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Gesundheit: Partnerschaftsinitiative: Nutzt die Stärken dieser Stadt

Im Zuge der Nachkriegsentwicklung erlebte die alte Industriemetropole Berlin, in der zuvor Erfindungen nicht nur gemacht, sondern auch industriell in Produkte umgesetzt wurden, eine Veränderung zur "verlängerten Werkbank" für viele Betriebe im Westteil, eine Beschränkung auf die Märkte des Warschauer Paktes im Ostteil. Große Teile dieser Nachkriegsindustrien sind nach 1990 in beiden Teilen der Stadt weggebrochen.

Im Zuge der Nachkriegsentwicklung erlebte die alte Industriemetropole Berlin, in der zuvor Erfindungen nicht nur gemacht, sondern auch industriell in Produkte umgesetzt wurden, eine Veränderung zur "verlängerten Werkbank" für viele Betriebe im Westteil, eine Beschränkung auf die Märkte des Warschauer Paktes im Ostteil. Große Teile dieser Nachkriegsindustrien sind nach 1990 in beiden Teilen der Stadt weggebrochen. Die Wirtschaft Berlins besteht heute überwiegend aus einer Vielzahl kleiner und mittlerer Unternehmen. Neben einigen anderen zeichnen sich insbesondere viele aus Universitäten und Forschungsinstituten ausgegründete Unternehmen durch hohe Wachstumsraten und internationale Wettbewerbsfähigkeit aus, darunter eine beachtliche Zahl erfolgreicher Ausgründungen aus der Akademie der Wissenschaften der früheren DDR.

Ballung von Kompetenz

Im Gegensatz zur deutlich veränderten und verkleinerten industriellen Basis konnte die Stadt ihre umfangreiche Wissenschafts- und Forschungslandschaft erhalten. In einigen Disziplinen verfügt Berlin über eine europaweit einzigartige Ballung von sich gegenseitig ergänzenden wissenschaftlichen Kompetenzen. Im gerade zu Ende gegangenen Wissenschaftssommer wurde das Zusammenwirken von Kliniken, naturwissenschaftlicher Grundlagenforschung und medizintechnischer Anwendungsforschung mit den entstehenden jungen Industrien im Bereich der Biotechnologie und der Medizingerätetechnik auch einer breiteren Öffentlichkeit verdeutlicht. Vergleichbare Verhältnisse trifft man in Berlin in der Verkehrstechnik, in der Informationstechnologie und den Optischen Technologien an. In den genannten Branchen herrscht eine besonders hohe Gründungsdynamik in der Stadt.

Genau diese Faktoren, eine leistungsfähige Wissenschaft und eine hohe Gründungsdynamik, die die Umsetzung der Erkenntnisse der Wissenschaft in neue Produkte und Verfahren beschleunigt, gehören zu den Voraussetzungen, die Silicon Valley zum Mekka der High-Tech-Industrie und zu einer der reichsten Regionen der Welt gemacht haben. Die Stanford University und ihr Umfeld, in dem seit den dreißiger Jahren Ausgründungen zu Weltunternehmen gewachsen sind, werden unterstützt durch weitere Faktoren: eine hohe Verfügbarkeit von Finanzmitteln für Forschung, Wissenschaft und Unternehmen, die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte, eine hohe Attraktivität für international erfahrene Mitarbeiter, klare Entwicklungskonzepte der Region. Es gibt ein unterstützendes politisches Umfeld - und das ist auch ein Erfolgsfaktor.

Alle diese Erfolgsfaktoren sind in der Region Berlin-Brandenburg grundsätzlich vorhanden und verleihen der Stadt das Potenzial, aus eigener Kraft Erfolge zu erzielen. Berlin hat in den vergangenen Jahren durch die Konzentration auf wenige Schwerpunkte mit dem Ziel, in diesen Schwerpunkten internationale Themenführerschaft zu erreichen und zu halten, erste Erfolge erzielt. Im Gegensatz noch zur Situation Mitte der neunziger Jahre gewinnt Berlin inzwischen Wettbewerbe in allen für die Stadt wichtigen Schwerpunkten: Im Wettbewerb "Bioprofile" gehörte der Beitrag "Nutrigenomics" zu den Wettbewerbssiegern; hier wird der Frage nachgegangen, warum verschiedene Personen unterschiedlich auf die gleiche Ernährung reagieren, und es werden daraus neue Therapien entwickelt. Im Wettbewerb "Innovative Wachstumskerne" gewannen gleich zwei Berliner Beiträge: "Verkehrstelematik" und "xml-City". Einen Wettbewerb zum Thema Optische Technologien beendete der Berliner OptecBB e.V. mit Erfolg.

Richtige Strategie

Die ersten Erfolge dieser Konzentration auf eine begrenzte Anzahl von Kompetenzzentren zeigen, dass die Strategie richtig und zukunftsweisend ist. Der zukünftigen Landesregierung Berlins kann deshalb nur empfohlen werden, an dieser Strategie festzuhalten und öffentliche Mittel eher noch gezielter für Nutzung und Ausbau vorhandener Stärken einzusetzen. Zum Aufbau von Kompetenzzentren durch Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft gibt es keine sinnvolle und wirtschaftliche Alternative. Die altbekannte Förderung mit der "Gießkanne" produziert bestenfalls Zufallstreffer. Die gezielte Behebung echter oder vermeintlicher Schwächen schafft noch keine Themenführerschaft, sondern bestenfalls ein Hinterherhinken hinter internationalen Entwicklungen. Beides ist außerdem so ineffizient, dass Berlin sich diese Alternativen nicht mehr leisten kann.

Dem Berliner Senat sei deshalb dringend empfohlen, öffentliche Mittel auf Schwerpunktthemen zu konzentrieren und auch dort einzusetzen, wo es einer Initialzündung für die Bereitschaft bedarf, privates Kapital zur Verfügung zu stellen.

Neuer Zukunftsfonds nötig

Es müssen Mittel für die Berufung neuer Hochschullehrer vorhanden sein, um die Kette innovativer Erkenntnisse in der Region nicht abreißen zu lassen. Weitere Kürzungen im Bereich der Wissenschaft und der Hochschulmedizin sind kurzsichtig und langfristig kontraproduktiv, insbesondere wenn sie zu reduzierten Mitteln von anderen Geldgebern führen: bei der Refinanzierung des Bundes und bei Drittmitteln. Von den Hochschulen muss erwartet werden, dass sie die Mittel, die ihnen zur Verfügung gestellt werden, effizient und zur Unterstützung klarer Profile einsetzen.

Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und der Transfer von Wissen in vermarktbare Produkte bedarf der weiteren intensiven Förderung. Durch Verbundprojekte zwischen Wissenschaft und Unternehmen werden Ausgründungen stimuliert. Ideen und Projekte werden so weit gebracht, dass sie in der Lage sind, aus eigener Kraft Mittel aus anderen Quellen für die Region einzuwerben.

Berlin hat bisher nur 20 Millionen Mark in seinen Zukunftsfonds eingezahlt - die Auffüllung auf den vollen, ursprünglich geplanten Umfang von 250 Millionen Mark ist einer neuen Landesregierung dringend zu empfehlen. Wünschenswert wäre es, wenn die Berliner Politik ihre ursprüngliche von einer breiten Mehrheit getragene Idee wieder aufgriffe, künftig zehn Prozent der Erlöse von Privatisierungen für Zukunftszwecke zu verwenden.

Manfred Gentz ist Mitglied des Vorstandes der Daim

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