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Gesundheit: Moskovskie

vehera, Moskauer Abende

Die Tische, auf denen man heute tanzt in Moskau, sind nicht mehr mit Sprelakart furniert, sondern mit italienischem Import-Kunstharz versiegelt – Pfennigabsätze hinterlassen darauf so gut wie keine Spuren. Gegen eins gehen die ersten Gläser zu Bruch. Gegen zwei tanzen kurzberockte Mädchen auf dem Tresen. Gegen drei liegen nachdenkliche Männer mit dem Gesicht in der Ý Wodkapfütze.

Dabei machen die Orte kaum einen Unterschied. Das Vorstadt-Bowling-Center mit Karaoke, Striptease, Videoleinwand und Fitness-Raum bietet den gleichen Anblick wie der verschwiemelte Studenten-Kellerclub. Zu welcher Musik getanzt wird, ist den Russen egal, solange es nur laut ist. „Modern Talking“ wird gerne gespielt, im Wechsel mit Ý Scorpions, Rammstein und Sowjet-Schlagern. Selbst „Moskau, Moskau“ hört man ab und zu. Da tanzen dann junge Russinnen im Britney-Spears-Outfit, während eine deutsche Stimme etwas von „Tor zur Vergangenheit“ und „Spiegel der Zarenzeit“ raunt. In Berliner Clubs gibt’s heute Musik, zu der man über soziologische Trends diskutiert. Aber versuchen Sie mal, eine Moskauer Natascha nachts in ein Gespräch über Foucault zu verwickeln, Natascha wird lachen und sagen: Komm, wir tanzen auf dem Tisch.

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