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Gesundheit: Pisa und die Folgen: Das Leitbild vom fröhlichen Lehrer

Brandenburgs Schulminister Steffen Reiche ist bundesweit bekannt für seinen Vorstoß, an den Schulen wieder für eine gesicherte Allgemeinbildung zu sorgen. Der Kanon der Fächer liegt ihm am Herzen und er sucht über die Partei- und Ländergrenzen hinweg nach Verbündeten.

Brandenburgs Schulminister Steffen Reiche ist bundesweit bekannt für seinen Vorstoß, an den Schulen wieder für eine gesicherte Allgemeinbildung zu sorgen. Der Kanon der Fächer liegt ihm am Herzen und er sucht über die Partei- und Ländergrenzen hinweg nach Verbündeten. Bisher hatte er nur seine CDU-Kollegin Annette Schavan gewinnen können. Diese macht ihre Zustimmung an der Oberstufenreform von 1972 fest und daran, dass die heutige gymnasiale Oberstufe mit ihren vielen Wahlmöglichkeiten "von gestern" sei. Um die Schüler künftig in zwei Fremdsprachen und zwei Naturwissenschaften gründlich auszubilden, sieht sie keinen anderen Weg als wieder sieben Fächer in der Oberstufe obligatorisch zu machen: Deutsch, Mathematik, zwei Naturwissenschaften, zwei Fremdsprachen und Geschichte sollen nicht mehr abwählbar werden. Damit wäre das Hauptkontingent von 33 Wochenstunden in der Oberstufe belegt. Wird das ein neuer Kanon?

Die Debatte hat bei anderen Kultusministern bisher wenig Echo gefunden. Nicht mehr in den Anfängen befindet sich die bundesweite Diskussion über Leitbild und Schulprogramm. So konkrete Sätze wie, alle Schüler der neunten Klasse in Brandenburg sollen einmal im Jahr das Jüdische Museum oder das ehemalige Konzentrationslager Sachsenhausen besuchen, gehören ins Schulprogramm. Im Leitbild geht es dagegen um mehr Autonomie für die einzelne Schule, mehr Selbstständigkeit bei der Verwaltung des Budgets und bei der Auswahl der Lehrer.

In Brandenburg soll sich jede Schule ein Leitbild geben. Deswegen hat Minister Reiche Schulleiter und Schulräte, Vertreter der GEW und der Wirtschaft zur gemeinsamen Beratung eingeladen. Für Manager aus der Wirtschaft ist klar: Ein Leitbild muss einfach, klar und in verständlichem Deutsch formuliert sein. Es soll begeistern, über den Tag hinaus binden und muss eine Vision enthalten. Wohlgemerkt eine Vision, auf die sich eine Schule zu bewegt, keine unerreichbare Utopie. Wenn die Schuluntersuchung Pisa ergeben hat, dass Deutschland unter 32 Ländern nur auf Platz 21 steht, dann könnte die Vision vorgeben, in acht Jahren einen Platz über dem Durchschnitt zu erreichen.

Ziele für die nächste Etappe

"Eine Schule muss Daten über sich selbst erheben - wo sind wir jetzt -, danach muss sie neue Ziele definieren, die sie in der nächsten Etappe erreichen will. Ins Leitbild gehört, was in emotionaler Weise die Menschen ansprechen und mitnehmen soll." So wünscht es sich Reiche. Im Zeichen von mehr Selbstständigkeit für die Schulen soll das auch bedeuten, dass Schulräte zu Bildungsberatern werden und Abschied von ihrer Rolle als Aufsicht nehmen. Aber die Schulen müssen sich auch an ihren selbst gesetzten Zielen messen lassen. Die zweite Seite der Medaille der größeren Selbstständigkeit ist die Rechenschaft, die die Schule der Öffentlichkeit und dem Bildungsministerium schuldet. Schulziele müssen erreicht werden - das bedeutet letztlich immer besseren Unterricht. Werden die Ziele nicht erreicht, kann die Schulaufsicht eingreifen und Konsequenzen ziehen. Ein Leitbild wird regelmäßig erneuert, "zur Reanimation des Engagements". Natürlich ist dies nicht nur Sache der Lehrer, sondern auch der Eltern und Schüler. Reiche hat ein sehr optimistisches Bild vom Pädagogen: "Die Lehrer müssten eigentlich fröhlich aussehen bei einer der schönsten Aufgaben der Welt." Das tun sie leider nicht immer.

Uwe Schlicht

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