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Gesundheit: Pädagogen leicht im Plus

Arbeitsmarktstudie: 2006 wieder mehr Einstellungen

In den Arbeitsmarkt für Lehrer ist Bewegung gekommen. Im Vergleich zu 2005 wurden in diesem Jahr bundesweit elf Prozent mehr Lehrer eingestellt, geht aus einer Studie der AG Bildungsforschung an der Universität Duisburg-Essen hervor, die der Bildungsforscher Klaus Klemm gestern in Berlin vorstellte. Besonders in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Hamburg kamen bis zu 70 Prozent mehr Pädagogen in die Schulen, aber auch in Berlin waren es immerhin zehn Prozent mehr, ergab eine Umfrage unter Kultusministerien und Landesverbänden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Jobmotor ist das 2003 gestartete Ganztagsschulprogramm der Bundesregierung. Vor allem an Grundschulen werden für den Ausbau zusätzliche Lehrkräfte gebraucht. Zurückgegangen ist die Zahl der Neueinstellungen unter anderem in Bayern, Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Insgesamt seien in den vergangenen vier Jahren rund 16 000 Lehrer weniger eingestellt worden als 2003 von der Kultusministerkonferenz (KMK) prognostiziert.

Die GEW, die die Studie in Auftrag gegeben hat, wertet die Zahlen als Alarmsignal. „Die Schere geht immer weiter auseinander“, sagte der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne. Die Länder stellten Jahr für Jahr „viel weniger“ Lehrkräfte ein, als die KMK in ihrer Lehrerbedarfsstudie von 2003 festgestellt hatte. Die Folge seien weniger Unterricht, Stundenausfall und größere Klassen.

„Mit ihrer Rotstiftpolitik verspielen die Landesregierungen die Zukunft Deutschlands“, sagte Thöne. Er appellierte an die Länder, die sinkenden Schülerzahlen nicht zu weiteren Einschnitten zu nutzen, sondern Ganztagsangebote zu erweitern und den Pädagogen mehr Zeit für die individuelle Förderung der Kinder zu geben.

Tatsächlich wurden auch 2006 rund 1400 Lehrer weniger eingestellt, als von der KMK vorgesehen. Die Differenz zu der Prognose hat sich aber im Vergleich zu den Vorjahren deutlich verringert. Gleichzeitig errechneten die Bildungsforscher, dass 2006 etwa 18 500 Bewerber auf eine Lehrerstelle leer ausgingen: Bundesweit 33 000 Bewerbungen hätten nur 14 800 Einstellungen gegenübergestanden. Als Ursachen für die noch immer mäßigen Jobchancen junger Pädagogen nennt die Studie Arbeitszeiterhöhungen in einzelnen Bundesländern, verminderte Pensionsansprüche, die dazu führen, dass Lehrer länger im Schuldienst bleiben, und zu geringe Bildungsausgaben in den Ländern. Wegen der trotzdem anrollenden Pensionswelle fordert die GEW Einstellungskorridore für junge Lehrkräfte.

Die Zahl der Schüler je Lehrer ist über alle Schularten hinweg weitgehend konstant. Während sich die Betreuungsrelation an den Sonderschulen und Grundschulen leicht verbesserte, verschlechterte sie sich an Gymnasien – von 11,5 Schülern pro Lehrer im Jahr 1995 auf 13,2 (2006).

In den ostdeutschen Ländern wurden nur etwa fünf Prozent der Lehrer eingestellt, obwohl dort ein Viertel der Bevölkerung lebt. Das sei mit dem demografisch bedingten Rückgang der Schülerzahlen zu erklären. Es drohe dort langfristig eine Überalterung der Kollegien.

Die KMK wollte gestern nicht zu der Studie und zur Kritik der GEW Stellung nehmen. Man müsse die Zahlen erst prüfen, hieß es.

Die Studie im Internet:

www.gew.de

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