach mal überflüssig wird.“ Ihre Klasse gewann den Hauptpreis für Schulklassen, eine elektronische Tafel SMART Board, gestiftet vom Sony Professional Center.

Auch in diesem Schuljahr wird es wieder einen Erzählwettbewerb geben, den der Tagesspiegel bereits zum vierten Mal veranstaltet. Einer unserer Partner ist das Landesinstitut für Schule und Medien (Lisum), das aus diesem Anlass ein ungewöhnliches Fortbildungsseminar für Lehrer anbietet: Am 22. und 23. September können sich Lehrer aller Schularten von dem Krimi-Autor Carlo de Luxe, dem Leiter der Erzählakademie Katrin Rohnstock, Bert Thinius, und Rhetorik-Trainerin Annette Weber-Diehl in die Kunst des spannenden Erzählens einführen lassen (siehe Kasten). Julia Heyn, Deutsch-Lehrerin am Leibniz-Gymnasium und am Lisum zuständig für Deutsch-Didaktik, wird Anregungen geben, wie man den Erzählwettbewerb in den Unterricht integrieren kann.

„Es bietet sich zum Beispiel an, den Wettbewerb mit im Rahmenplan vorgegebenen Themen wie Nacherzählung oder Sagen zu verbinden“, empfiehlt Julia Heyn, die im vergangenen Jahr mit ihrer Klasse dabei war. Sie sieht auch eine gute Gelegenheit für Deutsch-Lehrer, Erfahrungen mit einer modernen Form der Schreibpädagogik zu sammeln, den so genannten „Schreibkonferenzen“: Dabei besprechen die Schüler in kleinen Gruppen, was ihnen an dem Text ihres Mitschülers gefällt und wie man ihn noch verbessern könnte. Hat die Geschichte Brüche oder innere Widersprüche? Ist sie spannend, sind die Charaktere lebendig? „Wichtig ist, dass die Schüler den fremden Blick zulassen. Sie lernen bei Schreibkonferenzen, wie andere auf ihren Text reagieren – und dass Texte überarbeitet werden müssen.“

In den neuen Deutsch-Rahmenlehrplänen – die für Grundschulen sind vergangenes Jahr in Kraft getreten, die für die Mittelstufe gehen im Herbst in die Anhörungsphase – wird immer mehr Gewicht darauf gelegt, dass die Schüler lernen, überzeugend vorzutragen. In den vorangegangen Runden haben Lehrer daher auch schulinterne Vortragsabende organisiert oder eigene Büchlein daraus gestaltet.

Beim diesjährigen Erzählwettbewerb, den der Tagesspiegel wieder in Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Ethnologischen Museum in Dahlem, dem RBB, Rohnstock Biografien und eßkultur veranstaltet, dürfte das Thema Schülern wie Lehrern entgegenkommen: Wir suchen Geschichten zum Reisen – egal, ob es sich um Entdeckungsreisen oder Reisen wider Willen handelt, ob in der Umgebung oder zum anderen Ende der Welt. Da es nicht nur ums Schreiben, sondern auch ums Vortragen geht, bitten wir um Texte mit Tonaufnahmen von etwa fünf Minuten Länge. Ins öffentliche Halbfinale und Finale im März 2006 im Ethnologischen Museum in Dahlem kommen dann diejenigen Teilnehmer, die gute Geschichten auch gut vortragen. Die Preise für Schüler und Erwachsene werden erst zu Beginn des Wettbewerbs im Oktober verraten, aber eins ist jetzt schon sicher: Einsendeschluss ist der 10. Dezember.

Fragen bitte an erzaehlwettbewerb@tagesspiegel.de

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