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Gesundheit: Per Express zum Mars

Die deutsche Raumfahrt hofft nach etlichen Rückschlägen auf die Mission zum Roten Planeten

Die Tage bis zur ersten europäischen Marsmission sind gezählt. Im Mai soll die Raumsonde „Mars Express“ zum Roten Planeten fliegen und von dort dreidimensionale Bilder zur Erde funken: Aufnahmen von Olympus Mons, dem höchsten Vulkan im Sonnensystem, und von ausgetrockneten, weit verzweigten Flusstälern. Zudem soll ein kleines Raumfahrzeug auf der Marsoberfläche landen und mit einem Bohrer Proben aus dem Marsboden entnehmen und analysieren.

Doch abgesehen von dieser Mission herrscht in der deutschen Raumfahrt derzeit eher Krisenstimmung. „An neue Dinge, an irgendetwas Visionäres, ist überhaupt nicht zu denken“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Sigmar Wittig, am Donnerstag in Berlin.

So verzögert sich etwa nach dem Absturz der amerikanischen Raumfähre „Columbia“ der Bau der Internationalen Raumstation weiter. Ob in dem Weltraumlabor Forscher richtig zum Zuge kommen oder ob dort nur Hausmeister arbeiten werden, ist bislang nicht abzusehen.

Ein weiteres Sorgenkind ist das europäische Satellitensystem Galileo. Eine Flotte aus 30 Satelliten soll von 2008 an um den Erdball kreisen und Europa von amerikanischen Satelliten unabhängig machen. Mit ihnen könnte unter anderem der Verkehr und Transport auf Europas Straßen, Schienen und in der Luft besser gesteuert werden. Doch in Europa gibt es immer noch keine Einigung über das Projekt.

„Wir brauchen neue Raumfahrtstrukturen in Europa“, forderte Wittig. Die EU müsse in Zukunft bestimmte Raumfahrtzuständigkeiten übernehmen, darunter den Aufbau von europäischen Satelliten-Infrastrukturen für den Verkehr, die Katastrophen- und Krisenbewältigung oder Umweltfragen.

Auch um die europäische „Ariane“-Rakete wieder erfolgreich am Markt platzieren zu können, sei ein „klares Bekenntnis der europäischen Staaten zu einem autonomen Weltraumzugang nötig“, sagte Wittig. Doch in Frankreich wie in Deutschland wurden die Raumfahrtbudgets deutlich gekürzt, Industrieunternehmen bauen bereits entsprechende Stellen ab.

Vor allem von der Wettbewerbsfähigkeit und Einsatzbereitschaft der „Ariane“ hängt die Zukunft der europäischen Raumfahrt ab. Ein Beispiel dafür ist die Kometenforschung: Die „Rosetta-Sonde“ soll als erstes Raumfahrzeug auf einem Kometen landen und verfolgen, wie ein Komet bei Annäherung an die Sonne seinen hellen Schweif entfaltet. Wegen Problemen mit dem Ariane-Triebwerk konnte die Sonde aber im Januar dieses Jahres nicht starten. Der angepeilte Komet Wirtanen ist nun mit einer herkömmlichen Ariane-Rakete nicht mehr zu erreichen – zum Leidwesen europäischer Wissenschaftler, die sich jahrelang auf die technisch äußerst schwierige Mission vorbereitet haben.

„Es gibt immer noch Hoffnung“, sagte Wittig. Die Rosetta-Sonde muss allerdings mit einer schubstärkeren Rakete ins All gebracht werden, um den Weg zum Mars und von dort aus weiter zum Kometen schneller zurückzulegen. Ein Start des acht Jahre währenden Flugs wäre im Januar 2004 möglich. Ob die neue, antriebsstarke Ariane-5-Plus-Rakete, die bei ihrem Premierenflug gescheitert ist, dann einsatzbereit ist, ist allerdings fraglich.

Unterdessen haben die Wissenschaftler nach alternativen Zielen Ausschau gehalten. „Im Februar nächsten Jahres gäbe es die Möglichkeit, mit der Rosetta-Sonde zu einem anderen Kometen zu fliegen“, sagte Gerhard Schwehm, Projektleiter bei der Europäischen Weltraumorganisation Esa, dem Tagesspiegel. Ein geeigneter Kandidat wäre der Komet Churyumov-Gerasimenko.

Der Himmelskörper ist allerdings mit etwa fünf Kilometern Durchmesser deutlich größer als der Komet Wirtanen – was das ohnehin schon heikle Landemanöver auf unbekanntem Terrain noch einmal erschwert. Die Raumsonde könnte nicht so nah an diesen gefährlichen Brocken heranfliegen. Sie müsste die Landekapsel aus größerer Höhe und bei größerer Umlaufgeschwindigkeit abwerfen. Nicht die besten Aussichten für eine sanfte Landung.

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