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Gesundheit: Rettungsaktion für die Schule

Als Reaktion auf das schlechte Abschneiden deutscher Schulen beim Leistungstest Pisa haben Eltern, Lehrer und Schüler ein Reformbündnis gegründet. „Ein halbes Jahr nach den Pisa-Ergebnissen verharrt die Politik in hektischem Stillstand“, kritisierte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eva-Maria Stange, bei der Vorstellung des „Bündnisses der Verantwortung für bessere Schule“am Dienstag in Berlin.

Als Reaktion auf das schlechte Abschneiden deutscher Schulen beim Leistungstest Pisa haben Eltern, Lehrer und Schüler ein Reformbündnis gegründet. „Ein halbes Jahr nach den Pisa-Ergebnissen verharrt die Politik in hektischem Stillstand“, kritisierte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eva-Maria Stange, bei der Vorstellung des „Bündnisses der Verantwortung für bessere Schule“am Dienstag in Berlin. Wichtige Entscheidungen würden von den Kultusministern verschleppt. „Alle starren auf den Bundesländervergleich Ende Juni wie das Kaninchen auf die Schlange“ oder versuchten aus den Ergebnissen Wahlkampfmunition zu ziehen. Auch die Vorsitzende des Bundeselternrates, Renate Hendricks, beanstandete Tatenlosigkeit: „Es nützt den Schulkindern heute nichts, wenn Verbesserungen nach fünf bis zehn Jahren in Aussicht gestellt werden.“ Staaten, die bereits aus den Bildungsstudien der 60er und 70er Jahre Konsequenzen gezogen hätten, stünden heute besser da als Deutschland.

Ein mittlerer Schulabschluss für alle

Über Bildungspolitik „muss ohne Tabus, Parteiengezänk und Verbändeegoismus nachgedacht“, forderte Stange. Dabei soll auch das gegliederte Schulsystem nicht ausgenommen werden. „Einem Viertel der 15-jährigen Schüler fehlen Grundkenntnisse beim Lesen und Rechnen und damit wichtige Voraussetzungen für das Leben im Alltag, in Beruf und Familie“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung zur Ausgangslage. Nur bei der Festschreibung von sozialer Ungleichheit sei das deutsche Schulwesen „erstklassig“. Nun wollen sich Eltern, Lehrern und die BundesschülerInnenvertretung für die Realisierung der Reformen einsetzen.

Gemeinsam will der Zusammenschluss erreichen, dass alle Kinder einen guten Start bekommen und es mindestens bis zum mittleren Bildungsabschluss schaffen. Dazu setzen die Eltern- und Lehrervertretungen auf den Ausbau von Kindergärten und Grundschulen zu „Lern- und Lebensorten“. Erzieher sollen künftig ein Hochschulstudium absolvieren, wie auch in anderen europäischen Staaten üblich. „Lernen braucht Zeit“ ist das Motto der Schulentwicklung – in der Grundschule, um die Grundlagen im Lesen, Schreiben und Rechnen zu legen. Die Ganztagsschule mit gutem pädagogischen Konzept sei dafür die richtige Voraussetzung. Wie in Schweden und Finnland sollen nach den Vorstellungen der Initiatoren künftig auch in Deutschland die Kinder weniger „sortiert“, sondern mehr gefördert werden. Auch beliebte „Hohlformeln“, wie etwa „Standards“ sollen in der Diskussion gefüllt werden.

Bürger sollen sich engagieren

Doch aus der Verantwortung ist die Politik nicht entlassen: Sie soll passende Rahmenbedingungen für die neue Schule schaffen. Dazu gehört auch das Geld. „Die Politik kann in kürzester Frist Milliardenbeträge für Projekte beschaffen, aber für eine passable Grundausstattung der Bildungseinrichtungen reicht es nicht“, empörte sich Stange. Privates Kapital soll für die Extras dazu kommen: Der Bundeselternrat will in den nächsten Tagen eine „Stiftung Bildung und Erziehung“ gründen, über die sich Bürger für die Bildung auch finanziell engagieren können.

Als nächstes will sich das Bündnis lautstark zu Wort melden: Für den 12. Juni wird bundesweit zur Demonstration in Berlin mit dem Titel „Für eine neue Bildungspolitik“ aufgerufen. Bärbel Schubert

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