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Gesundheit: Mit Mentor auf dem Weg

Die UdK startet ein Förderprogramm für Frauen

Mentoring ist in Mode und doch schon 2800 Jahre alt. Seine Renaissance erlebt es derzeit leicht abgewandelt in Bereichen der Politik („Fördern und Fordern“) und da, wo es herkommt: in der Wissenschaft. Die Idee individueller geistiger Gönnerschaft ist mithin nicht neu, aber in Zeiten knapper Ressourcen so aktuell wie nie.

Laut Homer war Mentor ein griechischer Held und Freund von Odysseus. Als der Ithaka Richtung Troja verließ, vertraute er Mentor seinen Sohn Telemachos an. Der erste Mentor war also ein Mann, und diese Tradition hielt sich fast 2800 Jahre.

Allerdings haben die männlichen Förderer eines übersehen: Die Göttin Athene schlüpfte wiederholt in die Gestalt des Mentor und verhalf Telemachos zu Erfolg. Ist der Ur-Mentor also eigentlich eine Frau? Homer schweigt sich dazu aus. Aber klar ist: Nicht nur Telemachos wäre ohne seinen Mentor nicht bis Pylos gekommen, sondern auch die moderne Frau kann von solchem Beistand profitieren.

Doch das antike Verhältnis zwischen väterlich-belehrendem Mentor und Schützling – das gehört mittlerweile ins Geschichtsbuch, meint Sigrid Haase, Frauenbeauftragte der Universität der Künste (UdK). An die Stelle einer streng hierarchischen Beziehung setzt sie das Bild vom Tandem: Die Mentee, der in diesem Fall also weibliche Schützling, gibt Richtung und Ton an, und der Mentor strampelt. Eine Art Schicksalsgemeinschaft also, die gemeinsam vorankommen will.

Diesem Prinzip folgt das neue Mentoring-Programm der UdK für Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen –„Berufsziel Professorin an einer Kunsthochschule“. Zwar ist an der UdK immerhin jeder fünfte Professor eine Professorin – aber der akademische Lorbeer hängt noch immer für viele Frauen zu hoch. Daher der Modellversuch, der aus dem Berliner Programm zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen in Forschung und Lehre kofinanziert wird.

Mit ihrem Lieblingsbegriff von der „Geschlechterstereotypen-Kompetenzvermutung“ beschreibt Susanne Ahlers, Staatssekretärin für Arbeit und Frauen, das Repräsentanzproblem. Auch Ex-Kultursenatorin Adrienne Goehler, Festrednerin bei der Taufe der Mentees, sieht das ungeschriebene „Dazwischen“ bei Berufungsverfahren als (frauen-) limitierenden Faktor an. „Beziehungserforschungsprozess“ müsse das Mentoring daher eigentlich heißen. Das Geheimnis dieses „Dazwischen“ werden die Mentoren nun lüften. Die „professoralen Paten und Patinnen“ führen die Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen aller Sparten gezielt in Netzwerke ein und beraten bei der Karriereplanung.

Ist das neu? Wenn nicht, dann auf jeden Fall rar – und daher begehrt: Über hundert Interessierte haben sich auf die erste Ausschreibung hin beworben, elf „Tandems“ wurden für die einjährige Pilotphase besetzt. Homer würde vermutlich sagen: für den langen Weg nach Pylos.

Juliane von Mittelstaedt

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