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Gesundheit: Reden ist Gold

Von Thomas Veser „Nicht Sieg ist Zweck der Debatte, sondern Gewinn", lautete die Maxime des französischen Moralisten Joseph Joubert, der im 18. Jahrhundert lebte.

Von Thomas Veser

„Nicht Sieg ist Zweck der Debatte, sondern Gewinn", lautete die Maxime des französischen Moralisten Joseph Joubert, der im 18. Jahrhundert lebte. Unter dieses Motto stellte Hessens frühere Kultusministerin Marlies Mosiek-Urban den zweiten Schüler-Redewettbewerb der Hertie-Stiftung in Frankfurt. Die nach festen Regeln geführte Debatte lobte die Politikerin als „konstruktive Form des Austausches, bei dem man den Respekt vor der Meinung der anderen erlernt“.

Nach mehrmonatiger Vorbereitung stellten sich die vier Finalisten, Gymnasiasten an städtischen Gymnasien, einem öffentlichen Duell. „Soll der Gesetzgeber ein soziales Pflichtjahr für Frauen und Männer einführen?", lautete das erst kurz vor Beginn der Runde per Los ermittelte Diskussionsthema. Es war eines von zwei Themen, auf die sich die Teilnehmer der Schlussrunde eine Woche lang vorbereitet hatten. Diesmal traf die Jury aus Experten und Journalisten ihre Entscheidung nicht hinter verschlossenen Türen, sondern öffentlich, vor fast 800 Schülern der Teilnahme-Schulen am Wettbewerb „Rhetorik in die Schule - Jugend debattiert".

Erneut belohnte die Stiftung rednerische Höchstleistungen mit Preisgeldern in Höhe von 12 500 Euro für die Besten und deren Schulen. Franziska Wandtner, mit 16 Jahren jüngste Teilnehmerin, bekam den ersten Preis, wegen ihrer schlüssigen Argumente und einer bildhaften Sprache mit kurzen, wohl durchdachten Sätzen.

Erst seit einigen Jahren hält die Technik der freien Rede, wie sie an englischen Bildungsstätten in Form traditioneller Debattierclubs geübt wird, wieder Einzug an deutschen Schulen. Um diese Entwicklung zu beschleunigen, hat die Hertie-Stiftung mit dem Hessischen Kultusministerium und dem Landesinstitut für Pädagogik Lehrern in Frankfurt sowie Schülern von 16 bis 19 Jahren eine Rhetorikausbildung ermöglicht. Auch der Tagesspiegel hatte im vergangenen Jahr einen solchen Wettbewerb angeboten.

Als die Stiftung vor zwei Jahren mit ihrem Angebot an die Öffentlichkeit ging, hatten sich an 21 Schulen 37 Schüler und 90 Lehrer angemeldet. Diesmal waren es 1500 Schüler, 31 von 38 Frankfurter Schulen. Zugenommen hat in der zweiten Bewerbungsrunde die Teilnehmerzahl aus gymnasialen Leistungskursen Mathematik und Biologie.

Fand die erste Ausbildungsrunde noch außerhalb des normalen Schulbetriebs statt, „sind wir diesmal direkt in die Schule gegangen: Rhetorikkurse waren fester Bestandteil des Unterrichtsprogramms", berichtet Ansgar Kemmann, Dozent an Deutschlands einzigem Hochschulinstitut für „Allgemeine Rhetorik" an der Uni Tübingen. Gleichzeitig habe man alle teilnehmenden Lehrer verpflichtet, nach diesen Regeln auch im Unterricht zu debattieren. Denn nach der bisherigen Erfahrung „fehlt es an Kontinuität", kritisiert Kemman.

Nach festen Regeln zu debattieren, müsse im Unterrichtsalltag „normaler werden", fordert der Dozent. Künftig will die Stiftung vor allem die Rhetorikausbildung für Lehrer intensivieren. Dort hat man eine besonders starke Fluktuation festgestellt. Nachdem die Stiftung nun fast alle städtischen Schulen gewinnen konnte, bietet es sich an, mit der Rhetorikausbildung aus dem Frankfurter Dunstkreis hinaustreten und die Kurse bundesweit anzubieten. Dazu will sich der Vorstand nach der Sommerpause äußern.

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