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Gesundheit: Ölmulti nimmt Mitte November Fabrik in Gelsenkirchen in Betrieb

Knapp ein Dutzend Zechenräder drehten sich in Gelsenkirchen zu Hochzeiten des Steinkohlebergbaus. Die Revierstadt setzt künftig auf einen umweltfreundlicheren und zukunftsfähigen Energieträger: die Solarenergie.

Knapp ein Dutzend Zechenräder drehten sich in Gelsenkirchen zu Hochzeiten des Steinkohlebergbaus. Die Revierstadt setzt künftig auf einen umweltfreundlicheren und zukunftsfähigen Energieträger: die Solarenergie. Im Stadtteil Rotthausen nimmt die Deutsche Shell AG Mitte November die europaweit größte Solarzellenfabrik in Betrieb, deren Investitionsvolumen sich auf über 50 Millionen Mark beläuft.

Mit der ersten vollautomatischen Produktionslinie strebt der Öl- und Gasmulti einen jährlichen Ausstoß von rund zehn Megawatt (MW) Leistung an. Von 2001 an soll die Anlage dann auf eine Jahreskapazität von 25 MW hochgefahren werden. Das entspricht rund 13 Millionen Solarzellen auf Basis multikristallinen Siliziums.

Dass Shell in Gelsenkirchen erst mit halber Fahrt beginnt, ist auch eine Reaktion auf die bislang verhaltene Resonanz auf das solare 100 000-Dächer-Programm der Bundesregierung: "Die bislang genehmigte Leistung von rund acht MW über das zinslose Kreditprogramm liegt weit hinter unseren Erwartungen zurück", moniert Fritz Vahrenholt, in der Hamburger Shell-Zentrale zuständig für erneuerbare Energien. Deshalb fordert der Solarmanager zügige Nachbesserungen. "Gerade am Anfang muss der Markt brummen, damit wir schnell die Produktion erhöhen können."

Zu den notwendigen Korrekturen zählt Vahrenholt auch eine höhere Einspeisevergütung für den Photovoltaikstrom (derzeit: 16,52 Pfennig pro Kilowattstunde). Bei der bevorstehenden Novellierung des Stromeinspeisungsgesetzes wünscht sich der frühere Hamburger Umweltsenator, dass sich die rot-grüne Koalition auf mindestens 50 Pfennig je Kilowattstunde verständigt: "Der Verbraucher braucht eine psychologische Unterstützung dafür, dass er für seinen sauberen Saft mehr bekommt, als er für den normalen dreckigen fossil-atomaren Strom bezahlen muss."

Shell will die Nachfrage rasch anzukurbeln. Doch auch wenn in Gelsenkirchen die modernste Zellenfertigung an den Start geht ("Das Zeitalter der Manufaktur geht zu Ende"), liegt der Kilowattstundenpreis noch bei rund 1,40 Mark - verglichen mit Billigstrom á la Yello von 19 Pfennig liegen Welten dazwischen.

Um zu einer weiteren Kostensenkung zu kommen, arbeitet Shell nicht nur an Zellen mit höheren Wirkungsgraden, sondern auch an dünneren Wafern, dem Ausgangsmaterial, das in großer Stückzahl produziert werden sollen. Unterstützt wird Shell Solar dabei von Wissenschaftlern des Freiburger Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme, das in Gelsenkirchen mittlerweile eine Außenstelle eröffnet hat.

Da absehbar ist, dass das 100 000-Dächer-Programm die Gelsenkirchener Solarfabrik maximal zu 40 Prozent auslasten wird, verstärkt Shell seine Exportaktivitäten. Neben ersten Lieferungen nach Südafrika wird es Solarmodule mit Zellen made in Gelsenkirchen künftig auch in Indien und auf Sri Lanka geben.

Ralf Köpke

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