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Gesundheit: "Nackte Fakten" im Audimax - Robert Gernhardt bei der FU-Immatrikulationsfeier

So viel Aufmerksamkeit wie auf der Immatrikulationsfeier werden die Stundentinnen und Studenten in den nächsten Jahren ihres Uni-Lebens wohl nie wieder bekommen: Das Fernsehen filmte aus der Mitte des Audimax, Fotografen schlängelten sich durch die Sitzreihen und eine Radio-Reporterin schob den verblüfften Erstsemestern ihr Mikrofon so dicht ans Gesicht, als sollten diese es verschlucken.Medienereignis sind die Feiern für die Neuen an der FU geworden, seit dort prominente Festredner auftreten, die den Anfängern weniger salbungsvolle als witzige Starthilfe geben.

So viel Aufmerksamkeit wie auf der Immatrikulationsfeier werden die Stundentinnen und Studenten in den nächsten Jahren ihres Uni-Lebens wohl nie wieder bekommen: Das Fernsehen filmte aus der Mitte des Audimax, Fotografen schlängelten sich durch die Sitzreihen und eine Radio-Reporterin schob den verblüfften Erstsemestern ihr Mikrofon so dicht ans Gesicht, als sollten diese es verschlucken.

Medienereignis sind die Feiern für die Neuen an der FU geworden, seit dort prominente Festredner auftreten, die den Anfängern weniger salbungsvolle als witzige Starthilfe geben. Nachdem im vergangenen Semester Loriot gekommen war, hatte die Uni diesmal einen Ehemaligen aus den eigenen Reihen eingeladen, den Dichter, Karikaturisten und ehemaligen Satiriker der Zeitschriften "Pardon" und "Titanic" Robert Gernhardt. Der einstige Germanstikstudent zerstreute zunächst alle Zukunftsängste seiner Zuhörer ("Schließlich darf sich jeder Schriftsteller nennen, auch ohne Hochschulabschluss") und schilderte dann anhand seines eigenen Werdegang zum Satiriker, wie sich "Gehörtes und Gelesenes zu Geld machen lassen", gespickt mit Lyrik über "Dietrich Dödel", "faule, kleine, dreckige Gastarbeiter" und "nackte Fakten". "Beklage dich nicht, wenn es dir schlecht geht", gab er den Anfängern schließlich mit auf den Weg, "dafür geht es anderen eben besser".

Trotz allen Unernstes hatte sich die Studierendenvertretung Asta geweigert, ihre Kommilitonen auf der Feier zu begrüßen. Der Asta hält noch immer an der Argumentation fest, mit der Studenten die Feier 1968 für drei Jahrzehnte abschafften: Es handle sich "um eine Tradition, eine Angelegenheit der Uni, ein etabliertes Teil", ließ ein Sprecher wissen. Der Asta zöge es daher vor, die Studienanfänger mit Aktionen in einzelnen Fachbereichen zu begrüßen "und nicht mit Sektempfängen". Auch sonst traten reifere Semester auf der Feier nicht in Erscheinung, weil selbst die Musik (Saxophon, Gitarre und Percussion) von einem Trio kam, das dem Studentenalter schon seit etwa zehn Jahren entwachsen sein dürfte.

Dafür bot sich der Präsident Peter Gaehtgens den Erstsemestern als Kummerkasten an: "Wenn Sie zufrieden sind, sagen Sie es bitte überall weiter, wenn Sie unzufrieden sind, bitte nur mir. Postkarte genügt." (Anm. d. Red.: Die Anschrift des Präsidenten lautet: Kaiserwerther Straße 16-18, 14195 Berlin). Gaehtgens erhielt Szenenapplaus, als er eine freundliche Aufnahme von Ausländern forderte. Im Februar sei ein afghanischer FU-Doktorand am hellichten Tage ohne Grund in Berlin zusammengeschlagen worden, selbst der Campus sei keine "Insel der Toleranz".

Gaehtgens überreichte gemeinsam mit der Dekanin des Fachbereichs Kulturwissenschaften zwölf Erstsemersten stellvertretend für ihre Kommilitonen aus den zwölf Fachbereichen der FU Immatrikulationsurkunden. Die Studierenden könnten sich an der FU gut aufgehoben fühlen, sagte Gaehtgens, die FU gehöre zu den "Top Five" im Lande - selbst wenn unter der Finanzkrise Berlins die Ausstattung mit Computern und Dozenten leide. Gaehtgens und Ulbrich wünschten den Studierenden auch die Zeit, Kreativität und Kritikfähigkeit zu entfalten.

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