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Gesundheit: Pinguine: Umwerfende Flugszenen

Mitten in Berlin gibt es eine kleine Kolonie, vermutlich königlich-britischer Abstammung. Bis vor wenigen Jahren pflegte man dort noch Traditionen.

Mitten in Berlin gibt es eine kleine Kolonie, vermutlich königlich-britischer Abstammung. Bis vor wenigen Jahren pflegte man dort noch Traditionen. Zur Mittagszeit reihte sich ein jeder in eine Schlange ein. Man trug Frack und wartete geduldig auf die Essensausteilung. Wer vorne stand, bekam seine Mittagsration - und reihte sich kurz darauf wieder hinten ein. Das ging so lange, bis der Mittagstopf leer war. Das alles ist Vergangenheit. Eine öffentliche Fütterung der Königspinguine im Berliner Zoologischen Garten gibt es schon seit vielen Jahren nicht mehr. Vermutlich hatten die Zoowärter Angst um die Tiere.

Was nämlich wäre passiert, wenn eines Tages just um die Mittagszeit eine Propellermaschine über den Berliner Zoo hinweggeflogen wäre? Die Tiere hätten aufgeschaut und das Gleichgewicht verloren. Sie wären wie eine Reihe Domino-Steine umgekippt. Und wer nicht gleich vor Schreck dahingeschieden wäre, der hätte fortan womöglich jedes Futter verweigert. Die Verantwortung dafür wollte verständlicherweise niemand auf sich nehmen.

Den Berliner Zoowärtern war wohl damals zu Ohren gekommen, wie es den antarktischen Königspinguinen während des Falkland-Krieges 1982 ergangen war: Angehörige der Luftwaffe hatten von serienweise umgekippten Pinguinen berichtet, nachdem sie mit ihren Militärmaschinen über das Eis geflogen waren. Die Geschichte war schnell von Mund zu Mund gegangen. Sie fand selbst noch vor wenigen Wochen ein mitleidiges Echo in deutschen Zeitungen.

Das Forschungsprojekt des Briten Richard Stone zieht plötzlich Millionen Menschen in seinen Bann. Stone leitet eine Expedition in der Antarctic Bay und der Possession Bay. Dort leben etwa 1700 Königspinguin-Paare. Der Wissenschaftler und sein Team beobachten seit November mit Videokameras das Verhalten der Tiere, wenn Flugzeuge in 2000 bis 500 Metern Höhe über die Brutstätten fliegen.

Nach bisherigen Erkenntnissen können solche Tiefflüge die frei lebenden Pinguine in der Tat erheblich stören. Mitunter steigen Körpertemperatur und Herzfrequenz, und sie verlassen manchmal sogar ihre Nester. Die Königspinguine drehen bei Anflug von Hubschraubern wohl auch ihre Köpfe - aber umgefallen sei dabei wohl noch keiner, betont Stone.

Im Januar wird sich Stone mit seinen Kollegen an die Auswertung der Daten machen. In Berlin warten die Zoobesucher derweil ungeduldig auf eine Wiedereinführung der Fütterung. Natürlich nur, wenn das Schlangestehen in der Öffentlichkeit für Königspinguine nicht doch zu gefährlich ist!

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