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Gesundheit: Neue Partnerinnen beflügeln Abwechslung stimuliert beim Hahn die Libido und die Spermienqualität

In der Fauna sind viele Männchen vom Naturell her Schwerenöter, deren Libido auf die Verfügbarkeit wechselnder Sexualpartnerinnen anspringt. Wie neue Forschungsergebnisse zeigen, ist beim Haushahn die ganze Fortpflanzungsbiologie auf sexuelle Abwechslung getrimmt.

In der Fauna sind viele Männchen vom Naturell her Schwerenöter, deren Libido auf die Verfügbarkeit wechselnder Sexualpartnerinnen anspringt. Wie neue Forschungsergebnisse zeigen, ist beim Haushahn die ganze Fortpflanzungsbiologie auf sexuelle Abwechslung getrimmt.

Bei allen Tierarten, die daraufhin untersucht wurden, dämmt der wiederholte Geschlechtsverkehr mit dem gleichen Weibchen den sexuellen Appetit des Männchens ein. Doch die Präsentation einer „frischen“ Sexualpartnerin bringt schlagartig die Libido wieder auf Trab.

Aus der Sicht der Evolutionsbiologie ist dieser „Coolidge-Effekt“ eine rationale Strategie zur Steigerung der genetischen Fitness: Weil Männchen ihren Fortpflanzungserfolg durch wiederholten Sex mit dem gleichen Weibchen nicht mehren können, existiert in ihrem Gehirn ein Mechanismus, der ihre Libido nach einer Weile auf verlockendere Alternativen umlenkt.

Um zu testen, wie sich Abwechslung auf die Befruchtungschancen auswirkt, hat ein Team um den Ethologen Tom Pizzara von der Universität Skara in Schweden das Sexualleben frei lebender Haushühner studiert. Den Hähnen der Versuchsgruppe wurde die Möglichkeit gewährt, ihre Libido mit je einer Henne voll auszuleben. Als das sexuelle Interesse der Männchen an dem Weibchen erlosch, wurden sie von den Forschern mit einem anderen Huhn verkuppelt.

Samen wieder auf Vordermann

Ganz im Sinne des Coolidge-Effektes möbelte die Bereitstellung der neuen Partnerin den erlahmten Geschlechtstrieb der Hähne wieder auf. Die wiederbelebte Libido brachte auch den gedrosselten Samenausstoß wieder auf Vordermann: Gegen Ende der ersten Liebesrunde hatten die Männchen nur noch geringe Mengen Spermien ejakuliert. Mit der neuen Sexualpartnerin hingegen lief der Samenausstoß wieder zur Hochform auf.

Aber nicht nur die Quantität, auch die Qualität des Ejakulates wurde durch die Abwechslung beflügelt. In der Samenflüssigkeit sind Spermien mehr oder weniger ausgeprägter Beweglichkeit enthalten. Sehr bewegliche Spermien haben mehr Durchsetzungsvermögen und bringen die Hürden des weiblichen Fortpflanzungstraktes erfolgreicher hinter sich. Der Samen von Hähnen, die sich mit frischen Hennen paarten, war stärker mit diesen die Fruchtbarkeit steigernden Keimzellen gesättigt.

Nach Ansicht der Forscher kann man aus diesen Daten schließen, dass Hähne gezielt ihren Samenausstoß für eine optimale „Investition“ in Hennen rationieren. Weil Hähne in einer promiskuösen Gesellschaft leben, in der ein Tier mit mehreren anderen koitiert, ist die Gefahr von „Spermienkonkurrenz“ hoch.

Der Hahn muss nicht nur mit anderen um die Gunst der Henne kämpfen. Auch sein Sperma tritt im Fortpflanzungstrakt der Henne mit dem Sperma anderer Hähne in Wettbewerb. In diesem Konkurrenzkampf hat der Hahn nur dann eine Chance zu gewinnen, wenn er seine „Spermieninvestition“ möglichst weitsichtig auf die verfügbaren Hennen verteilt.

Rolf Degen

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